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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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nie gekommen, seine eigene Wunde zu lecken.
    »Dann mach schon«, fuhr Häherpfote ihn an. »Was nützt es, einen Kräuterumschlag auf eine Kruste aus getrocknetem Blut und verklebtem Fell aufzutragen?«
    Er kauerte sich hin und kaute die Blutwurz, während er das stete Schaben von Graus Zunge hörte. Die Wurzel besaß einen starken, aromatischen Duft und einen scharfen Geschmack.
    »Wir benutzen auch Wintergrün«, miaute Steinsager, während er die Katzen versorgte. »Und Rainfarn. Kennst du das?«
    Häherpfote spuckte den Rest der zerkauten Wurzel aus und nahm eine Pfote voll davon, um sie auf Graus Wunde zu streichen. »Rainfarn haben wir auch, benutzen ihn aber hauptsächlich gegen Husten. Also, Grau, ist die Wunde jetzt sauber?«
    »Ja, ist sie«, erwiderte der Beutejäger.
    »Wird auch Zeit«, murmelte Häherpfote. »Als hätte man es mit Jungen zu tun!«
    »He, immer mit der Ruhe.« Distelpfote schob ihre Schnauze in Häherpfotes Nackenfell. »Sag mir, was ich tun soll. Ich kann euch helfen.«
    »Die Stammeskatzen müssen anfangen, sich selbst zu helfen«, blaffte Häherpfote sie an, doch dann tat es ihm sofort wieder leid, dass er so unfreundlich gewesen war. Distelpfote konnte ja nicht ahnen, dass die Vorfahren des Stammes aufgegeben hatten, und er wollte es ihr auch nicht erzählen. Aber er wusste, dass es keine Hoffnung mehr für die Stammeskatzen gab, wenn sie sich nicht endlich selbst halfen.

26. KAPITEL
    Sobald die verletzten Katzen versorgt waren und in ihren Schlafkuhlen ruhten, tappte Steinsager erschöpft zum Höhleneingang. Er winkte Brombeerkralle mit dem Schwanz zu sich, und Löwenpfote folgte, neugierig, zu erfahren, was ihr nächster Schritt sein würde.
    Das Licht, das durch den Wasserfall drang, war trübe und grau. Steinsager setzte sich nieder, eine kleine, dunkle Gestalt inmitten des dunstigen Flimmerns, und schob die Pfoten unter sich.
    »Der Stamm kann hier nicht überleben«, seufzte er, und seine Stimme ging im Dröhnen des Wassers fast unter. »Wir müssen die Berge verlassen und uns anderswo eine Heimat suchen.«
    Brombeerkralles Augen weiteten sich entsetzt. »Diese Entscheidung liegt bei dir, Steinsager, aber ist das klug? Es drohen viele Gefahren, wenn eine große Gruppe von Katzen gemeinsam unterwegs ist. Die Clans haben einige Leben auf der Großen Reise verloren. Außerdem – wohin wollt ihr gehen?«
    Steinsager schüttelte den Kopf. Darauf hatte er keine Antwort.
    Vielleicht könnten sie mit uns zum See kommen, dachte Löwenpfote. Aber es sind zu viele, um sich einem Clan anzuschließen. Sie würden sich aufteilen müssen und das wollen sie sicher nicht. Und die Clans würden sie niemals aufnehmen.
    »Selbst wenn ihr eine neue Heimat findet«, fuhr Brombeerkralle fort, »müsstet ihr neue Lebensweisen lernen, neue Jagdtechniken. Es wäre besser, wenn ihr hier, in eurem vertrauten Territorium einen Weg findet, um zu überleben.«
    Steinsager drehte den Kopf und schaute den getigerten Kater an. »Und wie sollen wir das tun?«
    »Versucht es mit Grenzpatrouillen«, miaute Brombeerkralle.
    »Patrouillen?« Steinsagers Stimme klang missbilligend. »Sollen wir unsere Zeit damit verbringen, über die Felsen zu klettern?«
    »Ja, es ist nicht einfach«, gab Brombeerkralle zu, einen Hauch von Ärger in der Stimme. »Aber deine Katzen sind es gewöhnt, in diesem Gelände unterwegs zu sein. Und damit seid ihr gegenüber den Eindringlingen im Vorteil.«
    Steinsager blinzelte und starrte auf das endlos fallende Wasser. Nach mehreren Herzschlägen fragte er: »Willst du damit sagen, der Stamm sollte sich auf ein einziges Gebiet beschränken?«
    »Es wäre ein großes Gebiet«, versprach Brombeerkralle. »Groß genug, um euch zu versorgen. Und ist es nicht besser, einen Teil eures Territoriums zu behalten, als alles zu verlieren?« Als Steinsager nicht antwortete, fügte er hinzu: »Warum kommst du nicht und schaust dir das Gebiet selbst an, um sicherzugehen, dass es groß genug ist?«
    »Der Seher verlässt die Höhle nur für die Zeremonien am Wasserfall«, antwortete Steinsager. »So will es der Stamm der ewigen Jagd.«
    Brombeerkralle schaute enttäuscht und seine Schwanzspitze zuckte hin und her. Löwenpfote fürchtete schon, er würde aufgeben.
    Da sprach Steinsager weiter: »Doch vielleicht ist die Zeit gekommen, mit einigen unserer Traditionen zu brechen, damit wir die übrigen bewahren können. Ich komme mit dir.«
    »Großartig!« Brombeerkralles Schwanz zeigte steil in die

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