Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
Vom Netzwerk:
und drückte sie kräftig. Sie wollte sie ewig festhalten, wusste jedoch, dass sie loslassen musste. Glory bewegte sich und lächelte, obwohl sie nicht erwachte.
    Ich liebe dich. Werde glücklich.
    Die Nacht endete, und der Tag begann. Licht fiel durch die Fenster ins Zimmer und erfüllte es mit einem Strahlen, das zu grell war, um hineinzusehen.
    Die Vögel riefen lieblich und beharrlich.
    Noch nicht. Ich muss mich noch von Santos verabschieden.
    Sie fand ihn und hielt ihn fest, obwohl sie nicht wusste, wie. Sie musste nur an ihn denken, um bei ihm zu sein, doch das würde nicht so bleiben.
    Zu Lebzeiten hatte sie Abschiede gehasst. Sie bedeuteten, zurückgelassen, zurückgewiesen zu werden. Doch dieser Abschied war lieblich, voller Hoffnung, voller Ewigkeit.
    Nicht weinen. Sei nicht traurig. Es ist gut. Es ist sehr gut so. Lächelnd ließ Lily Santos los und wandte sich dem Licht zu. Als die Vögel ihren Namen riefen, ließ sie sich davontragen.

 
50. KAPITEL
    Die Beerdigung war kaum besucht. Nur Santos, Glory, Liz, Jackson und eine Hand voll von Lilys Nachbarn nahmen daran teil. Glory hatte ihre Mutter gebeten zu kommen, doch Hope hatte abgelehnt. Glory hatte ihre Entscheidung akzeptiert, wenn auch mit großem Bedauern.
    Dass Hope nicht verzeihen konnte, beunruhigte Glory. Was sollte sie von ihrer Mutter halten, wenn ihrem Wesen etwas so Grundlegendes wie die Fähigkeit zur Vergebung fehlte?
    Glory überstand den Gottesdienst, ohne zu weinen, weil sie vorher schon Ströme von Tränen vergossen hatte. Sie fühlte sich so ausgelaugt und leer, dass sie fürchtete, nicht genügend Energie für den nächsten Tag, geschweige denn das restliche Leben zu haben.
    Müde legte sie eine Hand an die Stirn. Die Tage und Stunden, seit sie neben der toten Lily erwacht war, waren wie in einem Nebel vergangen. Mit Santos hatte sie alle Formalitäten erledigt, Santos mehr als sie, weil er wirklich an Lilys Leben teilgehabt hatte, im Gegensatz zu ihr.
    Wieder brannten ihr Tränen in den Augen, und sie rang um Fassung. Lily fehlte ihr. In der kurzen Zeit ihrer Bekanntschaft war sie zu einem wichtigen Menschen für sie geworden. Sie hinterließ eine große Lücke.
    Glory ließ die Hände sinken, hilflos den Erinnerungen ausgeliefert, die sie überfluteten. Erinnerungen an den Tod des Vaters und an seine Beerdigung, wie sie neben ihrer Mutter am Grab gestanden hatte, die Worte des Priesters in ihrem Kopf widerhallend. In mancher Hinsicht fühlte sie sich heute wie damals: beraubt, verlassen und völlig allein.
    Vielleicht, weil Lily, genau wie ihr Vater, sie bedingungslos geliebt hatte.
    Sie blickte seufzend zu Santos hinüber. Auch er hatte den Gottesdienst ohne ein äußerliches Anzeichen der Trauer durchgestanden. Doch sein angespanntes Gesicht verriet ihr, was in ihm vorging. Sie fühlte mit ihm. Sie hatten Lily beide geliebt.
    Nach der Beerdigung lud Santos alle Trauergäste in seine Wohnung ein. Liz hatte für Essen und Trinken gesorgt, und Glory wusste, wie dankbar Santos dafür war. Während der Zeremonie war Liz an seiner Seite geblieben und hatte sich besitzergreifend an seinen Arm gehängt. Obwohl sie nicht einmal zu ihr hinübergesehen hatte, wusste Glory, dass Liz ihre Anwesenheit genau registrierte. Ihr Misstrauen und ihre Abneigung waren deutlich spürbar.
    Glory beobachtete Liz einen Moment, und Bedauern mischte sich mit ihrer Trauer, Sehnsucht mit Einsamkeit.
    Die Gäste verabschiedeten sich allmählich. Liz, weil es einen Notfall im Restaurant gab, Jackson, weil er ins Dezernat musste und die Nachbarn, weil es Zeit war.
    Erschöpft und traurig begann Glory, Tassen und Teller einzusammeln und stapelte sie für den Abwasch im Spülbecken.
    „Lass das“, sagte Santos gereizt hinter ihr. „Ich kümmere mich später darum.“
    Sie blickte über die Schulter. Er stand mit finsterer Miene in der Küchentür. „Es macht mir nichts aus.“
    „Mir schon.“ Er verschränkte die Arme vor der Brust. „Lass das!“ wiederholte er. „Ich brauche deine Hilfe nicht.“
    „Es ist keine Mühe. Ich möchte helfen.“
    Er kam wütend auf sie zu und blieb vor ihr stehen. „Warum, Glory? Warum willst du helfen?“
    „Warum? Weil ich Lily geliebt habe.“
    „Und was, zum Henker, hat das damit zu tun, dass du mir in der Küche hilfst?“ brauste er auf. „Du hast hier nicht gelebt. Du hast sie kaum gekannt.“
    Seine schroffe Zurückweisung traf sie tief. „Ich dachte nur … Lily ist mir in der kurzen Zeit sehr wichtig

Weitere Kostenlose Bücher