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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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seinem Freund vertrauen konnte. Wie in anderen Situationen der Bedrängnis und des Grauens würde Wilcox auch dieses Mal einen Ausweg finden.
    Doch auch die nächsten Tage vergingen, ohne daß die Männer einer Lösung des Rätsels näher gekommen waren, und die Zeit saß ihnen im Nacken. Jegliche Planung und Systematik bei der Suche hatten versagt.
    Während die Vorbereitungen für das Fest die Aufmerksamkeit der Fairfax-Damen vollkommen in Beschlag nahmen, nutzte Wilcox jede Möglichkeit, um weiter nach Philippe zu suchen.
    Es war unwahrscheinlich, daß sich am letzten Tag vor der Hochzeit das Geheimnis um das Verschwinden Philippes lösen würde. Dennoch wollte er keinen Versuch ungenutzt lassen und ritt ein weiteres Mal die Strecken ab, welche sie in den Tagen zuvor schon inspiziert hatten. So war er nun an der alten Mühle angelangt, von welcher sein Freund ihm berichtet hatte.
    Nur langsam gab die Tür des alten Gebäudes dem Druck nach und öffnete sich mit einem knarrenden Geräusch. Ein wenig Staub rieselte von der breiten Türumrahmung auf ihn herab, und Wilcox dachte, daß dies wirklich ein ungastlicher Ort sei. Im letzten Licht des späten Nachmittags konnte er die Stube des Müllers erkennen, der hier mit seiner Familie gewohnt haben mußte.
    Vorsichtig tastete er sich im Raum voran. Alles sah aus, als ob die Zeit stehengeblieben wäre. Ein Geräusch ließ ihn zusammenfahren, doch bald bemerkte er, daß im Luftstrom der ausgekühlten Feuerstelle ein alter Kessel sachte hin und her schwenkte.
    Scheinbar hatte man fluchtartig das Haus verlassen, denn auf dem alten Tisch stand noch das irdene Geschirr, das einst dem täglichen Mal gedient haben mochte. Ein Krug war umgefallen, und auf der Tischplatte erkannte Wilcox einen tiefroten eingetrockneten Flecken. Alles war mit einer dicken Schicht aus Dreck und Spinnweben überzogen, und jeder Schritt, den er tat, wirbelte Staubwolken auf.
    Nein, hier konnte sich niemand verstecken. Die Fußspuren des Majors, der nur zwei Tage vorher hiergewesen war, zeichneten ihn als einzigen Besucher der letzten Jahre aus. Vorsichtig spähte Wilcox durch eine weitere Tür, die vom Wohnraum abging, doch vor ihm gähnte nur ein dunkles Loch. Das Rauschen des Baches, der unter der Mühle floß, ließ sich klar und deutlich vernehmen. Hier mußte sich das Mahlwerk befunden haben. Das Geräusch des Wassers ließ den Lord an die Geschichte denken, die ihm seine Mutter erzählt hatte, als er noch ein Knabe war.
    Es war eine fürchterliche Geschichte von Mord und Schandtat, von dem Verschwinden des einzigen Sohnes, der zwischen den Mühlrädern seinen Tod gefunden haben mußte. Niemand wußte etwas Genaues darüber, doch seit damals glaubten die Pächter der benachbarten Höfe, in klaren Mondnächten das Mühlrad klappern und die schweren Steine mahlen zu hören. Kalt lief es Wilcox den Rücken herunter, als er einen letzten Blick in den schwarzen Abgrund tat.
    Als er hörte, wie vor der Tür sein Pferd unruhig wieherte und mit den Hufen scharrte, beschloß er, sich von diesem finsteren Ort zu verabschieden.
    Erst als er weiterritt, bemerkte er die Sinnlosigkeit seines Unterfangens. Warum durchsuchte er einen Ort, an welchem der Major schon erfolglos gewesen war?
    Seit er am Vormittag das Haus verlassen hatte, war er stundenlang durch die Gegend gestreift, in der Hoffnung, doch noch eine Spur zu entdecken, die dem Major oder einem seiner Männer entgangen war. Wilcox machte sich nochmals klar, daß ihm nicht mehr viel Zeit blieb, bis er den Ehekontrakt unterzeichnen würde, der für ihn eine ewige Gefangenschaft bedeuten, aber Philippe seine Freiheit schenken würde, wenn er noch am Leben war. Der Schweiß brach ihm aus, als er bemerkte, daß es bereits dämmerte. Die Zeit verrann. An diesem Abend konnte er sein Vorhaben nicht zu Ende bringen, aber wenigstens an der alten Ruine wollte er kurz vorbeireiten, bevor ihn die Nacht zwang, nach Blenfield Park zurückzukehren, denn seine Abwesenheit würde nicht mehr lange unentdeckt bleiben.
    Doch auch in der Ruine würde er kein Lebenszeichen finden, dachte er sich, als sein Pferd einen schmalen Waldweg entlanggaloppierte. Es hatte keinen Zweck, auf die Gruselgeschichten der Bauern zu hören, denn sicherlich hatten die Entführer Philippe schon lange in eine der benachbarten Grafschaften oder nach London geschafft, wo man ihn in einem dunklen Schlupfwinkel gefangenhalten könnte, bis die Heirat vorüber wäre. Der nächste Vormittag würde

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