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Verbannt

Verbannt

Titel: Verbannt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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wollt …«
    Brombeerkralle berührte ihn mit dem Schwanz an der Schulter und winkte ihn zurück. »Das ist jetzt nicht der richtige Augenblick«, murmelte er. »Sie sind in der Überzahl. Am besten, wir gehen zurück in die Höhle und warten, was passiert.«
    »Ich weiß, was passieren wird«, fauchte Fels.
    Ein paar Herzschläge lang dachte Distelpfote, er würde sich Brombeerkralle widersetzen und sich ins Gefecht stürzen. Dann würden auch die anderen kämpfen müssen, um ihn zu unterstützen.
    Doch schließlich stieß Fels einen langen Seufzer aus und neigte den Kopf. »Wie du willst«, sagte er.
    Brombeerkralle berührte den Höhlenwächter erneut mit der Schwanzspitze in einer stummen Geste der Dankbarkeit. Dann stellte er sich vor Streif und miaute: »Wir werden unsere Grenzen verteidigen. Es liegt an euch, ob ihr sie überquert.«
    »Schön.« Streif schnippte mit dem Schwanz. »Wir werden daran denken. Und auch, dass einige von euch nicht hierhergehören.«
    »Er meint uns«, flüsterte Löwenpfote. »Er weiß, dass wir früher oder später wieder nach Hause gehen werden. Dann wird der Stamm wieder schwach sein …«
    Er brauchte nicht weiterzureden. Distelpfote wusste, dass Streif die Stammeskatzen angreifen würde, sobald die Clan-Katzen sie schutzlos zurücklassen würden. Aber wir können nicht für immer hierbleiben, dachte sie und kämpfte gegen einen Anflug von Heimweh nach dem Wald und dem Lager im Felsenkessel an.
    Brombeerkralle machte kehrt und führte seine Katzen davon. Spöttisches Maunzen folgte ihnen. »Danke für euren Besuch. Ihr braucht nicht wiederzukommen!«, schrie Schnips.
    Die Sonne stand schon hoch über den Bergen, als die Patrouille zurück zur Höhle kam. Goldene Strahlen wärmten das Gestein, aber Distelpfote war so kalt, als wanderte sie durch eine bittere Blattleere.
    »Meinst du, das war gut so?«, sorgte sich Spritzer. »Jetzt wissen sie von unseren Grenzen und müssten uns eigentlich in Ruhe lassen.«
    »Hoffentlich darf ich bei der ersten Patrouille dabei sein«, fügte Kiesel hinzu.
    »Das werden wir sehen«, miaute Distelpfote. Sie fragte sich, ob die Zukünftigen des Stammes vielleicht nicht begriffen hatten, was gerade vorgefallen war, oder ob sie sich dazu zwangen, optimistisch zu sein. Sie brachte es nicht über sich, ihnen zu sagen, dass Grenzen nur dann existierten, wenn beide Seiten sich daran hielten. Die Eindringlinge hatten bewiesen, dass sie keine Ehre besaßen, keinen Fetzen Respekt für ihre Gegner, deshalb war es nur eine Frage der Zeit, bis sie die Grenzen überqueren und dem Stamm noch mehr Beute stehlen würden.
    Das Gesetz der Krieger hat versagt, dachte sie. Sie hatte ihr Leben darauf gegründet, und nun fühlte sie sich, als wäre sie in einen Abgrund gestürzt und würde durch die Dunkelheit fallen. Selbst der Stamm begreift es nicht wirklich.
    Sie schüttelte sich. Der Stamm mochte das Gesetz der Krieger nicht kennen, aber sie hatten Traditionen, die ebenso alt und bedeutsam waren. Vielleicht würde ihnen der Stamm der ewigen Jagd nun endlich zu Hilfe kommen.
    Die Patrouille hatte den mit Steinen übersäten Hang erreicht, der zum Bach hinunterführte, als Brombeerkralle plötzlich stehen blieb und den Schwanz hob, um die Katzen hinter ihm zu warnen.
    »Ich rieche Eindringlinge«, zischte er.
    Distelpfote spürte, wie sich das Fell an ihrer Schulter langsam aufrichtete. Sie kostete die Luft und witterte einen starken, frischen Geruch, von einer Brise getragen, die über das kahle Gestein strich. Sie konnte die Eindringlinge nicht sehen, aber ihr war klar, dass sie ganz in der Nähe sein mussten.
    »Ich glaub das einfach nicht«, murmelte ihr Löwenpfote ins Ohr. Sein Fell war vor Wut gesträubt und sein Schwanz peitschte hin und her. »Gerade erst haben wir ihnen von unseren Grenzen erzählt und schon dringen sie in unser Gebiet ein.«
    »Seht – da unten!« Kiesel deutete mit den Ohren zum Bach.
    Dort tauchte der dünne braune Fremde namens Schnips hinter einem Felsvorsprung auf und folgte dem Wasserlauf. Vier weitere Eindringlinge folgten, einer von ihnen – es war der schwarze Kater, dem sie schon einmal begegnet waren – trug eine tote Maus im Maul. Sie tappten selbstsicher dahin, als hätten sie jedes Recht, hier zu sein.
    Ich wusste es, dachte Distelpfote. Es war alles umsonst.
    »Sie sind schlechte Jäger«, bemerkte sie und versuchte dabei, das Gefühl des Versagens zu verdrängen, das ihr schwer wie ein Stein im Bauch lag. »Sie

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