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Verborgene Lust

Verborgene Lust

Titel: Verborgene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Evie Blake
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trennen. Nicht jetzt.«
    »Thomas«, fleht sie und merkt, wie sentimental sie klingt. Ihre Mutter würde sich über sie lustig machen, aber das ist ihr jetzt egal. Sie darf Thomas nicht aus diesem Café gehen lassen, ehe er weiß, was er ihr bedeutet.
    »Ich brauche dich«, sagt sie. »Ich brauche deine Unvoreingenommenheit. Du bist mein Fels, bei dir bin ich in Sicherheit.«
    »Warum geht es immer nur um dich?«, erwidert Thomas gereizt.
    Das tut weh. Getroffen setzt sie sich zurück. Die alte Valentina wäre jetzt aufgestanden und hätte hocherhobenen Hauptes das Café verlassen.
    »Es tut mir leid, Valentina, das war zu hart. Ich habe es nicht so gemeint«, entschuldigt sich Thomas und wirkt niedergeschlagener als je zuvor. »Ich weiß, das alles ist verwirrend, aber du musst mir vertrauen. Ich kann mich im Moment nicht von Anita trennen.«
    »Liebst du sie?«
    Anita ist alles, was Valentina nicht ist: mädchenhaft, großzügig und überaus sexy. Sie hat keine Probleme, sich als Thomas’ Freundin zu bezeichnen.
    »Valentina!«, ruft Thomas verzweifelt. »Darum geht es nicht.« Dann fährt er ruhiger fort: »Ich muss noch immer wissen, ob du mir vertraust, ob du mich liebst.«
    Seine Worte verwirren sie. Warum ist er mit Anita zusammen, wenn er das wissen will?
    »Es fällt mir schwer, so etwas zu sagen, aber ich kann dir zeigen, was ich empfinde.« Nervös befeuchtet sie ihre Lippen.
    Zum ersten Mal ist Valentina zum Weinen zumute. Entschlossen, sich zu beherrschen, wendet sie den Blick ab. Er darf sie nicht weinen sehen.
    Thomas fasst ihre Schulter, und sie spürt die Energie in ihrem gesamten Körper.
    »Bitte warte, Valentina.«
    »Ich kann nicht.« Ihre Stimme bricht. »Ich ertrage es nicht, dich mit ihr zu sehen.«
    Plötzlich steht sie auf und wirft die Tasche über ihre Schulter. Thomas steht ebenfalls auf. Nur eine Handbreit trennt sie voneinander. Am liebsten würde Valentina sich in seine Arme werfen und ihn anflehen, sie zurückzunehmen, doch natürlich wird sie das nicht tun. Er hat es ihr deutlich gesagt. Sie muss sich erst beweisen, vorher trennt er sich nicht von Anita.
    Sie schlängeln sich durch das Café und treten hinaus in die Kunsthalle. Schweigend und ohne sich an den Händen zu fassen, laufen sie die Gänge hinunter, bis sie zu einem Aquarell von William Blake mit dem Titel »Mitleid« kommen. Valentina betrachtet das Gemälde und verspürt einen heftigen Stich in ihrem Herzen. Eine Frau liegt auf dem Boden und hat den Kopf nach hinten geworfen, als würde sie sterben. Über ihr reitet ein wunderschöner junger Mann auf einem grauen Pferd durch den Himmel. In den Händen hält er ein neugeborenes Baby. Es ist ihr Baby. Valentina weiß nicht genau, was der Künstler mit diesem Bild ausdrücken will, aber es berührt sie und erinnert sie daran, was Thomas und sie im vergangenen Mai durchgemacht haben. Die Wunde ist noch nicht verheilt.
    Sie will weitergehen, aber Thomas fasst ihren Arm und zieht sie zu sich. Er schließt sie fest in die Arme, und sie atmet tief ein. Was für eine wundervolle Qual, von ihm gehalten zu werden.
    »Ich liebe dich, Valentina«, flüstert er ihr ins Ohr. »Aber liebst du mich?«
    Sie tritt zurück und sieht ihn an. Ach, wie sehr sie ihn begehrt. Sie ringt mit sich, ihm die drei kostbaren Worte zu sagen. Sie will ihn, sie braucht ihn. Er ist der einzige Mensch auf der ganzen Welt, der das Ausmaß ihres Verlustes versteht.
    »Valentina?«, fragt Thomas noch einmal.
    »Ich …«, stottert sie.
    Er schließt die Augen und atmet tief ein. »Es ist okay«, unterbricht er sie. »Ich weiß, es ist alles ein bisschen viel. Unser Wiedersehen, und sicher bist du auch verwirrt wegen Anita. Belassen wir es für den Moment dabei.«
    Aber konnten sie nicht jetzt gleich irgendwohin gehen? Valentina könnte ihm ihre Liebe in einem anonymen Hotelzimmerbett beweisen, so wie früher? Sie weiß, dass sie das kann. Sie ist sicher, dass sie ihn überwältigen würde. Doch sie sagt nichts. Sie realisiert, dass ihre Angst, sich zu ihm zu bekennen, noch immer genauso stark wie vor all den Monaten ist, als er sie in Venedig zurückgelassen hat. Langsam geht Thomas und verlässt die Tate Gallery. Valentina ist wie erstarrt, fassungslos über ihre Unfähigkeit, ihn zurückzugewinnen. Das Treffen war nicht so verlaufen, wie sie es insgeheim gehofft hatte. Sie sind nicht wieder zusammengekommen und so schnell wie möglich in ein Hotel geeilt, um sich wie verrückt zu lieben. Sie begehrt ihn so

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