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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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versuch mich zu verstehen. Und versuch … mir zu verzeihen. Wenn ich dich verlieren würde, Glory, würde ich das nicht ertragen.“
    Glory umarmte ihre Mutter. „Du wirst mich nicht verlieren. Was du erlebt hast, war wirklich schrecklich, und ich verstehe deinen Wunsch zu fliehen. Aber warum musstest du lügen? Warum mich und Daddy anlügen? Warum musstest du sie vollkommen verlassen? Warum musstest du so grausam sein?“
    Hope klammerte sich an ihre Tochter und presste das Gesicht an ihre Schulter. „Ich hatte Angst. Um mich und später um dich.“ Sie blickte zu Glory auf. „Glaubst du, dein Vater hätte mich geheiratet, wenn er gewusst hätte, woher ich stammte? Stell dir die Reaktion deiner Großmutter St. Germaine auf die Mitteilung vor, dass ich eine Pierron war. Es waren berüchtigte Frauen. Jeder, der in New Orleans aufwuchs, hatte von ihnen gehört.“ Hope senkte den Kopf und begann zu schluchzen, allerdings, ohne eine Träne zu vergießen. „Ich hatte solche Angst, und die habe ich immer noch. Ich möchte nicht, dass es jemand erfährt. Wenn doch … würde ich alles verlieren, das weiß ich.“
    „Ist schon gut, Mama.“ Glory strich ihr über den Rücken. „Ich verstehe. Wenn du es nicht möchtest, werde ich es niemandem erzählen.“
    „Danke“, flüsterte sie und hob den Kopf.
    „Ich werde es nicht erzählen, Mama, aber ich werde Lily auch nicht im Stich lassen. Sie braucht mich, und ich brauche sie. Ich möchte meine Großmutter besser kennen lernen.“
    Hope war entsetzt. Das kurze Siegesgefühl verflüchtigte sich. Die Sünde ruft. Sie hat Glory fast schon in den Fängen.
    Sie nahm Glorys Hände. „Nach allem, was du von ihr weißt, wie kannst du nur …“
    „Das ist Vergangenheit. Ich kann nachvollziehen, was du getan hast, auch wenn ich es nicht billige. Ich will nicht urteilen, aber ich will auch Lily nicht verurteilen.“
    Hope drückte ihre Hände fester. „Ich weiß, dass du es nicht leicht hattest. Ich war strenger als andere Mütter. Aber nachdem ich gesehen hatte, wie tief Frauen sinken können, hatte ich Angst um dich. Ich wollte, dass du ein gutes, anständiges Leben führst, eines nach Gottes Wort. Bitte“, fügte sie hinzu, „deine Großmutter ist gefährlich. Ich fürchte, dass du … ich befürchte ihren Einfluss, ich befürchte, dass sie dir wehtut.“
    „Ich bin erwachsen, Mutter.“ Glory entzog ihr lächelnd die Hände. „Ich werde mich nicht plötzlich in eine Hure verwandeln. Großmutter ist alt und krank. Sie wird mich kaum zu einem Leben in Sünde überreden.“
    Aber das Biest wird nicht alt, es wird nicht krank, und es stirbt nicht. Glory versteht nicht, wie das ist. Sie begreift nicht, dass es in ihr lauert, bis seine Zeit kommt. Und wenn ich es ihr sage, wird sie mir nicht glauben und mich für verrückt halten.
    Also ließ Hope Glory gehen. Beklommen sah sie ihre Tochter schutzlos in die Nacht verschwinden, einen Dämon an ihren Fersen.
    Stunden später kauerte Hope schwitzend und mit heftig pochendem Herzen in der Dunkelheit. Das Biest hatte sie geweckt. Es war wieder frei, und diesmal verlangte es nach beiden, Hope und Glory.
    Hope ballte die Hände zu Fäusten, dass sich ihre Nägel in die Handflächen bohrten. Um diesen Kampf zu gewinnen, brauchte sie Verstand und Ausdauer. Die Sünde hatte durch Santos bereits Zugriff auf Glory. Dieser Kampf war eine Feuerprobe und der schwierigste, den sie je ausgefochten hatte.
    Aber sie würde siegen, für sich und für Glory. Sie hatte ihre Tochter nicht umsonst ein Leben lang beschützt und geleitet. Voller Hass dachte sie an Santos. Er würde dafür bezahlen. Sie würde einen Weg finden, ihn zahlen zu lassen.

 
48. KAPITEL
    Die Tage vergingen, und Lily wurde kräftiger. Santos schien es, dass vor allem Glorys Anwesenheit für die Besserung verantwortlich war, mehr als die Bemühungen der Ärzte. Sie war stets an Lilys Seite, gleichgültig, wann er ins Krankenhaus kam, ob bei Tag oder Nacht. Sie hielt Lilys Hand, redete leise oder lauschte aufmerksam ihren Worten, oder sah ihr einfach beim Schlafen zu.
    Meistens hielt Santos sich im Hintergrund, beobachtete und hörte zu, wenn Glory aus ihrem Leben berichtete, um ihrer Großmutter die Enkelin vertrauter zu machen. Obwohl er Glory nie würde ganz trauen können, hatten ihre Zärtlichkeit zu Lily und die Selbstlosigkeit, mit der sie ihre Zeit opferte, sein Urteil über sie doch leicht gemildert. Glory war nicht wie ihre Mutter, sie war weder kalt noch

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