Verbannt
würde.
Häherpfote schloss die Augen und erwachte erneut auf dem flachen Felsvorsprung, wo der Wind ihm das Fell gegen den Körper blies. Stein saß auf einem Felsen und schaute ihn an. Mondlicht glitzerte auf seinem haarlosen Körper und seine blinden Augen waren auf Häherpfote gerichtet.
»Das sind nicht deine Vorfahren«, miaute er, ehe Häherpfote etwas sagen konnte. »Sei vorsichtig.«
»Ich bin vorsichtig«, gab Häherpfote zurück. »Und ich muss etwas unternehmen! Der Stamm der ewigen Jagd hat den Stamm aufgegeben. Sie tun nichts, um den Katzen zu helfen.«
»Aber deine Clan-Gefährten tun etwas«, erwiderte Stein.
»Aber das ist nicht richtig!«, protestierte Häherpfote und zuckte verwirrt mit der Schwanzspitze. »Ist es nicht die Verantwortung der Kriegervorfahren, sich um ihre Nachkommen zu kümmern? Wozu sind sie sonst da?«
Stein sagte nichts, doch Häherpfote spürte eine große Traurigkeit von ihm ausgehen. Wieder nagte die Neugier an ihm. Warum sorgte sich Stein so sehr um die Stammeskatzen?
Er stieß ein enttäuschtes Jaulen aus, als Steins Umriss verblasste. Einen Herzschlag lang sah Häherpfote noch seine schimmernde Gestalt vor dem Gestein, dann war er weg, aufgelöst in Wind und Sternenlicht. Er sprang vor und fand sich wild strampelnd in der Felskuhle wieder, wo er eingeschlafen war.
»Mäusedreck!«, fauchte er.
Seine Witterung verriet ihm, dass einige Zeit vergangen war und Steinsager die Höhle der spitzen Steine längst verlassen hatte. Häherpfote stand auf und putzte sich rasch. Seine Träume hingen wie störrische Spinnweben in seinem Kopf, und er hatte eine Ahnung, dass er vielleicht eigene Antworten finden könnte, sobald er die Zeit hätte, ungestört nachzudenken.
Doch die Zeit dafür hatte er jetzt nicht. In der Ferne hörte er leises Jaulen. Angespannt und in Erwartung einer Katastrophe, suchte er den Durchgang und trottete zur Haupthöhle. Das Geräusch wurde lauter, ein Schreien und Heulen, das das Brausen des Wasserfalls fast übertönte. Als Häherpfote die Höhle betrat, schlug ihm Blutgeruch wie ein feuchter Wind ins Gesicht.
»Was ist los?«, miaute er beunruhigt.
Er sog die Luft ein. Der erste vertraute Geruch, den er witterte, war Bernsteinpelz. Er sprang zu ihr und fragte: »Was ist passiert? Gab es einen Angriff?«
»Einen Kampf.« Die SchattenClan-Kriegerin klang kurz angebunden. »Die Beutejäger sind bei Morgengrauen losgezogen und haben einen Adler erlegt. Auf dem Heimweg begegneten ihnen ein paar Eindringlinge und machten ihnen die Beute streitig.«
»Und wir haben verloren!«, fauchte eine unbekannte Stimme. »Diese räudigen Flohpelze haben uns die Beute weggenommen. Daran seid nur ihr Clan-Katzen schuld. Ihr habt die Höhlenwächter in der Höhle gelassen, damit sie Kampftechniken lernen.« Die Stammeskatze stieß die letzen Worte aus, als wären sie ein Fluch.
»Die Methoden, mit denen ihr jetzt kämpft, helfen euch nicht beim Kampf gegen andere Katzen«, kam Brombeerkralles Stimme hinter Häherpfote hervor und sein Geruch schwebte um ihn herum.
»Sie sind besser, als gar nicht zu kämpfen«, maunzte die Stammeskatze. »Meine Gefährtin wurde heute verletzt.« Auf einmal zitterte seine Stimme. »Ich weiß nicht, ob sie das überlebt.«
»Es tut mir leid«, murmelte Brombeerkralle. »Häherpfote, bitte geh und hilf Steinsager. Er kann bestimmt noch eine Heiler-Katze gebrauchen.«
»Mach ich.« Dankbar, endlich etwas zu tun zu haben, suchte Häherpfote Steinsagers Geruch unter all den anderen Katzen und tappte zwischen den verwundeten, vor Schmerzen jaulenden Katzen zu ihm.
»Also ehrlich«, murmelte er vor sich hin. »Das sind doch höchstens sechs, aber sie machen so viel Krach wie ein ganzer Clan.«
»Häherpfote.« Steinsagers Stimme klang ruhig und beherrscht. Er hatte keinerlei Ähnlichkeit mehr mit der erschöpften, verwirrten Katze der vergangenen Nacht. »Zerkau die Wurzel dieser Blutwurz und trage sie auf Graus Wunde auf.«
Häherpfote schnupperte neugierig an der Wurzel, die Steinsager ihm vor die Pfoten geschoben hatte. »So eine habe ich noch nie gesehen. Wie heißt sie?«
»Blutwurz«, erwiderte Steinsager. »Gut für Wunden und gegen Gifte.«
»He, was soll das?« Graus schmerzerfüllte Stimme ertönte direkt neben Häherpfote. »Darüber könnt ihr euch später unterhalten.«
»Schon gut«, seufzte Häherpfote. »Hast du die Wunde ordentlich sauber geleckt?«
»Nein …« Grau klang verwundert, als wäre ihm der Gedanke
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