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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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der Tochter gelesen hätte.
    „Du wirst eine gute Ehefrau sein. Wilcox ist ein hübscher Mann.
    Er ist groß und stark, für meinen Geschmack ein wenig zu – nennen wir es – zu edelmütig, aber ihr werdet gut zusammenpassen und euch nicht miteinander langweilen. Du wirst reich sein. Solltest du dich deiner Mutter gegenüber nicht etwas dankbarer zeigen?"
    Durchdringend betrachtete sie ihre Tochter. Fiorinda war das Ideal der vielbesungenen „English Rose". Das lange blonde Haar fiel ihr in sanften, duftigen Wellen auf den Rücken. Zwar brannten sich nun auch die Damen der englischen Gesellschaft die Haare in kleine Ringellöckchen, seitdem Josephine Bonaparte diese Frisur in Frankreich hoffähig gemacht hatte, doch keine Brennschere fand ihren Einzug in das Fairfax'sche Frisierzimmer. Viel zu sehr liebte Fiorinda ihren natürlichen Schmuck, als daß sie ihn solcher Marter ausgesetzt hätte.
    Ihre Augen waren von einem strahlenden Blau und standen in vollem Einklang zu der rosigen Farbe ihres Mundes. Ihr Profil war, der Mode der Zeit entsprechend, klassisch. Die weiße Haut wurde durch keinerlei Unreinheiten verunziert. Nur geschulten Augen fiel auf, daß Fiorinda diesem Effekt mit ein wenig giftigem Bleiweiß nachhalf. Schminke war ihr verhaßt, und sie ließ keine Gelegenheit aus, ihrer Überzeugung, alles Übel der Welt komme von zu stark geschminkten Frauen, Ausdruck zu verleihen.
    ,O ja', dachte Lady Fairfax bei sich, ,sie ist ein Prachtstück. Die beste Stute im Reitstall des englischen Südens. Es hat sich gelohnt, all die Mühe in sie zu stecken.'
    Geradezu belustigt kräuselte sie ihre Lippen zu einem Schmollmündchen und tätschelte ihrer Tochter, die trübsinnig aus dem Fenster starrte, das Knie.
    „Aber, aber. Wer läßt sich denn so schnell entmutigen? Selbst Wilcox wird deinen Reizen nicht länger widerstehen können. Es müßte schon der Satan mit im Spiel sein. Und wenn er dich nicht glücklich macht – du verstehst mich –, werden wir später überlegen müssen, was wir mit ihm anstellen. Doch nun wird erst einmal geheiratet."
    Sie lachte entzückt auf, und ihre schwarzen Augen funkelten für einen kurzen Moment.
    „Was meinst du damit? Was sollen wir mit ihm anstellen?" Angestrengt überlegte Fiorinda, was in dem Kopf ihrer Mutter vor sich ging.
    Lady Fairfax hingegen hatte sich entspannt zurückgelehnt und blickte ihre Tochter zufrieden an.
    „Zu meinen Zeiten war alles anders. Da mußte man eben heiraten, wen man vor die Nase gesetzt bekam. Heute müßt ihr das zwar auch, aber es stehen euch andere Mittel und Wege zur Verfügung, um Probleme zu lösen. Heutzutage ist man einfach besser organisiert. Verstehst du?"
    Fiorinda verstand immer noch nicht. Gerade wollte sie ihre Mutter fragen, was sie damit meinte, als die Kutsche abrupt anhielt.
    „Warum hältst du denn nun schon wieder an, du Tölpel?" Säuerlich blickte Lady Fairfax aus dem Verschlag hervor.
    „Wir sind bereits angekommen, Mylady."
    „Nun, dann rufe nach dem Personal. Oder sollen wir unser Nachtlager in der Kutsche aufschlagen?"
    Schnell war der Kutscher ihrem Befehl gefolgt und im Inneren des Hauses verschwunden.
    Langsam stiegen die Damen aus. Als der Diener mit Philippe erschien, hatte die Ungeduld bereits Besitz von ihnen ergriffen.
    „Du!" Lady Fairfax blickte gereizt auf Philippe. „Wo ist dein Herr?"
    Erstaunt sah der junge Franzose auf, doch als er unsicher zu einer Erwiderung ansetzte, wurde ihm das Wort abgeschnitten. „Rede nicht, sondern hilf unserem Diener. Wir werden uns hier auch alleine zurechtfinden."
    Philippe überlegte einen Moment, doch seine Intuition gab ihm zu verstehen, daß es dieser herrischen Frau gegenüber klüger war zu schweigen. Zielsicher stapfte Lady Fairfax mit Fiorinda auf den Eingang des Hauses zu, und Philippe begann mit Stanton die Kutsche zu entladen.
    Kaum waren die beiden Damen in der Vorhalle verschwunden, als sich das Geräusch trabender Pferde vernehmen ließ. Wilcox, der gerade mit Major Livingston in ein Gespräch vertieft war, erblickte die Kutsche, sprang vom Pferd und war mit einem Satz bei Philippe.
    „Verflucht, was um alles in der Welt machen die beiden Frauen jetzt schon hier? Haben sie dir Fragen gestellt?"
    Wieder konnte der erschrockene Junge nicht antworten, denn ebenso schnell, wie Wilcox bei ihm gewesen war, stürmte er nun den Fairfax-Damen hinterher.
    „Wilcox!" Ein entzückter Aufschrei durchdrang die spannungsgeladene Atmosphäre des späten Nachmittags.

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