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sah skeptisch aus, aber die Behauptung war plausibel, und sie hatte keinen Grund, seine Angaben anzuzweifeln.
Ein Zeitungsfotograf verschießt täglich im Schnitt zwei bis drei Filme. Bei großen Anlässen kann sich diese Zahl leicht verdoppeln. Jeder Film ergibt sechsunddreißig Negative, es ist also nicht ungewöhnlich, dass bei einer Zeitung dreihundert Bilder pro Tag zusammenkommen, von denen nur wenige veröffentlicht werden. Eine gut organisierte Redaktion zerschneidet die Filme und steckt die Negative in dafür vorgesehene Taschen, sechs Stück pro Reihe. Ein Film füllt also ungefähr eine Seite in einem Ordner mit Negativen. Ein Ordner enthält dann knapp hundertzehn Filme. Pro Jahr macht das zwanzig bis dreißig Ordner.
Der Hedestads-Kuriren wurde 1922 gegründet, die Bildredaktion gab es seit 1937. Auf dem Dachboden des Kuriren standen ungefähr 1200 Ordner, nach Datum sortiert. Die Bilder vom September 1966 befanden sich in vier billigen Ordnern aus Pappe.
»Wie machen wir es am besten?«, fragte Mikael. »Ich würde mich gerne an einen Leuchttisch setzen und Abzüge von den Bildern machen, die von Interesse sein könnten.«
»Wir haben keine Dunkelkammer. Alles wird eingescannt. Wissen Sie, wie man einen Negativscanner benutzt?«
»Ja, ich habe schon mal mit Bildern gearbeitet und habe selbst einen Agfa-Scanner. Ich arbeite mit PhotoShop.«
»Dann benutzen Sie dieselbe Ausrüstung wie wir.«
Maja Blomberg führte Mikael einmal kurz durch die kleine Redaktion, setzte ihn dann an einen Leuchttisch und schaltete Computer und Scanner für ihn ein. Sie zeigte ihm auch noch, wo der Kaffeeautomat im Pausenraum stand. Sie vereinbarten, dass Mikael auf eigene Faust arbeiten durfte, Maja Blomberg jedoch anrief, sobald er die Redaktion verlassen wollte, damit sie abschließen und die Alarmanlage einschalten konnte. Dann ließ sie ihn allein mit einem munteren: »Na dann viel Spaß!«
Es dauerte mehrere Stunden, bis Mikael sich durch die Ordner durchgearbeitet hatte. Der Hedestads-Kuriren beschäftigte damals zwei Fotografen. An jenem Tag hatte Kurt Nylund Dienst gehabt - den Mikael tatsächlich noch von früher kannte. Nylund war 1966 ungefähr Mitte zwanzig gewesen. Danach war er nach Stockholm gezogen und ein anerkannter Berufsfotograf geworden, der teils freiberuflich arbeitete, teils bei der Bildagentur Pressens Bild in Marieberg angestellt war. Mikaels und Nylunds Wege hatten sich in den neunziger Jahren mehrfach gekreuzt, als Millennium Bilder von Pressens Bild kaufte. Mikael hatte ihn als einen mageren Mann mit schütterem Haar in Erinnerung. Nylund hatte einen Tageslichtfilm verwendet, der nicht allzu körnig ausfiel und bei Pressefotografen sehr beliebt war.
Mikael griff sich einen Ordner nach dem anderen heraus und legte die Bilder des jungen Nylund auf den Leuchttisch, wo er sie mit einer Lupe betrachtete. Einen Negativfilm zu lesen ist jedoch eine Kunst, die eine gewisse Routine verlangt, und die fehlte Mikael. Ihm wurde klar, dass er praktisch jedes Bild einscannen und am Computer ansehen müsste, um herauszufinden, ob wertvolle Informationen dabei waren oder nicht. Das würde mehrere Stunden in Anspruch nehmen. Daher machte er zuerst eine übersichtliche Liste der Bilder, die ihn eventuell interessierten.
Er begann damit, alle Bilder auszusortieren, die den Unfall auf der Brücke zeigten. Mikael konnte feststellen, dass Henrik Vangers Ordner mit den hundertachtzig Bildern nicht komplett war. Die Person, die Abzüge von der Archivsammlung gemacht hatte - vielleicht Nylund selbst -, hatte ungefähr dreißig Bilder weggelassen, die entweder unscharf waren oder von so schlechter Qualität, dass sie für eine Veröffentlichung nicht infrage kamen.
Mikael fuhr den Computer herunter und schloss den Agfa-Scanner an sein eigenes iBook an. Er verbrachte zwei Stunden damit, die restlichen Bilder einzuscannen.
Ein Bild fesselte sofort sein Interesse. Irgendwann zwischen 15.10 Uhr und 15.15 Uhr, genau zu dem Zeitpunkt, als Harriet verschwand, hatte jemand das Fenster in ihrem Zimmer geöffnet. Er konnte eine Gestalt und ein Gesicht erkennen, aber unscharf und verschwommen. Er beschloss, mit der Bildanalyse zu warten, bis er alle Bilder auf seinen Computer geladen hatte.
In den nächsten Stunden sah Mikael die Bilder von den Feierlichkeiten zum »Tag des Kindes« durch. Nylund hatte sechs Filme verschossen, insgesamt zweihundert Bilder. Es war ein endloser Strom von Kindern mit Ballons,
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