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Verborgene Liebesglut

Verborgene Liebesglut

Titel: Verborgene Liebesglut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gaylord de Woolf
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unberührt gegenüberzutreten.
    „Nun gut, ob ich links oder rechts in diesem alten Kasten wohne ... das soll keine große Rolle spielen.” Lady Fairfax überlegte einen Moment lang, bevor sie weitersprach. „Aber jetzt, wo ich darüber nachdenke, gefällt es mir. Mein Täubchen soll im Ostflügel wohnen? Venus kam auch aus dem Osten, und Sie wissen ja, daß sie die Göttin der Fruchtbarkeit ist. Das wird uns allen helfen!" Sie lachte laut auf. In diesem Augenblick ging ein Dienstmädchen an ihnen vorbei, das mit mehreren Hutschachteln beladen war und offensichtlich Mühe hatte, ihre Last zu tragen. Als das Mädchen taumelte und die Schachteln fallen ließ, herrschte Lady Fairfax es an. „Du ungeschicktes Ding! Deine Mutter hätte gut daran getan, dich nach der Geburt zu ersäufen." Verschreckt sammelte das Mädchen die Schachteln auf und eilte davon.
    Wilcox schoß einen wütenden Blick zu Lady Fairfax, doch er erwiderte kühl: „Madame! Solange ich der Herr auf Blenfield Park bin, ersuche ich Sie, mich und das Personal des Schlosses nicht weiter zu beleidigen."
    „Aber, Mylord." Sie kniff ihre Augen zusammen und sprach ganz langsam weiter. „Sie sind nicht mehr Herr auf Blenfield Park!"
    „Was wollen Sie damit sagen?"
    Lady Fairfax schnaubte laut auf. „Sie Ignorant! Wollen Sie nicht verstehen, oder arbeitet Ihr männliches Hirn langsamer als das der Frauen? Sie begreifen sehr wohl, was ich Ihnen sagen will. Sie wissen doch, ich habe da etwas, das Sie ... nun ja, sehr schätzen. Schon vergessen?" Den letzten Teil des Satzes hatte sie sich auf der Zunge zergehen lassen, und mit Wohlgefallen beobachtete sie den wütenden Ausdruck, der sich auf Wilcox' Gesicht ausbreitete.
    Er hielt es für das Beste, ihr nicht zu antworten, denn er wußte, daß er sonst vergessen würde, was einem Gentleman anstand.
    „Was wollen Sie mir sagen, mein Lieber? Ich sehe doch, daß Ihnen noch etwas auf dem Herzen liegt. Vertrauen Sie sich mir an."
    „Wenn Sie ihm auch nur ein Haar krümmen, werden Sie auf ewig dafür bezahlen, Lady Fairfax!" Er baute sich mit seiner kräftigen Gestalt vor ihr auf.
    „So?" zischelte sie. „Ewig gibt es nicht. Es gibt nur das Hier und Jetzt, und da bezahlen erst einmal Sie." Sie lachte erneut auf, wandte sich dann aber von ihm ab und widmete ihre Aufmerksamkeit erneut dem Gepäck.
    Wilcox wollte sie zurückhalten, aber sicher war es klüger, ihr keine weitere Gelegenheit zu geben, Gift zu verspritzen. Wütend ging er an Fiorinda vorbei, die ihn verträumt anlächelte. Er konnte nicht glauben, daß diese Frauen nun Herrinnen auf dem Schloß derer von Kellinghurst sein sollten.
    Am nächsten Vormittag folgte der Lord dem Major unauffällig in die Bibliothek, nachdem Lady Fairfax beim Frühstück jede Gelegenheit vereitelt hatte, Livingston über seinen gestrigen Streifzug auszufragen. Trotz der Anwesenheit der Damen war dem Major die gute Laune nicht vollends vergangen, und so begrüßte er den Lord beim Betreten der Bibliothek scherzend mit den Worten: „Du siehst aus, als ob du einen Topf Sauerkraut gegessen hättest, Wilcox. Ist dir beim Anblick der alten Schachtel das Porridge im Halse steckengeblieben?" Aufmunternd blickte Major Livingston den Lord an.
    „Psst!" Der Lord bedeutete ihm, leise zu sprechen. Behutsam schloß er die Tür hinter sich. „Ich habe keine Ahnung, wo sie jetzt steckt", antwortete er, „aber ich habe das Gefühl, daß die Wände Augen und Ohren haben, seit die beiden Frauen im Haus sind. Wir sind nirgendwo mehr sicher vor ihnen." Er verschränkte die Arme vor seiner Brust und ging unruhig auf und ab.
    „Aber nun erzähl schon. Hast du gestern etwas herausbekommen?" Erwartungsvoll blickte er den Major an, der sich eine Zigarre angezündet hatte und nun kleine Rauchwolken ausstieß.
    „Das war kein Kinderspiel, mein Freund." Mit einem sorgenvollen Blick hielt er inne. „Also, fassen wir zusammen. Die alte Mühle scheint uns nicht weiterzubringen. Es wurden dort in der letzten Zeit wohl einige Gestalten gesehen, mehr oder weniger finstere Gesellen, wie mir die Pächter erzählten, doch man fühlte sich nicht genötigt, sie aus der Gegend zu vertreiben. Sie haben sich wohl nur umgeschaut und nach einer Bleibe gesucht, sich dann aber verzogen." Wieder ließ er ein paar Rauchwölkchen in die Luft steigen.
    „Wer könnte das gewesen sein, Thomas? Das Gesinde, das in der Grafschaft herumlungert, würden die Pächter erkennen. Es sind doch immer die gleichen Gesichter."

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