Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
dein Verdienst.“
Glory erbleichte. Sie öffnete den Mund zu einer Antwort, blieb jedoch stumm. In diesem Augenblick wirkte sie herzzerreißend verletzlich.
Santos hatte Mitleid mit ihr, doch dann erinnerte er sich, dass sie verdiente, was sie bekam. Sie hatte Liz benutzt und gekränkt. Er verübelte Liz ihren Zorn nicht.
Glory räusperte sich. „Ich … ich werde es Lily sagen, entschuldigt mich.“
Sie zog sich ins Zimmer zurück, die Tür schloss sich. Im selben Moment ging Liz auf Santos los. „Wie konntest du?“ flüsterte sie mit bebender Stimme. „Ich habe wirklich geglaubt, Lilys Gesundheit hielte dich hier fest, aber es war sie, nicht wahr?“
„Es ist nicht so, wie es aussieht, Liz. Lass mich erklären.“
Sie hob stolz den Kopf. „Du hast mir gesagt, du wärst nicht an ihr interessiert.“
„Das stimmt. Sie ist wegen Lily hier, nicht meinetwegen.“
Liz schnaubte ungläubig: „Wenn mich mein Gedächtnis nicht trügt, dann kennt sie Lily nicht mal.“
„Bis vor einer Woche.“ Er holte tief Luft. „Lily ist ihre Großmutter.“
Liz starrte ihn sekundenlang an. „Das ist nicht dein Ernst.“
„Doch. Lily ist Glorys Großmutter mütterlicherseits.“ Er hob kurz die Schultern. „Sie wusste es nicht. Niemand wusste es. Ihre Mutter hat es vor ihr verheimlicht.“
„Das verstehe ich nicht. Sie hat es nicht gewusst?“
Er erzählte von Lilys Verbindung zu Glory, von Lilys Sehnsucht ach ihrer Tochter und warum er sich entschlossen hatte, Glory einzuweihen.
„Verstehe.“ Liz blickte kurz zur Tür des Krankenzimmers. „Also warst du die ganze Zeit seit Lilys Herzanfall mit Glory zusammen?“
„Wir waren zwangsläufig zusammen im selben Raum. Wir haben kaum miteinander gesprochen.“
„Aber du hast es mir nicht gesagt.“ Sie senkte die Stimme. „Warum, Santos?“
„Weil ich wusste, wie du reagieren würdest. Negativ.“
„Mit negativ meinst du, dass ich mich aufrege? Dass ich eifersüchtig und argwöhnisch bin und wahrscheinlich überreagiere?“
Er sah ihr ruhig in die Augen. „Ja.“
Zornesröte auf den Wangen, erwiderte sie: „Kannst du mir das verübeln? Die Wahrheit verschweigen ist wie lügen. Und lügen ist ein Schuldeingeständnis. In deinem Beruf solltest du das wissen, Detective.“
„So ist das nicht, Liz.“ Doch, genauso ist es.
„Dein Mund sagt etwas anderes als deine Augen.“ Sie hinderte ihn mit erhobener Hand zu antworten. „Ich liebe dich, Santos, das weißt du. Und ich will dich nicht verlieren. Aber ich …“ Sie atmete tief durch, um Mut zu sammeln. „Ich will so nicht weitermachen.“
„Was sagst du da?“
„Ich will ein Bekenntnis von dir. Ich will wissen, dass du zu mir gehörst. Ich will wissen, dass wir eine gemeinsame Zukunft haben.“ Sie machte einen Schritt auf ihn zu. „Ich will irgendwann Kinder. Ich will eine Familie. Und ich will sie mit dir.“
Santos schluckte trocken. Er hätte ihr nur zu gern all das versprochen. Er mochte sie, und er war gern mit ihr zusammen. Er mochte ihre Klugheit, sie war nett und hübsch. Aber er liebte sie nicht. Das reichte nicht. Dennoch wollte er ihr nicht wehtun. „Ich weiß nicht, was ich will. Ich bin nicht sicher, dass es dasselbe ist, was … du möchtest.“
Ihre Augen wurden feucht. „Du musst dich entscheiden. Nicht jetzt. Ich weiß, es ist eine schwierige Zeit für dich. Aber du musst über uns nachdenken. Ich glaube, wir sind gut füreinander.“
Sie kam noch näher und legte ihm die Hände auf die Brust. „Ich glaube, wir könnten zusammen glücklich werden und uns ein schönes Leben aufbauen. Es muss nicht gleich passieren, ich will nur wissen, dass es irgendwann dazu kommt. Ich liebe dich“, wiederholte sie und streichelte ihm mit einer Hand die Wange. „Ich weiß, dass deine Gefühle für mich noch nicht so weit gehen, aber sie könnten es, glaube ich, wenn du es zulässt, Santos. Ich verspreche, ich werde dir nie wehtun, und ich werde immer für dich da sein. Wir könnten ein gutes Leben zusammen haben. Wir könnten … eine glückliche Familie sein.“
Eine glückliche Familie. Genau, was ich mir immer gewünscht habe. Warum also gehe ich nicht auf das Angebot ein?
Er bedeckte ihre Hand mit seiner. „Ich möchte dir alles sagen, was du hören willst“, flüsterte er bewegt. „Aber ich kann nicht. Nicht jetzt.“
„Ich verstehe, doch ich kann so nicht weitermachen. Ich kann nicht allein von Hoffnung leben.“ Ihre Stimme brach, und Liz musste sich räuspern. „Der
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