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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Unternehmensarchiv? Eine Bibliothek oder so etwas, in der über Jahre hinweg Zeitungsausschnitte und Informationen über die Firma gesammelt werden?«
    »Ja, so etwas gibt es. In der Hauptverwaltung in Hedestad.«
    »Wir brauchen Zugang zu diesem Archiv. Gibt es dort auch alte Personalzeitungen und Ähnliches?«
    »Ich muss Ihnen nochmals sagen, ich weiß es nicht. Ich selbst bin seit dreißig Jahren nicht mehr im Archiv gewesen. Aber Sie können mit einer Dame namens Bodil Lindgren sprechen, die für die Aufbewahrung aller möglichen Papiere im Konzern verantwortlich ist.«
    »Können Sie sie anrufen und dafür sorgen, dass Lisbeth schon heute Nachmittag das Archiv sichten kann? Sie will alle alten Zeitungsartikel über den Vanger-Konzern sehen. Es ist außerordentlich wichtig, dass sie in alles Einblick nehmen kann, was von Interesse sein könnte.«
    »Das kann ich in die Wege leiten. Sonst noch etwas?«
    »Ja, Greger Vanger hatte eine Hasselblad in der Hand, als er beim Unfall auf der Brücke unter den Zuschauern war. Das bedeutet, dass er auch Fotos gemacht haben könnte. Wo sind die Bilder nach seinem Tod gelandet?«
    »Schwer zu sagen, aber seine Witwe oder sein Sohn wären wohl der nahe liegendste Tipp.«
    »Können Sie...«
    »Ich rufe Alexander an und frage ihn.«
     
    »Wonach soll ich suchen?«, fragte Lisbeth, als sie auf dem Rückweg die Brücke überquerten.
    »Nach Zeitungsausschnitten und Personalzeitungen. Ich möchte, dass du alles durchliest, was du direkt nach dem jeweiligen Datum der Morde in den fünfziger und sechziger Jahren findest. Notier dir alles, was dir nur im Geringsten merkwürdig vorkommt. Ich glaube, es ist das Beste, wenn du diesen Teil der Arbeit übernimmst. Wie ich mittlerweile weiß, hast du das bessere Gedächtnis.«
    Er boxte sie in die Seite. Fünf Minuten später knatterte ihr Motorrad über die Brücke.
     
    Mikael schüttelte Alexander Vanger die Hand. Die meiste Zeit, die Mikael in Hedeby verbracht hatte, war Alexander verreist gewesen, und Mikael hatte ihn zuvor nur ganz kurz kennengelernt. Er war zwanzig Jahre alt, als Harriet verschwand.
    »Dirch Frode hat mir gesagt, dass Sie alte Fotos angucken wollen.«
    »Ihr Vater hatte eine Hasselblad.«
    »Das stimmt. Die gibt es auch immer noch, aber keiner benutzt sie.«
    »Sie wissen, dass ich in Henriks Auftrag nachforsche, was mit Harriet passiert ist.«
    »Ich weiß. Und es gibt viele, die nicht besonders glücklich darüber sind.«
    »Das kann schon sein. Sie brauchen mir selbstverständlich nichts zu zeigen.«
    »Ach was. Was wollen Sie denn sehen?«
    »Ob Ihr Vater an dem Tag, an dem Harriet verschwand, Bilder geschossen hat.«
    Sie gingen zum Dachboden hinauf. Es dauerte ein paar Minuten, bis es Alexander gelang, einen Karton mit Unmengen unsortierter Bilder ausfindig zu machen.
    »Sie können sich die ganze Kiste ausleihen«, sagte er. »Wenn es noch Bilder gibt, dann müssen sie da drin sein.«
    Mikael verbrachte eine Stunde damit, den Inhalt von Greger Vangers Karton zu sortieren. Darin fanden sich echte Leckerbissen für den Bildteil der Familienchronik, darunter eine Menge Fotos von Greger Vanger zusammen mit dem großen schwedischen Nazi-Führer der vierziger Jahre, Sven Olof Lindholm. Mikael legte sie beiseite.
    Er fand mehrere Kuverts mit Bildern, die Greger offensichtlich selbst aufgenommen hatte. Sie zeigten verschiedene Personen und Familientreffen sowie eine ganze Menge typischer Urlaubsfotos vom Fischen oder von einer Italienreise mit der Familie. Sie hatten unter anderem den schiefen Turm von Pisa besucht.
    Nach und nach fand er vier Aufnahmen vom Unfall mit dem Tanklaster. Trotz seiner ausgesprochen professionellen Kamera war Greger Vanger ein miserabler Fotograf. Die Bilder zoomten entweder den Tanklaster heran oder zeigten Leute von hinten. Er fand ein einziges Bild, auf dem Cecilia im Halbprofil zu sehen war.
    Mikael scannte die Fotos ein, wusste aber schon, dass sie zu nichts führen würden. Er packte alles wieder in den Karton und aß ein belegtes Brot, während er überlegte. Gegen drei ging er zu Anna Nygren.
    »Ich frage mich, ob Henrik wohl noch mehr Fotoalben hat als die, die sozusagen zu seinen Nachforschungen in Harriets Fall gehören.«
    »Ja, Henrik hat sich schon immer für Fotografie interessiert, soviel ich weiß. Er hat viele Alben im Arbeitszimmer.«
    »Können Sie sie mir zeigen?«
    Anna Nygren zögerte. Es war eine Sache, den Schlüssel für die Grabkapelle herauszugeben - dort

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