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der Patientin« basierte. Was genau man an einer jungen Frau beobachten konnte, die mit verschränkten Armen und vorgeschobener Unterlippe auf einem Stuhl saß, blieb unklar. Das rechtsmedizinische Gutachten plädierte für Betreuung in einer geschlossenen psychiatrischen Anstalt. Dieser Expertenmeinung schloss sich auch der stellvertretende Chef des Sozialausschusses in seinem Gutachten an.
Mit Verweis auf ihren Lebenslauf stellte das Gutachten fest, dass eine große Gefahr des Alkohol- oder Drogenmissbrauchs bestehe und sie offenbar keine Einsicht in ihr eigenes Handeln habe. Ihre Krankengeschichte war zu diesem Zeitpunkt voller belastender Formulierungen wie introvertiert, sozial gehemmt, Mangel an Empathie, egoistisch, psychopathisches und asoziales Verhalten, Schwierigkeiten bei der sozialen Zusammenarbeit und Lernunfähigkeit . Außerdem wurde ihr vorgehalten, dass Streetworker sie mehrmals mit verschiedenen Männern in der Gegend um Mariatorget gesehen hätten. Man nahm an, dass Lisbeth Salander sich möglicherweise prostituierte oder in absehbarer Zeit Gefahr lief, dies zu tun.
Als das Gericht zusammentrat, um die Entscheidung zu fällen, schien der Ausgang von vornherein klar. Sie war ein Problemkind, und es war unwahrscheinlich, dass das Gericht von der Empfehlung der rechtspsychiatrischen und sozialen Gutachten abweichen würde.
Am Morgen, bevor das Gericht zusammentreten sollte, wurde Lisbeth Salander aus der Kinderpsychiatrie abgeholt, in der sie seit dem Vorfall in Gamla Stan eingesperrt gewesen war. Der Erste, den sie im Gerichtssaal erblickte, war Holger Palmgren, und es dauerte einen Moment, bis sie begriff, dass er an jenem Tag nicht in seiner Eigenschaft als Vormund auftrat, sondern als ihr Anwalt und juristischer Vertreter. Sie bekam eine ganz neue Seite an ihm zu sehen.
Zu ihrer Verwunderung hatte Palmgren sich eindeutig auf ihre Seite geschlagen und vehement dem Vorschlag widersprochen, sie in eine Anstalt zu überführen. Sie hatte ihre Überraschung nicht einmal durch eine hochgezogene Augenbraue kundgetan, aber sie hörte jedem Wort mit gespanntester Aufmerksamkeit zu. Palmgren glänzte mit einem zweistündigen Kreuzverhör des Arztes, eines Dr. Jesper H. Löderman, der seinen Namen unter die Empfehlung gesetzt hatte, dass man Salander in eine Anstalt sperren sollte. Jedes Detail des Gutachtens wurde streng überprüft und der Arzt gebeten, den wissenschaftlichen Grund jeder Behauptung zu erläutern. Schließlich trat offen zutage, dass die Schlussfolgerungen der Ärzte nicht auf wissenschaftlichen Erkenntnissen, sondern auf Vermutungen basierten, da die Patientin sich geweigert hatte, auch nur einen einzigen Test zu absolvieren.
Am Ende der Verhandlung hatte Palmgren darauf hingewiesen, dass eine Zwangseinweisung nicht nur mit großer Wahrscheinlichkeit gegen einen Reichstagsbeschluss über derartige Fälle verstieß, sondern sogar politische und mediale Repressalien nach sich ziehen könnte. Es liege also im Interesse aller Beteiligten, eine passende Alternative zu finden. Die Wortwahl war ungewöhnlich für Verhandlungen dieser Art, und die Mitglieder des Gerichts wanden sich unruhig auf ihren Stühlen.
Die Lösung war ein Kompromiss. Das Gericht konstatierte, dass Lisbeth Salander psychisch krank, eine Einweisung in eine Anstalt jedoch nicht nötig sei. Allerdings folgte man der Empfehlung des Sozialausschusses, einen umfassenden Betreuer einzusetzen. Woraufhin sich der Vorsitzende mit giftigem Lächeln an Holger Palmgren wandte, der bis dahin nur ihr Teilbetreuer gewesen war, und ihn fragte, ob er willens sei, diese Aufgabe zu übernehmen. Es war offensichtlich, dass der Vorsitzende geglaubt hatte, Palmgren würde einen Rückzieher machen und versuchen, die Verantwortung jemand anders zuzuschieben. Aber der Anwalt hatte erklärt, dass er mit Vergnügen die Aufgabe übernehmen würde, Frau Salander als umfassender Betreuer zu dienen - unter einer Bedingung.
»Das setzt natürlich voraus, dass Frau Salander Vertrauen zu mir hat und mich als ihren umfassenden Betreuer akzeptiert.«
Er hatte sich direkt an sie gewandt. Lisbeth Salander war ein wenig verwirrt von dem Schlagabtausch, dem sie den ganzen Tag über gelauscht hatte. Bis zu diesem Moment hatte sie keiner nach ihrer Meinung gefragt. Sie sah Holger Palmgren lange an und nickte dann einmal.
Palmgren war eine bemerkenswerte Mischung aus Jurist und Sozialarbeiter der alten Schule. Früher war er politischer Abgeordneter im
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