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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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gegen sie zur Wehr setzen konnten – nach allem, was er gesehen hatte, waren sie zu klein und zu dünn, um über echte Kampfkraft zu verfügen. Fang und Nacht hatten das Richtige getan, dass sie die Clan-Katzen um Hilfe gebeten hatten. Die Clans waren die einzige Hoffnung für den Stamm des eilenden Wassers.
    Mehrere Stammeskatzen lauerten hinter den Felsen am Teich und beobachteten die Neuankömmlinge nervös. Löwenpfote versuchte, so zu tun, als hätte er sie nicht bemerkt. Es gefiel ihm nicht, dass sie ihn anstarrten wie einen seltenen Käfer, voller Neugier und Misstrauen. Diese Katzen könnten gefälligst etwas Dankbarkeit zeigen, dass die Clan-Katzen den weiten Weg auf sich genommen hatten, um ihnen zu helfen!
    Krähenfeder hatte sich von den anderen entfernt und saß mit gesenktem Kopf vor einem Steinhaufen unter einem verkümmerten Baum auf der anderen Seite des Teichs.
    »Was macht Krähenfeder da?«, fragte Löwenpfote.
    »Dort liegt Federschweif begraben«, erklärte Bernsteinpelz. Löwenpfote starrte zu dem kleinen grau-schwarzen Kater hinüber. »Warum ist Krähenfeder so traurig wegen ihr? Sie gehörten nicht mal zum selben Clan.«
    »Krähenfeder hat sie geliebt.« Bernsteinpelz’ Stimme klang sanft. »Sie starb, als sie ihn und den Stamm vor Scharfzahn rettete.«
    Verständnis regte sich in Löwenpfotes Kopf wie eine Maus in einem Laubhaufen. Vielleicht war der Verlust von Federschweif der Grund, warum der WindClan-Kater immer so mürrisch war. Er bemerkte, wie Windpfote seinen Vater aus schmalen, eifersüchtig blitzenden Augen beobachtete, und empfand ausnahmsweise Mitleid mit ihm. Er war sich nicht sicher, wie es ihm gehen würde, wenn Brombeerkralle so sehr um eine Katze trauerte, die schon vor Ewigkeiten gestorben war, obwohl er nun Eichhornschweifs Gefährte war.
    »Kommt!« Fangs Stimme unterbrach seine Gedanken. »Es ist Zeit, den Pfad des eilenden Wassers zu beschreiten.« Er tappte um den Teich herum und sprang ein paar Felsen hinauf.
    Löwenpfotes Augen wurden groß vor Staunen, als Fang hinter der Wand aus herabfallendem Wasser verschwand. »Wo ist er hin?«
    Bernsteinpelz berührte ihn mit dem Schwanz an der Schulter. »Das wirst du gleich sehen.«
    Löwenpfote kletterte die rutschigen Steine hinauf und gesellte sich an der Stelle, wo Fang verschwunden war, zu Distelpfote, Häherpfote und Eichhornschweif. Sie standen auf einem schmalen Steinsims, der hinter den Wasserfall führte. An seinem Ende klaffte drohend ein dunkles Loch. Löwenpfotes Fell sträubte sich.
    »Folge mir einfach«, sagte Eichhornschweif zu Häherpfote. »Und drück deinen Pelz fest gegen den Felsen.«
    Häherpfote, der noch immer schmollte, weil er den Wasserfall hinabgetragen worden war, murmelte etwas, das Löwenpfote nicht hören konnte.
    Eichhornschweif ging zuerst und setzte ihre Pfote sorgsam in einer geraden Linie, wobei ihr Pelz das Gestein streifte. Häherpfote folgte, und Löwenpfote ging dicht hinter seinem Bruder, bereit, ihn aufzufangen, falls er ausrutschen sollte.
    Das Wasser donnerte an ihm vorbei, füllte seine Ohren mit lautem Dröhnen und bedeckte seinen Pelz mit eiskalten Tropfen. Löwenpfote war sicher, dass es ihn jeden Augenblick packen und hinunter in den Teich werfen würde. Im schwachen Dämmerlicht konnte er Häherpfotes schwarzes Fell vor dem nassen Gestein kaum erkennen. Die feuchte Luft verschluckte die Gerüche seiner Gefährten; er könnte ebenso gut allein sein und hinein in die Dunkelheit unter der Erde schreiten, um niemals zurückzukehren.
    »Hier ist es«, hörte er Häherpfote murmeln. »Hier sollten wir sein.«
    Löwenpfote wusste nicht, was sein Bruder damit meinte – er jedenfalls war noch nie in seinem Leben so überzeugt gewesen, dass er in den Wald gehörte, mit Gras unter den Pfoten, wie in diesem Moment. Er holte tief Luft, trat in die klaffende Öffnung … und fand sich in einer Höhle wieder. Schwaches Licht drang durch den Wasserfall hinter ihm und enthüllte steile Felswände, die um ihn herum aufragten und oben im Schatten verschwanden.
    Blinzelnd ging Löwenpfote weiter. Nachdem er den engen Eingang hinter sich gelassen hatte, verklang das Donnern des Wasserfalls. Distelpfote und Häherpfote tappten neben ihm, wobei seine Schwester sich erstaunt umschaute, während sein Bruder vor Anspannung zitterte.
    Brombeerkralle, Fang und Eichhornschweif waren bereits weiter in die Höhle eingetreten. Um sie herum scharten sich Gruppen von Stammeskatzen, drahtige

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