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Verbotene Früchte im Frühling

Titel: Verbotene Früchte im Frühling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lisa Kleypas
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legendär.“
    Er starrte sie auf diese Weise an, die sie immer gehasst hatte, sog alles mit diesem Blick in sich ein, kein Detail entging seiner Aufmerksamkeit. Daisy fühlte, wie ihre Wangen brennend rot wurden. „Was haben Sie sich gewünscht?“, fragte er.
    „Das ist persönlich.“
    „Wer Sie kennt“, sagte er, „weiß, dass es alles Mögliche sein könnte.“
    „Sie kennen mich nicht“, sagte Daisy. Allein die Vorstellung, dass ihr Vater beabsichtigte, sie einem Mann zu geben, der in überhaupt keiner Beziehung zu ihr passte – es war reiner Wahnsinn. Eine Heirat mit Matthew Swift wäre wie eine geschäftliche Angelegenheit, ein Handel, bei dem es um Geld und Verpflichtungen ging, um Enttäuschungen und grenzenlose Verachtung. Und zweifellos fühlte er sich zu ihr ebenso wenig hingezogen wie sie sich zu ihm. Niemals würde er ein Mädchen wie sie heiraten, gäbe es da nicht das Geschäft ihres Vaters, das ihn lockte.
    „Vielleicht nicht“, räumte Swift ein. Aber es klang nicht so, als wäre das seine ehrliche Meinung. Er glaubte, genau zu wissen, wie und wer sie war. Ihre Blicke begegneten sich, abschätzend und herausfordernd.
    „Im Angesicht des legendären Rufs dieses Brunnens“, meinte Swift, „würde ich ungern eine gute Gelegenheit ungenutzt verstreichen lassen.“ Er griff in seine Tasche, tastete eine Weile darin herum und förderte schließlich eine große Silbermünze zutage. Es war eine Ewigkeit her, seit Daisy amerikanisches Geld gesehen hatte.
    „Sie müssen eine Nadel werfen“, sagte sie.
    „Ich habe keine Nadel“, erwiderte er.
    „Das ist ein Fünf-Dollar-Stück“, sagte Daisy ungläubig. „Sie wollen das doch nicht wegwerfen, oder?“
    „Ich werfe es nicht weg. Ich investiere es. Sie sollten mir erzählen, wie genau die Prozedur abläuft, wenn man sich etwas wünschen will – es ist viel Geld im Spiel.“
    „Sie machen sich über mich lustig.“
    „Ich meine das todernst. Und da ich so etwas noch nie zuvor getan habe, würde ich mich über etwas Unterstützung freuen.“ Er wartete auf eine Antwort von ihr, und als klar wurde, dass er die nicht bekommen würde, umspielte die Andeutung eines Lächelns seine Lippen. „Ich werde die Münze auf jeden Fall werfen.“
    Daisy verfluchte sich. Obwohl es offensichtlich war, dass er sich über sie lustig machte, konnte sie nicht widerstehen. Einen Wunsch sollte man nicht verschwenden, schon gar nicht einen, der fünf Dollar gekostet hatte.
    Verflixt!
    Sie ging zum Brunnen und sagte knapp: „Halten Sie die Münze zuerst in der Hand, bis sie warm ist von Ihrem Körper.“
    Swift stellte sich neben sie. „Und dann?“
    „Schließen Sie die Augen, und konzentrieren Sie sich auf das, was Sie sich am meisten wünschen.“ Ihre Stimme nahm einen verächtlichen Unterton an. „Und es muss ein persönlicher Wunsch sein. Es darf nicht um Firmenfusionen oder Bankdarlehen gehen.“
    „Ich denke nicht immer nur an Geschäftsangelegenheiten.“
    Daisy sah ihn misstrauisch an, und er überraschte sie mit einem knappen Lächeln.
    Hatte sie ihn bisher jemals lächeln sehen? Vielleicht ein- oder zweimal. Sie erinnerte sich vage an eine solche Gelegenheit, als sein Gesicht so hager gewesen war, dass sie nur einen flüchtigen Eindruck bekam von weißen Zähnen, die sich in einer Grimasse abzeichneten, die kaum etwas mit Heiterkeit zu tun hatte. Aber dieses Lächeln war lediglich ein wenig schief geraten, was es besonders entwaffnend und charmant wirken ließ – ein Anflug von Herzlichkeit, bei dem sie sich die Frage stellte, welche Art von Mann sich hinter diesem ernsthaften Äußeren verbarg.
    Daisy fühlte sich außerordentlich erleichtert, als das Lächeln verschwand und er wieder seine gewöhnliche undurchdringliche Miene zeigte. „Schließen Sie die Augen“, erinnerte sie ihn. „Denken Sie an nichts außer an Ihren Wunsch.“
    Er senkte die Lider und gab ihr so die Gelegenheit, ihn anzusehen, ohne dass er sie dabei beobachten konnte. Zu einem Jungen hatte dieses Gesicht sicher nicht sehr gut gepasst. Dazu waren die Züge zu scharf geschnitten, die Nase zu kräftig, das Kinn zu eckig.
    Doch Swift war sozusagen allmählich in dieses Gesicht hineingewachsen. Die kantigen Züge wurden jetzt gemildert von außergewöhnlich dichten schwarzen Wimpern und einem breiten Mund, der Sinnlichkeit ausstrahlte.
    „Was jetzt?“, flüsterte er, die Augen noch immer geschlossen.
    Während sie ihn anstarrte, fühlte Daisy voller Entsetzen das

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