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Verblendung

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Titel: Verblendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stieg Larsson
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Scientologen, Paranoikern und Verschwörungstheoretikern.
    Mikael hatte einmal einen Vortrag angehört, den der Schriftsteller Karl Alvar Nilsson anlässlich des Jahrestages des Mordes an Ministerpräsident Olof Palme hielt. Der Vortrag war völlig seriös, und im Publikum saßen Lennart Bodström und andere alte Freunde von Palme. Aber es hatte sich auch eine verblüffend große Zahl Privatdetektive eingefunden. Einer von ihnen, eine ungefähr vierzigjährige Frau, hatte während der obligatorischen Fragerunde das Mikrofon ergriffen und ihre Stimme zu einem kaum hörbaren Flüstern gesenkt. Schon dieses Benehmen sicherte ihr die allgemeine Aufmerksamkeit, und niemand war sonderlich überrascht, als die Frau ihren Beitrag mit der Behauptung begann: »Ich weiß, wer Olof Palme ermordet hat.« Aus dem Publikum kam, leicht ironisch, der Vorschlag, wenn sie denn diese höchst dramatische Information besitze, möge sie die Palme-Ermittlungskommission doch davon in Kenntnis setzen. Hastig, in kaum hörbarem Flüsterton, hatte sie geantwortet: »Das kann ich nicht … das ist zu gefährlich!«
    Mikael fragte sich, ob Dirch Frode auch zu diesem Heer von beseelten Kündern der Wahrheit gehörte, die das geheime psychiatrische Krankenhaus enttarnen wollten, in dem die schwedische Sicherheitspolizei ihre Versuche zur Hirnkontrolle anstellte.
    »Ich mache keine Hausbesuche«, sagte er kurz angebunden.
    »Dann hoffe ich, Sie überreden zu können, hier eine Ausnahme zu machen. Mein Mandant ist achtzig Jahre alt, für ihn ist die Fahrt nach Stockholm eine anstrengende Reise. Wenn Sie darauf bestehen, können wir sicher etwas arrangieren, aber um ehrlich zu sein, es wäre schön, wenn Sie die Freundlichkeit besäßen …«
    »Wer ist Ihr Mandant?«
    »Eine Person, von der Sie durch Ihre Arbeit schon gehört haben, nehme ich an. Henrik Vanger.«
    Mikael lehnte sich verblüfft zurück. Henrik Vanger - natürlich hatte er schon von ihm gehört. Der Großindustrielle und Geschäftsführer des Vanger-Konzerns, früher Synonym für Sägewerke, Wald, Gruben, Stahl, Schwerindustrie, Textilien, Produktion und Export. Henrik Vanger hatte zu seiner Zeit den Ruf eines ehrenhaften, altmodischen Patriarchen gehabt, der nicht so schnell klein beigab, wenn der Wind von vorne kam. Er war aus dem schwedischen Wirtschaftsleben nicht wegzudenken; eine Koryphäe wie ein Matts Carlgren von MoDo oder Hans Werthén, damals bei Electrolux . Das Rückgrat der heimischen Industrie und so weiter und so fort.
    Aber der Vanger-Konzern, bis auf den heutigen Tag ein Familienunternehmen, war in den letzten fünfundzwanzig Jahren durch verheerende Rationalisierungen und Umstrukturierungen, Börsenkrisen, Zinskrisen, Konkurrenz aus Fernost, sinkende Exportzahlen und andere Unbill gebeutelt worden. All das hatte den Namen Vanger in Misskredit und die Firma in Schwierigkeiten gebracht. Das Unternehmen wurde heute von Martin Vanger geführt, den Mikael als pummeligen Mann mit buschigem Haar kannte, der ab und zu über den Bildschirm flimmerte, über den er ansonsten aber nur wenig wusste. Henrik Vanger war seit fünfundzwanzig Jahren von der Bildfläche verschwunden, und Mikael war sich nicht einmal sicher gewesen, ob er noch lebte.
    »Warum will Henrik Vanger mich treffen?«, war seine logische nächste Frage.
    »Es tut mir leid, ich bin seit vielen Jahren Henrik Vangers Anwalt, aber er muss Ihnen selbst erzählen, was er von Ihnen will. Ich kann Ihnen allerdings verraten, dass Henrik Vanger über eine eventuelle Zusammenarbeit mit Ihnen sprechen will.«
    »Zusammenarbeit? Ich habe nicht die geringste Absicht, für das Unternehmen Vanger zu arbeiten. Brauchen Sie einen Pressesprecher?«
    »Nicht diese Art von Arbeit, Herr Blomkvist. Ich weiß nicht, wie ich es anders formulieren soll, aber Herrn Vanger liegt äußerst viel daran, Sie zu treffen und in einer privaten Angelegenheit zurate zu ziehen.«
    »Sie drücken sich etwas rätselhaft aus.«
    »Ich bitte um Entschuldigung. Aber gibt es irgendeine Möglichkeit, Sie zu einem Besuch in Hedestad zu überreden? Wir bezahlen Ihnen selbstverständlich die Fahrt und ein angemessenes Honorar.«
    »Sie rufen zu einem ungünstigen Zeitpunkt an. Ich habe momentan sehr viel zu tun und … ich schätze, Sie haben in den letzten Tagen auch die Schlagzeilen über mich gelesen.«
    »Die Wennerström-Affäre?« Plötzlich gluckste Dirch Frode vergnügt am anderen Ende der Leitung. »Aber ja, das hatte schon einen gewissen

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