Verborgene Lust
Person ist jedoch entweder dumm oder taub, denn das Boot drängt weiter durch den winzigen Eingang. Es ist kein Mensch zu sehen, offenbar haben sie sich auf dem Boden des Bootes ausgestreckt. Die zwei Fahrzeuge stoßen zusammen, und vor Schreck bekommt Valentina einen trockenen Mund. Als sie sieht, dass niemand anders als Glen in dem anderen Boot liegt, ballt sie die Hände zu Fäusten.
»Was zum Teufel machst du hier?«, fragt Thomas.
»Du antwortest nicht auf meine Anrufe. Entweder hat die hübsche Lady hier meine Nachricht nicht weitergegeben, oder ihr habt sie beide ignoriert. Das ist sehr unklug«, sagt Glen und setzt sich auf.
»Glen, es reicht jetzt«, erwidert Thomas. »Es ist vorbei, ja? Das habe ich dir gesagt. Der Masson war das letzte Bild. Ich werde dir nie wieder in die Quere kommen.«
Glen steht in seinem Boot auf und zeigt mit dem Finger auf Valentina. »Ich habe ihr gesagt, dass mir das nicht reicht. Du schuldest mir eine Menge Geld, Thomas. Und ich will eine Entschädigung. Ich will das Bild.«
»Es ist zu spät. Ricardo Borghetti hat es bereits zurück. Ich habe es ihm gestern gegeben.«
Glen sieht wütend aus. Die beiden Boote stoßen erneut aneinander. Valentina fängt an, in der kleinen Grotte Beklemmungen zu bekommen.
»Lass uns hier abhauen«, flüstert sie Thomas zu.
»Geh aus dem Weg«, bellt Thomas Glen an. Er drängt ihr Boot aggressiv vorwärts. Als er gegen Glens Boot stößt, stolpert dieser und fällt rücklings ins Wasser. »Mist!«, ruft Thomas, wendet und beugt sich über den Rand, um Glen zu helfen.
»Nimm meine Hand«, sagt er.
Doch statt seine Hand zu ergreifen, schwimmt Glen auf Valentinas Seite des Bootes. Für einen Augenblick sieht er ihr direkt in die Augen. Sie sieht seinen drohenden Blick, den Hass in seinen Augen und versucht, ihn wegzustoßen. Doch er packt sie und reißt sie über den Rand mit sich ins Wasser.
Wie überraschend tief die Grotte ist! Glen zieht sie immer weiter nach unten. Es ist, als besäße er die Tentakel eines Tintenfischs. Er hält sie mit eisernem Griff fest. Valentina versucht, sich zu befreien, aber anscheinend ist Glen wild entschlossen, sie zu ertränken, und schert sich noch nicht einmal um sein eigenes Leben. Als Valentina zu sprechen versucht, läuft ihr Wasser in den Mund und macht alles noch schlimmer. Sie muss unbedingt nach ihrem Skipper rufen. Plötzlich lässt Glen sie los. Sie sieht, dass Thomas unter Wasser bei ihnen ist und Glen von ihr wegzieht. Er gibt ihr ein Zeichen. Sie soll schwimmen. Eine fremde Kraft – ist es seine Liebe? – treibt Valentina nach oben, und sie taucht spuckend und röchelnd unter dem Dach der Blauen Grotte auf. Sie zieht sich in das kleine Ruderboot. Obwohl es nicht kalt ist, zittert sie am ganzen Körper. Sie späht über den Rand in das Wasser, und genau in dem Moment tauchen Glen und Thomas heftig spritzend an die Wasseroberfläche.
Die beiden Männer klettern in das andere Ruderboot, husten und spucken Wasser und sind weder in der Lage zu sprechen noch zu kämpfen.
Valentina sitzt starr vor Angst im zweiten Boot.
Schließlich kommt Thomas wieder zu Atem. »Valentina«, befiehlt er, »rudere zurück zu dem Fischerboot, und warte dort auf mich. Glen und ich kommen nach.«
»Nein«, sagt sie. »Ich will nicht, dass du bei ihm bleibst.«
Glen hustet noch immer, sein Gesicht ist rot, seine Augen blutunterlaufen, und seine Brust hebt und senkt sich schwer.
»Sieh ihn dir an«, sagt Thomas. »Er ist fertig. Geh. JETZT !«, schreit er.
Doch ihr Gefühl sagt ihr, dass sie ihn nicht verlassen sollte. »Versprich mir, dass du direkt hinter mir bist«, bittet sie.
»Ich verspreche es, Valentina.«
Sie blickt Thomas lang und fest in die Augen, dann sieht sie zu Glen, der noch immer zusammengesunken auf dem Boden des Bootes sitzt. Sie vermutet, dass er ins Krankenhaus muss. Und was dann? Zeigen sie ihn wegen des Angriffs an? Sie blickt wieder zu Thomas.
Er nickt ihr aufmunternd zu. Seine blauen Augen flößen ihr Vertrauen ein. »Geh, Valentina«, sagt er sanft. »Ich lasse dich nicht im Stich.«
Widerwillig nimmt sie die Ruder und nutzt eins, um sich, auf dem Rücken liegend, aus der Grotte zu manövrieren. Auf dem offenen Meer rudert sie, so schnell sie kann, zurück zu dem kleinen Fischerboot. Der Skipper hilft ihr an Bord und erkundigt sich, wo ihr Mann sei.
»Er kommt gleich«, erklärt sie. »Dort ist noch ein anderer Mann, und der ist ins Meer gefallen.«
»Genau wie Sie?«, fragt der
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