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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Vogel. Obwohl er tot war, war dem Schüler der Anblick der scharfen, gekrümmten Klauen und des hellen Knopfauges, das ihn anzustarren schien, unheimlich.
    Während er neben seinen Wurfgefährten über das Felsplateau tappte, hörte Löwenpfote auf einmal ein Geräusch, das wie Donner klang. Er schaute auf, aber der Himmel war klar und die Sterne tauchten allmählich über den Gipfeln auf. Das brausende Geräusch wurde lauter und die Luft immer feuchter, bis kleine Wasserperlen an Löwenpfotes Fell hingen.
    Sie hatten fast den Rand des Bergplateaus erreicht. Distelpfote rannte vor und spähte über die Kante. »Komm und sieh dir das an!«, rief sie.
    Löwenpfote sprang zu ihr, blieb dann jedoch jäh stehen, um sich zu vergewissern, dass Häherpfote der Kante nicht zu nahe kam. Vor seinen Pfoten fiel der Berg steil ab in ein schmales, gewundenes Tal, an dessen Grund ein Bach schäumte. Gischt spritzte gegen die Steine, und Wasserstrudel wirbelten um die Wurzeln struppiger Büsche, die sich an das Ufer klammerten. Das donnernde Geräusch kam von weiter hinten im Tal, wo der Bach über einer Felsklippe verschwand.
    »Da ist der Wasserfall.« Eichhornschweif hob die Stimme und deutete mit dem Schwanz hinunter in das Tal. »Wir haben es gleich geschafft.«
    Fang, der die Gruppe immer noch anführte, kletterte die Felsen zum Fluss hinab. Ein winziger Pfad, schmal wie ein dünner Baumstamm, säumte das Ufer. »Gebt acht, wohin ihr eure Pfoten setzt!«, rief er.
    »Weißt du noch, wie wir das erste Mal hier waren?«, fragte Eichhornschweif Brombeerkralle.
    Die Schnurrhaare des getigerten Katers zuckten. »Wie könnte ich das je vergessen!«
    »Es war auf dem Rückweg vom Wassernest der Sonne«, erklärte Eichhornschweif den Schülern. »Es hatte heftig geregnet und eine Hochwasserwelle riss uns in den Bach. Wir sind den Wasserfall hinuntergestürzt und in einem Teich gelandet.«
    »Ich dachte, ich wäre schon auf dem Weg zum SternenClan«, fügte Sturmpelz hinzu, blieb stehen und betrachtete den Bach, ehe er seine Pfoten vorsichtig auf den steilen Felspfad setzte.
    Eichhornschweif, die Sturmpelz folgte, schaute zurück und sagte: »Mal sehen, ob wir es diesmal alle mit trockenen Pfoten schaffen. Komm, Häherpfote, halt dich an meinem Schwanz fest und folge genau meinen Pfotenschritten.«
    Schweigend tasteten sich die Katzen in einer langen Reihe das Flussufer entlang auf die Stelle zu, wo das Wasser in die Tiefe stürzte. Selbst Windpfote hörte auf die Anweisungen der erfahrenen Stammeskatzen, die die Vorhut bildeten.
    An der Kante des Wasserfalls blieb Löwenpfote stehen und schaute hinunter, wo das Wasser in den Teich donnerte. Die Luft war von Gischt erfüllt, das Gestein nass und glatt.
    »Wie soll Häherpfote da nur runterkommen?«, murmelte er Distelpfote zu.
    Seine Schwester schüttelte besorgt den Kopf. »Das schafft er nie.«
    Plötzlich hörte Löwenpfote ein lautes Protestgeheul. Brombeerkralle hatte Häherpfote am Genick gepackt und tastete sich langsam nach unten, während der Kater wie ein Junges in seinem Maul baumelte.
    »Das kann ich alleine!«, fauchte Häherpfote wütend.
    Eichhornschweif, die bereits sicher unten angelangt war, schaute ihnen mit zuckender Schwanzspitze zu. »Halt still oder ich werf dich in den Teich«, warnte sie ihn.
    Löwenpfote beugte sich noch dichter zu Distelpfote. »Sag ja nie was darüber zu Häherpfote. Sonst macht er Krähenfraß aus uns.«
    Seine Schwester nickte hastig und begann dann selbst mit dem Abstieg. Löwenpfote folgte ihr, als Letzter vor Bernsteinpelz. Sein Herz klopfte schnell, vorsichtig suchte er auf den nassen Felsen nach Halt. Einmal rutschte er aus und baumelte mit den Hinterbeinen hilflos strampelnd über dem donnernden Wasser. Bernsteinpelz packte ihn mit den Zähnen an der Schulter und zog ihn zurück auf den sicheren Felsenpfad.
    »Danke«, keuchte er.
    Bernsteinpelz zuckte mit den Ohren, sagte aber nichts.
    Löwenpfote war noch nie so dankbar gewesen wie in dem Moment, als er die letzte Schwanzlänge hinuntersprang und auf dem ebenen Boden neben dem Teich landete. Seine Beine zitterten, und sein Pelz war durchnässt von der Gischt, doch in seinem Inneren fühlte er sich stolz und stark. Nichts konnte die Clan-Katzen aufhalten, nicht einmal ein Wasserfall. Mit diesen jämmerlichen, Krähenfraß fressenden Eindringlingen würden sie bald fertig werden und ihnen zeigen, wer es verdiente, in den Bergen zu jagen. Kein Wunder, dass sich die Stammeskatzen nicht

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