Verbannt
hatte Steinsager Fels, Nacht und Fang ausgewählt, dazu Kiesel und Spritzer von den Zukünftigen.
»Ich hätte nie gedacht, dass wir ausgewählt werden«, miaute Kiesel und sprang auf. »Glaubst du, wir müssen kämpfen?«
»Ich hoffe nicht«, erwiderte Distelpfote. »Wenn ja, denk an die Tricks, die ich dir gezeigt habe. Damit bist du gut gewappnet.«
Brombeerkralle rief seine Katzen mit einem Schwanzschnippen zusammen. »Wir gehen zum Teich, wo wir den Eindringlingen begegnet sind«, verkündete er. »Von dort sollten wir ihrer Spur folgen können.«
»Viel Glück!«, rief Eichhornschweif.
Löwenpfote drehte sich um. Seine Mutter war aus der Höhle getreten und kauerte auf einem Felsen neben dem Vorhang aus tosendem Wasser. Ihr feuerroter Pelz glühte im heller werdenden Morgenlicht.
»Danke«, rief Brombeerkralle zurück. »Gib gut auf alles acht, solange wir unterwegs sind.«
Eichhornschweif stellte die Ohren auf. »Das werde ich, keine Sorge.«
Deshalb bleibt sie hier zurück, dachte Löwenpfote. Für den Fall, dass die Eindringlinge zu Besuch kommen, während die Katzen alle weg sind.
Die Wanderung durch das neue Territorium zum Teich kam ihm heute weniger weit vor. Löwenpfote stellte fest, dass seine Muskeln sich offenbar daran gewöhnten, über Felsen zu klettern, und selbst die Haut an seinen Ballen war mittlerweile abgehärtet.
»Hier ist eine Geruchsspur der Fremden«, miaute Bernsteinpelz, als sie den Teich erreichten. »Aber sie ist alt. Ich glaube nicht, dass sie seit unserem letzten Treffen noch einmal hier gewesen sind.«
»Damals sind sie da hinuntergegangen.« Krähenfeder deutete mit den Ohren auf die großen Steine, die zu dem engen Spalt im Gestein führten. »Vielleicht haben sie Beute zurück in ihr Lager getragen.«
»Es ist einen Versuch wert«, stimmte Brombeerkralle zu und führte sie zwischen die Felsen in den Spalt.
Löwenpfote schnupperte immer wieder, während er ihm folgte, doch der Geruch der Eindringlinge war kaum auszumachen, weil er sich mit dem Geruch ihrer Patrouillen mischte. Er wurde erst wieder stärker, als sie die Stelle passierten, wo sie mit den jungen Katzen gekämpft hatten, doch als sie die Stirnseite des Tals erreichten, schien er gänzlich verschwunden zu sein.
»Mäusedreck«, murmelte Bernsteinpelz. »Wir haben sie verloren.«
Alle Katzen standen schweigend da und sogen prüfend die Luft ein, ehe sie die Felsen nach Spuren des feindlichen Geruchs abschnupperten. Löwenpfotes Magen knurrte, als er eine Maus witterte, und er musste sich streng daran erinnern, dass sie nicht zum Jagen hier waren. Doch von den Fremden fehlte jede Spur.
»Hier drüben!« Löwenpfote drehte sich und sah Distelpfote unter einer riesigen Felsenzacke wild mit dem Schwanz peitschen. »Ich glaube, sie sind hier lang.«
Brombeerkralle trottete herbei und sog lange und prüfend die Luft ein. »Du hast recht.« Er berührte seine Tochter mit der Nase am Ohr. »Gut gemacht. Am besten übernimmst du die Führung.«
Distelpfotes Augen leuchteten vor Stolz. Sie führte die Gruppe unter den Felsvorsprung und einen Hang hinauf, der so steil war, dass ihre Pfoten kaum Halt fanden. Oben blieb sie kurz stehen und tastete sich dann auf der anderen Seite wieder hinunter. Löwenpfotes Pfoten kamen ins Schlittern, als sich einige Steine unter ihm lösten. Er konnte nur hoffen, dass Distelpfote recht hatte; er selbst konnte den Geruch der Eindringlinge nirgends ausfindig machen.
»Deine Schwester ist echt begabt«, murmelte Kiesel, die ihn eingeholt hatte. »Ich glaube, nicht mal unsere Beutejäger könnten dieser Spur folgen.«
»Sie ist die Beste«, miaute Löwenpfote stolz. »Zu Hause bringt sie immer die meiste Beute zurück.«
Am Fuß des Abhangs wurde der Geruch wieder stärker. Löwenpfote entdeckte die Spuren vieler Katzen und sein Fell prickelte. Das Lager der Fremden musste ganz in der Nähe sein.
Die Spur führte über einen ausgetrockneten Wasserlauf und dann zu einer schmalen Lücke zwischen zwei steilen Felsen, die sich zueinanderneigten und am Gipfel fast berührten. Der Spalt führte in die Dunkelheit; hier war der Geruch der Eindringlinge überwältigend.
»Ich glaube, das ist es«, murmelte Brombeerkralle.
»Gehen wir hinein?«, fragte Fels.
»Nein. Wir wissen nicht, wie vielen Katzen wir dann gegenüberstehen. Außerdem würden wir sie zu einem Angriff geradezu herausfordern, wenn wir uneingeladen eine Pfote in ihr Lager setzen. Wir warten.«
Die Katzen schwärmten
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