Verbannt
genug Territorium zu haben, um den Stamm zu ernähren. Aber ihr müsst den Eindringlingen noch ausreichend Land übrig lassen, sonst fordert ihr nur heraus, dass sie euch angreifen.«
Löwenpfote sah, wie Fang nickte, als hätte er verstanden, doch Steinsager peitschte mit dem Schwanz und zischte mit zusammengebissenen Zähnen: »Wie du willst, Clan-Katze.«
Brombeerkralle neigte stumm den Kopf und bedeutete Fang, wieder die Führung zu übernehmen.
Ihr Weg führte sie über einen Hügel und einen mit großen Steinen übersäten Abhang hinunter in ein Tal zu einem Bach. Bevor sie den Grund erreichten, fiel eisiger Regen vom Himmel und peitschte ihnen, vom Wind getrieben, ins Gesicht. Innerhalb weniger Herzschläge war Löwenpfotes Pelz völlig durchnässt. Zitternd sehnte er sich nach dem Schutz breiter, belaubter Äste.
»Wie könnt ihr Stammeskatzen das nur aushalten?«, fragte er Kiesel. »Selbst wenn die Sonne scheint, ist es hier oben so windig. Und dieser Regen ist einfach …«
»Ich zeig’s dir«, unterbrach ihn Kiesel.
Sie rannte los und sprang zwischen den Felsen zum Bachufer. Neugierig folgte Löwenpfote. Als er sie erreichte, wälzte sie sich schon am Ufer im Schlamm, bis ihr Pelz überall von Matsch bedeckt war.
»Versuch das auch mal«, forderte sie ihn auf. »Dadurch bleibt die Wärme im Pelz und der Wind kommt nicht durch. Und die Beutejäger machen es so, wenn sie sich an Beute anpirschen, damit sie zwischen den Felsen nicht zu sehen sind.«
Löwenpfote erinnerte sich daran, dass er Stammeskatzen mit schlammbedecktem Fell gesehen hatte. Er war einfach davon ausgegangen, dass sie keine Lust gehabt hatten, sich zu putzen. Nun erkannte er die Vorteile. Vorsichtig legte er sich in die schlammige Pfütze und rollte sich darin herum, bis sein goldenes Fell von einer braunen Schicht bedeckt war.
Als er ein amüsiertes Schnauben hörte, sah er auf und entdeckte Windpfote, der über ihm stand. »Viel Spaß später beim Waschen«, spöttelte der WindClan-Schüler.
»Den wirst du auch gleich haben!« Ehe Windpfote reagieren konnte, stieß Löwenpfote ihn um und zog ihn zu sich in den Matsch. Windpfote jaulte erschrocken auf und strampelte, um sich zu befreien, doch Löwenpfote rang mit ihm, bis der Pelz seines Gefährten genauso schlammverklebt war wie seiner.
»Blöder Fellball!«, fauchte Windpfote. Er hievte sich auf einen Stein und musterte angewidert sein schmutziges Fell.
Kiesel beobachtete die beiden mit amüsiert aufgerolltem Schwanz. »Das ist nur gerecht«, miaute sie. »Ihr bringt uns eure Tricks bei und nun habt ihr auch etwas von uns gelernt.«
Löwenpfote kletterte aus der Kuhle und schüttelte sich. Er hasste den Geruch des Schlamms und wie er sein Fell verklebte, aber er musste zugeben, dass Kiesel recht hatte: Die Dreckschicht hielt tatsächlich den Wind ab.
»Also gut«, murmelte er. »Lasst uns weitergehen.«
Fang sprang über den Bach und führte sie den Hang hinauf. Löwenpfote hatte eben erst mit dem Aufstieg begonnen, als irgendwo über ihm ein Heulen ertönte. Er schaute auf und erblickte die Umrisse von Katzen. Kurz erschrak er, weil er dachte, es wären Eindringlinge. Dann drangen Clan- und Stammesgerüche zu ihm und er erkannte Krähenfeders Patrouille.
»Sehr gut!«, rief er. »Jetzt ist die ganze Grenze markiert.«
Die beiden Katzengruppen trafen sich auf dem Felsgrat. Krähenfeder berichtete von einer Begegnung mit den Eindringlingen, die sich eilig davongeschlichen hatten, als sie merkten, dass sie in der Unterzahl waren. Ansonsten hatten sie ihre Duftmarken ohne Probleme setzen können.
»Dann lasst uns in die Höhle zurückkehren«, miaute Steinsager.
Zu Löwenpfotes Erleichterung führte Fang sie einen deutlich kürzeren Weg zurück. Unterwegs ließ der Regen nach, und als sie den Teich am Wasserfall erreichten, war Distelpfote mitten in einer Trainingseinheit mit den Zukünftigen, die nicht mitgekommen waren.
»Löwenpfote!« Sie hielt in der Vorführung eines Kampftricks inne, die grünen Augen groß vor Staunen. »Ich habe dich fast nicht erkannt. Du siehst aus wie eine Stammeskatze.«
Löwenpfote scharrte unbehaglich am Boden. Die Schlammkruste auf seinem Pelz war ihm immer noch unangenehm. »Ich kann es kaum erwarten, das wieder loszuwerden.«
»Warum? Hilft es nicht?«
»Doch, es nützt wirklich was«, erwiderte Löwenpfote, »aber es ist eklig.«
Distelpfote verdrehte die Augen. »Dein goldenes Fell hebt sich viel zu sehr von den Felsen ab«,
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