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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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in einem lockeren Halbkreis aus. Löwenpfote sah, wie Bernsteinpelz so konzentriert auf den Felsspalt starrte, als wartete sie auf eine Maus. Krähenfeder wirkte nervös, er hatte die Ohren angelegt und schaute immer wieder über die Schulter, um das Gelände hinter sich im Auge zu behalten. Sturmpelz und Bach saßen eng nebeneinander und unterhielten sich leise, während Fels ruhelos auf und ab marschierte.
    Löwenpfote schmiegte sich an Distelpfote. »Gut gemacht. Du hast sie gefunden.«
    Distelpfotes Schnurrhaare zuckten. »Hoffen wir, dass sie auch mit uns reden.«
    Plötzlich gab es Bewegung im Innern des Felsspalts. Ein Katzenkopf kam zum Vorschein. Löwenpfote erkannte die junge Schildpattkatze, die er schon zweimal getroffen hatte. Sie riss erschrocken die Augen auf, als sie die wartenden Katzen sah, und floh sogleich mit einem panischen Heulen zurück in den Schatten des Felsens.
    »Dürfte nicht mehr lange dauern«, bemerkte Brombeerkralle.
    Jeder Herzschlag fühlte sich an wie ein ganzer Blattwechsel. Dann erblickte Löwenpfote einen hellen Pelz in dem Spalt. Streif, der silberhaarige Kater, dem sie bei ihrer Ankunft in den Bergen begegnet waren, trat aus dem Fels und baute sich vor Brombeerkralle auf.
    Hinter ihm schlichen weitere Fremde hervor. Löwenpfote erkannte Flora, die braun-weiße Kätzin, und Schnips, den dürren braunen Kater, der bei Streif gewesen war. Und auch der schwarze Kater war dabei, der die Jagdpatrouille angeführt hatte, die sie am Teich getroffen hatten. Alle waren dünn und einige von ihnen humpelten – offenbar war das Bergleben doch nicht so einfach für sie. Dennoch funkelten ihre Augen voller Entschlossenheit.
    »Was wollt ihr hier?«, fragte Streif.
    Brombeerkralle schaute zu Fels und bedeutete ihm mit einem Zucken der Ohren, dass er antworten sollte.
    »Wir müssen mit euch reden«, miaute Fels. »Wir wollen, dass dieser Streit ein Ende hat. Die Berge sind groß genug, um alle Katzen zu ernähren, aber wir müssen das Territorium aufteilen, damit wir alle die gleichen Chancen auf Beute haben.«
    Er hielt inne, als warte er auf eine Reaktion von Streif, aber der silberne Kater machte nur eine ruckartige Bewegung mit dem Kopf und murmelte: »Sprich weiter.«
    »Der Stamm hat die Grenzen markiert, die unser Territorium umfassen«, erklärte Fels. »Unsere Duftmarkierungen werden euch zeigen, wo sie verlaufen. Ihr könnt gerne in den übrigen Bergen jagen, aber diese Grenzen dürft ihr nicht übertreten. Wir …«
    Zorniges Geheul übertönte ihn. Das Fell der Fremden sträubte sich und ihre Augen loderten vor Wut.
    Streif trat einen Schritt vor, bis er nur eine Schwanzlänge von Fels entfernt stand. »Ihr habt kein Recht auf irgendeinen Teil dieser Berge«, knurrte er. »Ihr habt nicht das Recht, Grenzen zu ziehen. Jede Katze kann sich ihre Beute holen, wo sie will.«
    »Das ist nicht gerecht!«, protestierte Bernsteinpelz. »Begreift ihr denn nicht, dass wir versuchen …«
    »Hier geht es um Leben und Tod«, unterbrach Streif sie und fuhr seine Krallen aus. »Wenn nötig, um unser Leben und euren Tod.«

27. KAPITEL
    Entsetzen durchfuhr Distelpfote wie die Krallen kämpfender Katzen. »Sie kennen keine Gesetze!«, keuchte sie und wandte sich an ihren Bruder. »Selbst der Stamm begreift, dass es Pflichten gibt und dass man gerecht sein muss. Aber diesen Katzen ist das völlig egal.«
    Sie spannte ihre Muskeln an, bereit, sich in den Kampf zu stürzen. Die Patrouille war in friedlicher Absicht gekommen, doch nun schien die Waffenruhe gebrochen. Bitte hilf uns, SternenClan, betete sie, ohne zu wissen, ob der SternenClan sie unter diesem fremden Himmel überhaupt hörte.
    Mit einem Schwanzschnippen rief sie die Zukünftigen zu sich. Löwenpfote und Windpfoten postierten sich seitlich neben ihnen.
    »Kämpfen wir jetzt?«, fragte Spritzer nervös.
    »Hoffentlich nicht«, erwiderte Löwenpfote. Distelpfote war dankbar für die Zuversicht in seiner Stimme. »Aber Distelpfote gibt euch ein Zeichen, wenn es sein muss.«
    Sie hatte nicht viel Hoffnung, dass ein Kampf zu vermeiden war. Streif hatte klargemacht, dass die Fremden die Grenzen, die der Stamm so mühsam festgelegt hatte, nicht respektieren würden. Der Stamm war also keinen Deut besser dran als zuvor.
    Auf Streifs Herausforderung hin trat Fels vor, bis die beiden Kater Nase an Nase standen. Sein Nackenfell war gesträubt und seine Augen waren drohend zu Schlitzen verengt. »Wenn ihr einen Kampf

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