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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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selbstgerecht, noch gemein.
    Und manchmal, wenn er ihr zuhörte, musste er an das Mädchen denken, das er einmal geliebt hatte. Diese Erinnerungen beunruhigten ihn und beraubten ihn seiner nüchternen Urteilskraft. In solchen Momenten musste er sich erinnern, dass er Glory nicht mochte, dass ihn Glory als Frau nicht interessierte und dass sie nichts gemeinsam hatten außer der Sorge um Lily.
    In der Tat hatten sie so wenig gemeinsam, dass sie in den letzten Tagen kaum ein paar Worte gewechselt hatten. Sie sagten Dinge wie: „Wie geht es ihr? War der Doktor schon da? Gibt es Neuigkeiten?“ Sie hatten den ernsten Befund über Lilys Infarkt gemeinsam entgegengenommen – Lily hatte ein Viertel ihrer Herzleistung eingebüßt, und die Gefahr eines zweiten Infarktes war gegeben –, jedoch hinterher nicht darüber gesprochen, geschweige denn einander getröstet.
    Sie berührten sich nie und tauschten kaum einen Blick. Nur manchmal, wenn Glory bei ihr war, sah sie wie zufällig auf und lächelte ihn an. Und jedes Mal hatte er das Gefühl, sein Herz drehe sich im Leibe um.
    Stirnrunzelnd bog Santos in den ersten freien Parkplatz, stieg aus und eilte ins Krankenhaus, um Lily zu sehen. Ein neuer Mord hatte ihn gestern Abend und den größten Teil des Morgens aufgehalten, und inzwischen war er etwas unruhig. Er fürchtete, Lilys Zustand könnte sich verschlechtert haben. Er hatte drei Mal angerufen. Zwei Mal hatte Lily geschlafen, und ein Mal hatte niemand abgenommen.
    Glory ist bei ihr, dachte er beruhigend, als er sich durch die Menschenmenge drängte. Wenn etwas geschehen wäre, hätte sie mich benachrichtigt. Er war dankbar, dass er sich in dieser schwierigen Zeit auf sie verlassen konnte, auch wenn er sie eingedenk ihrer Vergangenheit nicht mochte. Die Kriminalitätsrate sank nicht plötzlich auf null, nur weil er einen Notfall in der Familie hatte. Glory bei Lily zu wissen hatte ihm erlaubt, wenigstens minimal in seinem Job weiterzuarbeiten.
    Santos zwängte sich in den vollen Fahrstuhl, wartete ungeduldig, bis die Leute in den einzelnen Stockwerken ein- und ausstiegen, erreichte die sechste Etage und war innerhalb weniger Augenblicke vor Lilys Tür. Verblüfft blieb er auf der Schwelle stehen. Er hatte schon das Schlimmste befürchtet, doch Lily saß lachend im Bett und lauschte Glory, die einige Schulstreiche zum Besten gab.
    Santos wurde geradezu schwindelig vor Erleichterung. Er hatte Lily noch nie so glücklich gesehen und sie lange nicht so unbeschwert lachen hören. Kaum zu glauben, sie hatte soeben einen schweren Infarkt überstanden und strahlte geradezu.
    Lily entdeckte ihn und lächelte ihn glücklich und dankbar an. Gerührt dachte er erleichtert, dass er sich vor langer Zeit geschworen hatte, für Lily zu sorgen, wie es ihm für seine leibliche Mutter nicht möglich gewesen war. Das war ihm anscheinend gelungen. Er hatte sie glücklich gemacht, indem er ihr Zeit mit ihrer Enkelin schenkte.
    „Victor!“ Sie streckte ihm eine Hand entgegen. „Du kommst gerade rechtzeitig, um von Glorys erstem Klaviervortrag zu hören.“
    Er ging zu ihr und nahm ihre Hand. „Ich kann es kaum erwarten.“ Er beugte sich lächelnd hinunter und küsste sie auf die Wange. „Du siehst wunderbar aus.“
    „Ich fühle mich auch wunderbar.“ Sie schloss die Finger fest um seine. „Der Doktor sagt, dass ich bald nach Hause kann. Vielleicht schon morgen.“
    „Morgen schon?“ Er sah Glory fragend an, und sie nickte. „Das ist großartig.“
    „Ich bin ein zäher alter Vogel.“
    „Das bist du wirklich“, lachte er. „Du gönnst mir keine Freiheit.“
    „Du Bandit!“ Sie schlug ihm lachend auf die Hand. „Ich habe dir so viel Freiheit gelassen, dass du dich ganz schön herumgetrieben hast.“ Sie erzählte Glory, wie Santos nachts aus dem Haus geschlichen war, um sich mit einem Mädchen zu treffen. Sie hatte alle Fenster und Türen abgeschlossen, so dass er um drei Uhr nachts gezwungen gewesen war zu klingeln, um ins Haus zu kommen. „Er war völlig überrascht“, fuhr sie lachend fort. „Ich hörte, wie er es an jedem Fenster probierte. Als er schließlich zur Haustür ging und klingeln musste, war er ziemlich wütend.“
    „Ich hatte mich für so schlau gehalten“, fügte er lachend hinzu, „und hatte keine Ahnung, dass sie mir auf die Schliche gekommen war.“
    Diese Geschichte führte zu weiteren. Sie lachten und scherzten, und bald wurde Lily müde.
    „Wenn du gehen musst“, sagte Santos zu Glory, „kann

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