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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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vielleicht einen Vorteil aus dieser Situation ziehen konnte. Sollte er vielleicht doch so tun, als ob er willig wäre? Er könnte behaupten, die Geschichte von seiner Krankheit sei eine Lüge gewesen, die er sich nur ausgedacht hätte, weil er sich Peter nicht hingeben wollte. Sein Peiniger würde ihn vielleicht losketten. Aber würde es ihm dann auch gelingen zu fliehen? Sein Blick fiel auf den Degen, den Ned an die modrige Wand gelehnt hatte. Doch nein! Nein! Niemals wollte Philippe seinen unbefleckten Körper als Mittel zum Zweck einsetzen. Er spürte, daß sich alles in ihm dagegen sträubte. Was würde passieren, wenn er die Waffe nicht zu fassen bekäme und Ned sich über ihn hermachte.
    Wieder schaute er auf die Umrisse seines Wächters, der sich auf den Heusack gesetzt hatte und ihn zu beobachten schien. Wann würde jemand kommen? Wie würde man ihn hier nur entdecken können? Auf all das wußte er keine Antworten, aber eine Stimme ganz tief in seinem Inneren gab ihm die Gewißheit, daß Wilcox alles tat, um ihn zu retten.
    „Vorsichtig! Wenn etwas kaputtgeht, lasse ich euch allesamt in den Kerker werfen!"
    Wilcox traute seinen Ohren nicht. Es war bereits Abend, und nachdenklich war er aus der Bibliothek auf den Flur im ersten Geschoß getreten. Wieder vernahm er die laute Stimme von Lady Fairfax, die in der Eingangshalle dem Personal Befehle gab.
    „He, du da. Beweg dich! Hier weht jetzt ein neuer Wind. Die faulen Zeiten sind vorbei!"
    Wilcox war empört. Wie konnte sich dieses Weib unterstehen, derart mit seinem Personal umzugehen?
    Aufgeregt trat er ans Fenster und blickte in den Innenhof. Drei schwarze Kutschen standen aufgereiht vor dem Eingangstor und warteten darauf, entladen zu werden. Hatte Lady Fairfax nun tatsächlich vor, nach Blenfield Park umzusiedeln? Oder was hatte dieser ganze Umstand sonst zu bedeuten? Unauffällig ließ er den Vorhang wieder vor das Fenster gleiten und dachte einen Moment nach. Im Augenblick sah er keine Möglichkeit, die Pläne der Lady zu durchkreuzen, doch mußte er möglichst viel Abstand von ihr wahren, um seinen Handlungsfreiraum nicht weiter eingrenzen zu lassen.
    Lady Fairfax mußte auf jeden Fall im Ostflügel untergebracht werden, damit sie sein Arbeitskabinett und sein Schlafgemach im Westflügel, in dem sich auch die Schlafgemächer der Gäste befanden, nicht unter Kontrolle halten konnte. Er atmete tief durch und schritt dann die Treppen in die Eingangshalle hinunter. Kaum hatte ihn Fiorinda erblickt, eilte sie auf ihn zu.
    „Wilcox!" Ihre Stimme überschlug sich. „Oh, ich bin so glücklich. Hier auf Blenfield Park fühle ich mich schon ganz wie zu Hause. Und ich bin so aufgeregt. Mein Kleid ist bereits fertig. Möchtest du es sehen? Als neue Lady Kellinghurst werde ich deiner Mutter eine würdige Nachfolgerin sein." Ein unbeholfenes Lächeln lag auf ihrem Gesicht. „Aber Wilcox, was ist denn mit dir?" Erwartungsvoll blieb sie vor ihm stehen, doch der Lord blickte sie nur sprachlos an.
    Nach einigen Augenblicken fragte er: „Du wirst die würdige Nachfolgerin meiner ...?" Er konnte diese Unverschämtheit nicht fassen. Doch bemühte er sich, Haltung zu bewahren. „Dein Kleid? Ja gewiß, wo ist es denn?"
    Fiorindas Gesicht erstrahlte. „Du willst es wirklich sehen? Die Lieferanten werden es mir morgen bringen." Sie begann einige Töne zu summen und eine kleine Schrittabfolge über den alten Marmorboden zu tanzen. „Ich werde wie eine junge Prinzessin aussehen", flüsterte sie Wilcox ins Ohr, als sie an ihm vorbeitänzelte.
    Der Lord spürte, daß er solch einer Ignoranz nicht gewachsen war. Zielstrebig schritt er auf Lady Fairfax zu, die, den Lakaien folgend, die große Halle betrat und immer noch geschäftig Anweisungen gab. „Sie gedenken, bereits jetzt Ihr Quartier zu beziehen?"
    Lady Fairfax fuhr auf. „Mein Gott, haben Sie mich erschreckt! Sehen Sie nicht, daß wir mitten in den Vorbereitungen stecken?" Mit einer raschen Handbewegung gab sie Stanton ein Zeichen, als er mit einer schweren Truhe bepackt an ihr vorbeischnaufte. „So. Jetzt! Jetzt habe ich ein wenig Zeit für Sie."
    „Ich möchte, daß Sie mit Ihrer Tochter in den Ostflügel ziehen, der seit jeher für die Damen bestimmt ist. Er ist längere Zeit nicht bewohnt worden, doch ich denke, daß Sie es schaffen werden, schnell eine überaus gemütliche Atmosphäre zu verbreiten." Wilcox ärgerte sich über sich selbst, weil er diese kleine Spitze gesetzt hatte, anstatt ihr scheinbar

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