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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Spielball ist in deinem Feld, Detective.“
    Sein Blick glitt über ihr Gesicht. „In Ordnung, Liz. Ich denke darüber nach.“
    Sie stellte sich auf die Zehenspitzen, drückte ihren Mund auf seinen, wandte sich ab und ging.
    Lange sah er ihr nach, dachte jedoch nicht an Liz, sondern an Glory und wie es gewesen war, sie zu lieben.
    Mit ernstem Gesicht kehrte er in Lilys Zimmer zurück. Glory stand am Fenster und schaute hinaus. Obwohl sie sich ihm nicht zuwandte, erkannte er an ihrem Profil, dass sie blass und offenbar erschüttert war. Er sah zu Lily hinüber, die wieder schlief.
    „Wie lange war sie wach?“ fragte er.
    „Nur ein paar Minuten“, erwiderte sie leise, ohne sich umzudrehen. „Sie hat nach dir gefragt. Ich sagte ihr, du wärst gleich zurück.“
    „Danke.“
    „Santos, ich …“ Sie drehte sich zu ihm um. „Es tut mir Leid wegen eben. Ich wollte nicht … stören.“
    „Ich weiß. Vergiss es.“
    Sie schwieg eine Weile, dann: „Du bist also mit Liz zusammen?“
    Er betrachtete sie mit zur Seite geneigtem Kopf und fragte sich, ob sie es auch seltsam fand, wie sich ihre Dreiecksbeziehung in den zehn Jahren geändert hatte. „Ja, wir sind zusammen.“
    Sie presste kurz die Lippen zusammen. „Sie sah … gut aus. Sehr … erwachsen.“
    „Das sind wir alle“, erwiderte er gereizt.
    Ihre Augen waren tränenfeucht, als sie sagte: „Ich wollte ihr nicht wehtun damals. Ich wollte … niemandem wehtun.“
    Er war hin und her gerissen zwischen Zorn und Mitgefühl. Glory St. Germaine braucht kein Mitgefühl, ermahnte er sich. „Dessen bin ich sicher“, erwiderte er streng. „Trotzdem hast du … vielen wehgetan.“
    „Dir zum Beispiel?“
    „Ja, mir zum Beispiel.“ Er ballte die Hände und trat so nah vor sie hin, dass sie den Kopf zurücklegen musste, um ihm ins Gesicht zu sehen. „War es das, was du hören wolltest? Dass du mir das Herz gebrochen hast? Fühlst du dich gut dabei? Gibt dir das ein Gefühl von Macht?“
    „Nein“, presste sie hervor, „ich fühle mich elend.“
    „Gut.“
    Er wandte sich ab, doch sie hielt ihn fest. „Ich habe auch viel verloren. Ich habe einen Preis gezahlt, den du dir nicht vorstellen kannst.“
    Er schüttelte ihre Hand ab. „Wie ich sehe, spielst du immer noch das arme reiche Mädchen. Mir blutet das Herz, wirklich.“
    Sie starrte ihn an, und ihre Miene wurde hart. „Du bist ein abscheulicher Bastard.“
    „Das sagte man mir schon.“ Er ging zur Tür, blieb noch einmal stehen und sah zu ihr zurück. „Glory, ich weiß sehr gut, welchen Preis du gezahlt hast. Ich habe denselben gezahlt.“

 
49. KAPITEL
    Wieder weckten die Vögel Lily, und ihr lieblicher Gesang lockte sie, aufzustehen und mit ihnen zu fliegen. Sie öffnete die Augen und lächelte. Ihre geliebte Glory war im Sessel neben dem Bett eingeschlafen, und die Nachttischlampe warf einen warmen Lichtschein über ihr schönes Gesicht. Die letzten beiden Wochen, in denen sie ihre Enkelin kennen gelernt hatte, waren die schönsten ihres Lebens gewesen. Sie wünschte, ihre Tochter hätte ihr vergeben können, aber sie verstand sie.
    Lily ließ den Blick über Glory wandern und erkannte, dass sie den Tod nicht fürchtete. Ihr Leben war erfüllter gewesen als das vieler anderer Menschen, und durch Santos und jetzt Glory hatte sie sogar Liebe erfahren.
    Sie war alt genug, zu verstehen, dass alles andere unwichtig war.
    Diesmal kam der Schmerz plötzlich und war unerträglich scharf. Sie griff sich keuchend an die Brust, unfähig, mehr zu tun. Der Schmerz war übermächtig.
    So rasch und unerwartet er gekommen war, schwand er gnädigerweise und hinterließ ein Gefühl von Leichtigkeit und Jungsein. Sie fühlte sich sehr jung und lachte mädchenhaft hell. So hatte sie sich schon einmal lachen gehört, doch es war so lange her, dass sie sich nicht erinnern konnte, wann.
    Die Vögel ließen sich nicht ignorieren. Ihr Gesang übertönte alles, sogar ihre Gedanken. Lily erkannte, was geschehen war. Sie war gegangen. Ihr Leben war zu Ende – und doch hatte es gerade begonnen.
    Sie verließ ihren Körper ohne Bedauern. Hier gibt es kein Bedauern, keine Angst, keine Traurigkeit. Nur Liebe.
    Sie hatte sich immer gefragt, wie es sein würde, mit den Vögeln aufzusteigen, den Himmel zu berühren und die Sonne zu küssen. Sie lachte wieder, überglücklich. Sie war so glücklich und mit sich im Reinen, wie sie es nie für möglich gehalten hätte.
    Ich muss mich verabschieden.
    Sie ergriff Glorys Hand

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