Verborgene Tränen (Windham-Reihe) (German Edition)
bringen soll, dieser verlogenen Betrügerin das Jawort zu geben. Ich wünschte, ich könnte ihr den Hals umdrehen!“
Dean fuhr sich durch das kurze schwarze Haar, und die Ader an seinem Hals pochte kräftig, was ein Zeichen seiner unterdrückten Wut war, wie Devlin wusste.
„Hör’ doch auf! Du bist keiner, der mit seinem Schicksal hadert. Genau wie immer wirst du auch aus dieser Sache das Beste machen“, prophezeite er Dean, ehe das Klappern von Hufen vor der Kapelle die Ankunft der Braut ankündigte. Devlin klopfte seinem unglücklich dreinblickenden Bruder auf die Schulter und schlüpfte zu Danielle in die Bankreihe.
„Er sieht aus, als würde er sich gleich übergeben“, bemerkte Danielle besorgt.
„Hm, ich nehme an, für Männer sind diese Herzensdinge nicht so einfach.“
„Und du meinst, für die Damen ist es einfacher?“, hakte sie mit einem ungläubigen Seitenblick nach.
„Vermutlich nicht“, gab Devlin sich geschlagen und fasste nach Danielles Hand. „Ich hatte wirklich schon angefangen, die Legenden um unsere Familie als Unfug abzutun, nachdem ich mit dir endlich mein großes Glück gefunden habe, aber … wenn ich nun sehe, wie es ihm ergeht …“
„Sieh nicht so schwarz. Vielleicht bekommt ihm die Ehe besser, als wir denken.“
Devlin schüttelte den Kopf.
„Ich kenne meinen Bruder. Er lässt sich nicht einengen. Ich bin schon sehr gespannt, welches Ende diese Geschichte nehmen wird!“
Ihr Vater erwartete sie, als Amelie aus der Kutsche stieg. Zögernd trat sie zu ihm, denn einen Fluchtweg gab es nicht. Der rötliche Sandstein der Kapelle leuchtete warm in der Frühlingssonne, und die Tulpen und Narzissen am Wegrand und vor der geöffneten Pforte reckten ihre bunten Köpfe empor.
Amelie suchte das Gesicht ihres Vaters nach einer Regung ab, nach Mitleid und vielleicht so etwas wie Zuneigung, aber außer eiserner Entschlossenheit fand sie nichts. Er bedeckte ihren Arm mit seiner Hand, als er sie in die Kirche führte. Eine Berührung, die vielleicht zärtlich aussehen mochte, aber in Wahrheit nur verhindern sollten, dass sie es sich doch noch anders überlegte.
Als hätte ich eine Wahl, dachte Amelie bitter. Ein Frösteln durchfuhr ihren Körper, als sie aus dem Sonnenschein in die Kühle der Kirche traten. Ihre Schritte hallten durch die leeren Reihen, und ihr Kleid raschelte unnatürlich laut. Genau wie ihr Herzschlag, der sich in ihren Ohren anhörte wie das Donnern von Kanonen. Himmel!, hatte sie Angst vor der Zukunft, aber bei allem, was ihr heilig war, zumindest würde Lord Cliffard Ansley keine Rolle darin spielen. Und was immer ihr in dieser Ehe noch bevorstehen mochte, sie würde Dean Weston nie wieder ihre Schwäche zeigen, sondern ihre Tränen im Verborgenen vergießen.
Sie reckte das Kinn vor und öffnete die Augen.
Beinahe wäre sie gestolpert, als ihr Blick auf den Mann ganz in Schwarz fiel, der ihr mit zusammengekniffenen Lippen entgegensah.
Es war, als wütete ein Sturm in seinen Augen, zuckende Blitze und dahinjagende Wolken, welche das drohende Unheil in sich trugen. Seine Haltung glich der eines Kriegers, der seinem Feind ins Antlitz blickt und weiß, dass der Kampf eine Farce und bereits gewonnen ist. Ein Krieger, der kam, um sich die Trophäen zu holen.
Und, obwohl Amelie sich wünschte, die Zeit zurückdrehen zu können, bemerkte sie doch dieses Kribbeln im Bauch, als sie daran dachte, dass dieser Mann schon sehr bald ihr Ehemann sein würde.
Ihr blieb das Glühen in Deans Augen nicht verborgen, als ihr Vater ihre Hand an ihn übergab.
Warum fühlte es sich an, als hätte sie verloren, wo ihr Plan doch letztendlich aufgegangen war?
Ganz in jungfräulichem Weiß schritt sie auf ihn zu. Dean schenkte Lord Shawes drohendem Blick keine Beachtung, sondern war gefesselt vom Anblick seiner Braut.
Seine widersprüchlichen Gefühle für Amelie irritierten ihn. Sie war schön, ohne Zweifel, auch wenn sie nicht die Art von Frau war, mit der er sich bisher amüsiert hatte. Sie wirkte so unschuldig, aber gepaart mit seiner Erinnerung an ihre perfekten Brüste im Mondschein, war dies ein überraschend starkes Aphrodisiakum.
Und trotz seiner Wut auf sie und ihr abscheuliches Ränkespiel loderte Verlangen in ihm auf, als er ihre Hand ergriff und sich mit ihr zum Geistlichen umwandte.
Er spürte ihr Zittern, als die Zeremonie begann, fühlte ihren fliegenden Puls, der ihre Aufregung verriet, und bemerkte, dass die zarte Hand
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