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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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zierlich, und obwohl oft ihre helle Haut mit dem Kontrast zu ihrem dunklen Haar und den fast schwarzen Augen gelobt wurde, hatte sie über sich selbst schon oft die Bemerkungen „elfenhaft“ oder „koboldartig“ gehört. Eine elfenhafte Frau zog Bewunderer eben nicht in denselben Scharen an wie eine echte Schönheit.
    Es wurde auch schon geäußert, dass Daisy viel zu viel Zeit mit ihren Büchern verbrachte, was vermutlich stimmte.
    Hätte man es ihr erlaubt, so hätte sie den größten Teil des Tages lesend und träumend verbracht. Ein vernünftiger Peer hätte daraus zweifellos geschlossen, dass sie als Hausfrau in allen organisatorischen Dingen nicht sehr hilfreich sein würde, auch nicht in jenen Bereichen, bei denen es um Details ging. Und damit hätte er recht gehabt.
    Daisy war es vollkommen egal, was sich in der Vorratskammer befand oder wie viel Seife man für den Waschtag bestellen musste. Sehr viel mehr interessierten sie Romane, Gedichte oder die Weltgeschichte, was zu langen Tagträumen führte, in denen sie nichts tat, als aus dem Fenster zu blicken während sie in Gedanken aufregende Abenteuer erlebte, auf fliegenden Teppichen reiste, auf fernen Ozeanen segelte und auf tropischen Inseln nach Schätzen suchte.
    Und in Daisys sämtlichen Träumen gab es aufregende Gentlemen, die so viel interessanter und bemerkenswerter waren als die echten Herren – sie sagten wunderbare Dinge, wussten ausgezeichnet den Degen zu führen und küssten die Dame ihres Herzens, bis der die Knie weich wurden und sich die Welt um sie herum zu drehen begann.
    Natürlich war Daisy nicht so naiv zu glauben, dass es diese Männer wirklich gab. Aber sie musste zugeben, dass – verglichen mit diesen romantischen Bildern in ihrem Kopf – die Männer im wirklichen Leben entsetzlich – nun ja – langweilig wirkten.
    Sie hob ihr Gesicht dem sanften Sonnenlicht entgegen, das durch das Blätterdach der Bäume über ihrem Kopf schien, und sang ein heiteres Lied.
    Bald erreichte Daisy das Ziel ihres Spaziergangs – einen Brunnen, den sie und die anderen Mauerblümchen früher schon ein paarmal besucht hatten. Einen Wunschbrunnen. Man erzählte sich in der Gegend, dass dort ein Geist wohne, der einem einen Wunsch erfüllte, wenn man eine Haarnadel hineinwarf. Gefahr drohte nur, wenn man sich zu dicht an den Brunnenrand stellte. Dann zog der Geist einen vielleicht hinunter, damit man ihm Gesellschaft leistete.
    Bei früheren Gelegenheiten hatte Daisy stets etwas für ihre Freundinnen gewünscht – und diese Wünsche waren immer in Erfüllung gegangen. Aber jetzt konnte sie selbst etwas magischen Beistand gebrauchen.
    Behutsam legte Daisy ihren Hut auf den Boden, näherte sich dem Brunnen und blickte in das trübe Wasser hinab.
    Mit einer Hand griff sie in ihre Rocktasche und holte ein Nadelmäppchen aus Papier hervor.
    „Brunnengeist“, begann sie, „da ich bisher kein Glück damit hatte, den Ehemann zu finden, den ich immer gesucht habe, überlasse ich das jetzt dir. Ich stelle keine Forderungen und habe keine Bedingungen. Was ich mir wünsche, ist – der richtige Mann. Ich versuche, da ganz offen zu sein.“
    Sie zog mal zwei, mal drei Nadeln auf einmal aus dem Mäppchen und warf sie alle nacheinander in den Schacht.
    Das Metall glitzerte in der Sonne, während es durch die Luft flog, dann auf der bewegten Oberfläche aufschlug und schließlich in dem trüben Wasser versank.
    „Ich möchte alle Nadeln für denselben Wunsch verwenden“, sagte sie zu dem Geist. Einen Moment lang stand sie mit geschlossenen Augen da und konzentrierte sich. Das Geräusch des Wassers wurde übertönt von dem lauten Pfiff eines Vogels, der im Flug ein Insekt fing, und dem Summen einer Libelle.
    Dann knackte es plötzlich hinter ihr, als wäre jemand auf einen Zweig getreten.
    Als sie sich umdrehte, sah Daisy, wie die Gestalt eines Mannes auf sie zukam. Er war nicht mehr weit von ihr entfernt. Die Vorstellung, dass jemand ihr so nah gewesen war, während sie sich so vollkommen allein geglaubt hatte, ließ ihr Herz weitaus schneller schlagen, als ihm bekömmlich war.
    Der Mann war groß und kräftig, wie der Mann ihrer Freundin Annabelle, wenn er auch jünger zu sein schien, vermutlich noch keine dreißig. „Verzeihen Sie“, sagte er leise, als er ihr erschrockenes Gesicht sah. „Ich wollte Sie nicht beunruhigen.“
    „Oh, Sie haben mich nicht beunruhigt“, schwindelte sie heiter, obwohl ihr Puls noch immer zu schnell schlug. „Ich

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