Verborgene Sehnsucht
alte Knochenstücke kratzten über seine Haut. Lothair kümmerte es nicht. Das Einzige, was zählte, war draußen … im Regen, auf der Suche nach einem Lebenszeichen von ihm. Hatten sie sein Verschwinden im freien Fall bemerkt? Hatten sie das Knistern der Magie in der Luft aufgeschnappt? Derr’mo, er hoffte es nicht. Der Sturm war heute Nacht auf seiner Seite, ein Verbündeter, der Elektrizität verschleuderte wie eine Hure Oralverkehr.
Also … ja. Daumen drücken. Vielleicht hatte er ja Glück gehabt.
Mit hämmerndem Herzen landete Lothair in der Hocke. Noch auf den Fußballen blickte er mit zusammengezogenen Brauen auf den Eingang der versteckten Höhle. Er atmete schwer, wartete, bemühte sich, durch das Rauschen seines Blutes hindurch etwas zu hören, während er auf Geräusche einer Verfolgung lauschte: das Kratzen von Klauen auf Stein, das Fauchen des Feueratems, das Knurren von Drachen.
Es war albern, das wusste er. Das Energiefeld war undurchdringlich. Nicht einmal die Nightfury kämen dort hindurch. Zumindest eine ganze Weile nicht. Und so lange würde er nicht brauchen.
Sicher, früher oder später würden die Wichser darauf kommen. Aber den Rest der Nacht über würden sie damit zubringen, sich am Kopf zu kratzen und hin und her zu überlegen, wie sie einen Weg hinein finden sollten. Bis dahin war er lange verschwunden. Zusammen mit den gefangenen Frauen.
» Überraschung, ihr Arschlöcher«, murmelte er. Von der kalte n Luft bekam er Gänsehaut. Trotzdem beobachtete er den Eingang, zählte die Sekunden. Als er bei dreißig angekommen war, entspannte er sich und rief seine Kleider herbei. Die Idioten hatten keine Ahnung. Seine Mundwinkel zuckten nach oben. Diese Nightfury-Loser. »Viel Spaß beim Suchen.«
Mit lautlosen Schritten drehte er sich um und lief durch die Dunkelheit zum hinteren Ende der Höhle. Er wich den Stalagmiten aus und näherte sich der Rückwand, streckte den Arm aus, schloss die Finger um einen schmalen Steinvorsprung und drückte ihn nach unten. Der Hebel klickte. Metall verschob sich, das Krachen und Quietschen hallte laut durch die Stille, als der Granit zur Seite glitt und eine Stahltür freilegte.
Mit einer schnellen Handbewegung öffnete Lothair die Klappe über dem Ziffernblock und gab den Zugangscode ein. Eine weitere Reihe Schlösser. Noch mehr Klicken, dann trat er über die Schwelle. Er nahm die Treppe im Laufschritt, seine Stiefel donnerten auf die Stahlstufen, während er Kraft seiner Gedanken die Tür zuwarf und die elektronischen Schlösser wieder zuschnappen ließ.
Tiefer. Tiefer. Tiefer. Die Wendeltreppe hörte nicht mehr auf, führte ihn bis in die Eingeweide der Erde, näher an ihr unterirdisches Quartier. Als er unten ankam, nahm er Kontakt zu seinem Kameraden auf. » Denzeil … wo steckst du ?«
» Bin unterwegs «, antwortete der Krieger. Er klang atemlos. » Hab die Frauen im Schlepptau. «
» Halt dich ran. Wir treffen uns in der Garage. «
» Wann ?«
Lothair rannte an der alten Klinik vorbei. » Anderthalb Minuten .«
Eine Frau schrie, ihre Angst drang klar und deutlich durch die Gedankenverbindung.
Denzeil grunzte. Dann folgte das dumpfe Geräusch von Knöcheln, die auf nackte Haut trafen. Im Hintergrund flehte eine Frauenstimme um Gnade, während Denzeil fragte: » Nightfury ?«
» Sind ahnungslos, aber nicht mehr lange. « Lothair verzog den Mund zu einem Lächeln, seine zögerliche Bewunderung für die Methoden seines Kumpels wuchs mit jedem weiblichen Schluchzer. »Beweg deinen Arsch. «
» Roger .«
Roger. Lothair unterdrückte ein Augenrollen. Denzeils Truckerslang machte ihn wahnsinnig. Wenigstens hatte er das Gespräch nicht mit Kanal eins-neun, Breaker zieh an! angenommen. Lothair schüttelte den Kopf. Er lief so schnell, dass der Wind ihm in den Ohren pfiff. Der Krieger sah einfach zu oft Wiederholungen von Moving on – Abenteuer Landstraße . Trotzdem, wenn man seinen grässlichenGeschmack außer Acht ließ, war Denzeil die meiste Zeit über wirklich nützlich, und wenn auch sein Hirn nicht immer up to date war, saß sein Herz am rechten Fleck. Also lebte man mit dem 40-Tonner-Mist.
Der unebene Beton knirschte unter seinen Stiefeln, als Lothair um die letzte Ecke bog. Überall standen verstreute Kartons: an den Wänden, mitten im Flur, manchmal drei übereinandergestapelt. Und dazwischen? Eine Pfütze geronnenen Plasmas und blutbespritzte Wände … das Abschiedsgeschenk seiner kleinen Polizistin.
Rachegedanken durchfluteten
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