Verborgene Liebesglut
Männern Mut zugesprochen und sie auch in den gefährlichsten Situationen bei Laune gehalten.
„Komme, was wolle!" hatte Wilcox immer gesagt. „Wir dürfen den Glauben daran nicht verlieren, daß wir den Sieg davontragen werden und unser Vaterland von der drohenden Gefahr befreien!" Jeder seiner Soldaten hatte ihm geglaubt und sich von dem Kampfesmut des Mannes mitreißen lassen.
, Diese neue Herausforderung ist das Beste, was Wilcox im Moment passieren kann', sagte sich Livingston.
Sie galoppierten weiter am Fluß entlang und sprangen über alle Hindernisse, die ihnen der Sturm der vergangenen Nacht hinterlassen hatte. Als sie ein Flüßchen durchquert hatten, hielt der Lord sein Pferd plötzlich an. Seine blonden Haare fielen ihm ins Gesicht, und seine blaugrünen Augen leuchteten.
„Was für ein Abenteuer, Thomas!" begann er. „Der Junge braucht uns. Er hat es zwar geschafft, Frankreich zu verlassen, aber hier ist er keinesfalls außer Gefahr. Niemand darf wissen, wer er wirklich ist, und auch die Fairfax Damen dürfen nicht den leisesten Verdacht schöpfen. Besonders Fiorindas Mutter gegenüber sollten wir uns vorsichtig verhalten. Sie ist von Grund auf mißtrauisch und neugierig. Sollte sie erfahren, wer Philippe ist, wird im Nu das ganze Dorf davon wissen."
Der Major verstand seine Bedenken. „Glaubst du, daß wir dieses Versteckspiel lange durchhalten werden? Was soll denn aus Philippe werden?"
Der Lord lachte: „Er wird hier bei mir bleiben. Wenn er sich erholt hat, werde ich mit ihm in die Stadt fahren, ihn mit einer neuen Garderobe eindecken und ihn auf verschiedene Bälle mitnehmen. Ist dir aufgefallen, was für ein hübscher Sportsmann der Junge ist?"
Livingston zog erstaunt die Augenbrauen hoch. „O ja. Trotz seines kränklichen Zustands ist es kaum zu übersehen. Glücklicherweise bist du fast verheiratet."
„Wie meinst du das?" fragte Wilcox erstaunt.
„Na ja. Sonst müßten wir befürchten, daß die Damen ihre Aufmerksamkeit auf ihn lenken. Hopfen und Malz wären verloren, und du würdest als Mauerblümchen ein trauriges Ende finden."
Beide lachten. „Es ist mir ernst", sagte Wilcox scheinbar protestierend. „Er soll es gut bei uns haben. Zu viele junge Männer mußten durch den Krieg so schrecklich leiden, und wenn wir schon nicht mehr kämpfen, kann ich ihm doch helfen, sein Glück wiederzufinden. Philippe hat sehr an seinem Vater gehangen und fühlt sich ohne ihn vollkommen verloren. Diesen Verlust werde ich zwar nicht ausgleichen können, aber er ist für mich wie ein junger Bruder, der noch eine starke, führende Hand braucht."
Zufrieden blickte Livingston den Lord an, der aufrecht im Sattel saß.
Langsam trotteten die beiden Freunde weiter. Als sie im Wald angekommen waren, sahen sie, welchen enormen Schaden der Sturm angerichtet hatte. Man mußte dringend Erkundigungen bei den Pächtern einholen.
„Wenn der Sturm im Revier von Lady Fairfax ebensolche Schäden verursacht hat, müssen wir mit einem Wildeinbruch rechnen", stellte Wilcox knapp fest.
„Die Ländereien verrotten zusehends, seit Sir Henry Fairfax tot ist. Wenn die Damen so weitermachen, wird ihr Land bald keinen Gewinn mehr abwerfen, und sie werden in große Bedrängnis geraten." Sein Blick schweifte über die offene Landschaft. „Doch laß uns mit den Pächtern sprechen. Es scheint einiges passiert zu sein, und wir haben genug mit unseren eigenen Angelegenheiten zu tun."
Der Major begann zu lachen. „Es ist wie in alten Zeiten. Erst leidest du an Langeweile, wenn sich dann aber das erste Hindernis in den Weg stellt, kannst du nicht genug davon kriegen und mußt direkt weitere Probleme in Angriff nehmen! Ganz ruhig, mein Freund. Was beschäftigt dich nun mehr? Der junge Franzose oder die Verwaltung deiner Güter?"
Mit einem fröhlichen Zwinkern blickte ihn der Lord an. „Du kennst mich gut, Thomas. Sicherlich hast du recht, und wir müssen eins nach dem anderen klären. Wie sieht's aus? Hast du Lust auf ein Wettrennen?" Kaum hatte er diese Worte ausgesprochen, gab er seinem Hengst die Sporen und war verschwunden.
,Er ist ein alter Dickschädel', dachte der Major, ,wenn der Kampfgeist in ihm geweckt ist, blickt man nicht mehr in seinen Kopf, und nichts kann ihn dann noch aufhalten.'
Lachend griff auch er sein Pferd bei den Zügeln und galoppierte Wilcox hinterher.
Die Kutsche mit den beiden Damen holperte gemächlich über den Feldweg. Am Nachmittag hatten sie beschlossen, dem Warten ein Ende zu
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