Verbannt
und mir nach«, miaute Charly und landete mit einem dumpfen Poltern neben ihnen. »Sonst kannst du dich gleich über mehr beklagen als nur deinen Schwanz. Und jetzt hier lang!« Damit kroch er zum Rand des Daches.
Er sprang auf die Umrandung eines mit Wasser gefüllten Behälters und hinunter zum Boden. Von dort winkte er ihnen, ihm zu folgen. Löwenpfote kam zuerst und sprang leichtfüßig nach unten, Distelpfote, die sich den Schock bei einem Sturz ins kalte Wasser ausmalte, folgte etwas vorsichtiger. Windpfote landete neben ihr und begutachtete sogleich das zerfetzte, blutende Ende seines Schwanzes.
»Lass das«, zischte Charly. »Wir müssen rennen!«
Ein aufgeregtes Jaulen drang aus dem Inneren des Nests, gefolgt von wirbelnden Pfoten, die donnernd ins Freie stürmten. Charly flitzte los und rannte schnell wie ein Krieger den Weg zurück, den die Schüler gekommen waren. Die Clan-Katzen rasten hinter ihm her. Distelpfotes Herz schlug noch schneller, als sie sich dem Zaun näherten – würden sie sich hindurchzwängen können, ehe die Hunde sie erwischten?
Doch Charly führte sie zu einem anderen Zaunabschnitt, wo er Löwenpfote unsanft durch ein Loch schubste, Distelpfote krabbelte hinter ihm her. Das war leichter und schneller, als sich unter dem Zaun hindurchzuzwängen. Windpfote folgte, und zuletzt kam Charly, der sich dann zu den Hunden umdrehte, die auf sie zustürmten und so laut bellten, als wollten sie den SternenClan wecken.
»Geht doch zu euren Aufrechtgehern«, verhöhnte er sie. »Bettelt bei ihnen um Futter. Heute gibt es nämlich keine Katze zum Fressen.«
Distelpfote glaubte nicht, dass die Hunde ihn verstanden. Sie warfen sich gegen den Zaun, aber der gab nicht nach und das Loch war zu klein für sie. Kurz darauf kam ein Zweibeiner um die Ecke des nächstgelegenen Nests und schrie die kläffenden Hunde an. Ihr Bellen verwandelte sich in ein leises Winseln, und sie schlichen davon, wobei sie den Katzen wütende Blicke zuwarfen.
»Gut, gehen wir«, miaute Charly.
Er führte sie zurück zum Schutz der Hecke, wo alle drei im hohen Gras zusammenbrachen. Distelpfote schloss die Augen. Als sie sie wieder öffnete, war Charly verschwunden, stattdessen standen Brombeerkralle und Krähenfeder über ihr.
»Seid ihr drei denn völlig mäusehirnig geworden?« Brombeerkralles Stimme klang eisig. »Ihr habt doch gehört, dass Hunde auf dem Hof sind. Dennoch bringt ihr euch in Gefahr. Und wofür? Für ein paar Wühler?«
»Tut mir leid«, murmelte Distelpfote und konnte ihrem Vater nicht in die Augen sehen.
»Wir haben nicht nachgedacht«, gab Löwenpfote zu.
»Das habe ich gemerkt«, erwiderte Brombeerkralle.
»Es ist aber nicht nur unsere Schuld.« Windpfote, der seinen Schwanz leckte, sah auf. »Hättest du uns nicht so hungrig …«
»Keiner von euch weiß, was es bedeutet, wirklich Hunger zu haben«, fauchte Krähenfeder.
»Ich hoffe, ihr habt euch bei Charly bedankt«, fuhr Brombeerkralle fort. »Ihr hattet großes Glück. Denn er hat vermutet, wohin ihr abgehauen seid. Wenn er nicht …«
»Wir hätten den Weg auf das Heu schon selbst gefunden«, unterbrach ihn Windpfote. »Wir schulden diesem verrückten Alten gar nichts.«
Distelpfote starrte ihn mit offenem Mund an. Sie war sich sicher, dass sie ohne Charly längst tot und von den Hunden in Fetzen gerissen in diesem Zweibeinernest liegen würden.
Krähenfeder fauchte zornig und wandte sich ab. Distelpfote empfand einen unerwarteten Anflug von Mitleid mit Windpfote. Lieber ließ sie sich von Brombeerkralle schimpfen, als Krähenfeders kalte Ablehnung zu ertragen. Ob er Windpfote überhaupt mochte? Sie und ihre Wurfgefährten konnten den WindClan-Schüler nicht ausstehen, aber Krähenfeder war doch sein Vater!
Zum Glück ist er nicht mein Vater, dachte sie.
Ein Rascheln in der Hecke ließ sie zusammenfahren, doch es war nur Häherpfote, der mit einem Maul voller Kräuter herbeitappte. »Kerbel«, verkündete er und ließ die Blätter neben Windpfote fallen. »Ich hätte Schachtelhalm vorgezogen, aber ich kann keinen finden. Kau die Blätter und verteil den Brei auf deinem Schwanz«, erklärte er Windpfote. Dann wandte er sich an Distelpfote und Löwenpfote. »Seid ihr verletzt?«
»Nein, uns ist nichts passiert«, versicherte Löwenpfote.
»Das prüfe ich lieber selbst nach.« Häherpfote schnupperte Löwenpfote gründlich von den Ohren bis zur Schwanzspitze ab, dann machte er mit Distelpfote weiter.
»Wir haben wirklich
Weitere Kostenlose Bücher