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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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er.

20. KAPITEL
    Löwenpfote folgte Fang, der sich einen Weg zu den darunter liegenden Felsen suchte. Dort warteten auf sie mit wachsamen Augen und zuckenden Schwänzen die Katzen, die den Adler getötet hatten.
    Ein hellgrauer Kater trat vor und berührte Fangs Nase mit der seinen. »Schön, dich wiederzusehen«, miaute er mit warmer Stimme. »Und dich auch, Nacht«, fügte er hinzu, als die schwarze Kätzin sich zu ihnen gesellte.
    »Danke, Grau«, erwiderte Fang.
    Löwenpfote musterte die Stammeskatzen zweifelnd. Sie waren kleiner und dünner als die Clan-Katzen, und ihre graubraunen Pelze waren mit Schlamm bedeckt, sodass sie sich kaum von den Felsen abhoben. Ihre Augen glühten seltsam und spiegelten das rote Licht der untergehenden Sonne. Als eine von ihnen sich umdrehte und ihn ansah, trat er hastig einen Schritt auf Eichhornschweif zu. Die beugte den Kopf und leckte sein Ohr und einen Herzschlag lang schämte er sich.
    Ich bin doch kein Junges mehr. Schließlich, so sagte er sich, waren sie hier, um diesen Katzen zu helfen.
    Der Kater, den Fang mit Grau angesprochen hatte, starrte nun die Katzen an, die hinter Nacht den Pfad herunterkamen. »Sturmpelz!«, rief er mit weit aufgerissenen Augen. »Bach! Was macht ihr denn hier? Ihr … ihr seid doch tot.«
    Die Stammeskatzen drängten sich mit gesträubtem Fell enger zusammen. Löwenpfote verspürte einen Anflug von Ärger. Nur weil Steinsager Sturmpelz und Bach in den Augen des Stammes für tot erklärt hatte, hieß das noch lange nicht, dass sie wirklich tot waren. Glaubten diese Katzen denn alles, was ihr Anführer sagte?
    Mit müdem Blick schaute Sturmpelz Bach an. »Nein, wir sind nicht tot«, miaute er dann und wandte sich wieder an die Stammeskatzen. »Wir waren eine Zeit lang Verbannte, mehr nicht.«
    Die Katzen traten vor und reckten die Hälse, um Sturmpelz zu beschnuppern. Ihre Fragen kamen erst langsam, dann schneller, wie Regen in der Blattfrische.
    »Geht es euch gut?«
    »Wohin seid ihr gegangen?«
    »Warum seid ihr jetzt hier?«
    »Fang und Nacht sind gekommen, um uns zu holen.« Zum ersten Mal ergriff Bach das Wort. »Sie sagten, ihr braucht uns.«
    Die Stammeskatzen schauten sich unsicher an. Löwenpfote wartete darauf, dass sie sagten: Ja, danke, wir hatten gehofft, dass ihr zurückkommt und uns helft. Aber das taten sie nicht. Stattdessen wandten sie ihre Aufmerksamkeit den Clan-Katzen zu.
    Grau trat vor und schnupperte vorsichtig an Brombeerkralle. »He, dich kenne ich. Du warst bei den Katzen, die vor einigen Blattwechseln hier vorbeigekommen sind.«
    »Das stimmt.« Brombeerkralle neigte den Kopf. »Und ich erinnere mich auch an dich. Du bist Grauer Himmel vor dem Morgen, stimmt’s?«
    »Ja!« Grau schien überrascht, dass Brombeerkralle sich an seinen Namen erinnerte. »Habt ihr die Heimat gefunden, nach der ihr gesucht habt?«
    »Ja, das haben wir«, erwiderte Brombeerkralle. »Es ist ein guter Ort, an einem See.«
    Grau legte den Kopf auf die Seite. »Warum seid ihr dann hier? Und wo sind die anderen?«
    »Wir sind gekommen, um …«, fing Bernsteinpelz an, verstummte aber, als Bach ihr einen warnenden Blick zuwarf, und zuckte verärgert mit der Schwanzspitze.
    »Sie sind gerade auf der Durchreise«, erklärte Bach.
    Löwenpfote sträubte sein Fell, Distelpfote lehnte sich zu ihm und murmelte ihm ins Ohr: »Sie will die Stammeskatzen nicht beleidigen, weil sie Hilfe von Außenstehenden brauchen. So, wie es aussieht, sind sie schon erschrocken genug, dass sie und Sturmpelz von den Toten zurückgekehrt sind.«
    Aber sie brauchen doch unsere Hilfe! Die Katzen waren so mager, dass Löwenpfote ihre Rippen zählen konnte. Sie waren den Eindringlingen auf keinen Fall gewachsen. Sein Fell wurde heiß vor Wut, als er sich an die spöttischen Blicke von Streif und Schnips erinnerte und wie unverschämt sie aufgetreten waren.
    Sie meinen, sie können tun, was sie wollen, weil niemand sie daran hindert!
    Mittlerweile schwand das rote Licht des Sonnenuntergangs und ließ die Berge in Zwielicht gehüllt zurück. Fang forderte die Katzengruppe mit einem Schwanzschnippen zum Weitergehen auf.
    »Bis später in der Höhle, Grau«, miaute er. Seine Stimme klang entschieden und machte deutlich, dass er keine weiteren Fragen mehr beantworten würde.
    Die Stammeskatzen wandten sich wieder ihrer Beute zu und zerrten sie über die Felsen, wobei die Federn des Adlers leise raschelnd über das Gestein streiften. Löwenpfote machte einen großen Bogen um den

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