Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
dein Mienenspiel verfolgt, als wir damals in dem Haus waren, und heute, als du die Nachricht erfuhrst.“
Santos schluckte trocken. Er fühlte sich ausgeliefert und ertappt. Glory durchschaute ihn, das war immer so gewesen.
Er zuckte in gespielter Gleichgültigkeit die Achseln. „Du liebst das Haus auch, damit ist es okay.“
Sie kamen unten an und gingen über den grünen Marmorboden zum Ausgang. „Ich mache mir über etwas Gedanken“, sagte Glory mehr zu sich selbst.
Santos blieb an der Tür stehen. „Und worüber?“
„Vor etwa zwölf Jahren hat meine Mutter das Hotel mit Familienvermögen aus einer finanziellen Krise befreit. Zumindest sagte sie mir, es sei Familienvermögen gewesen. Ich habe erst davon erfahren, als ich die Leitung des Hotels übernahm. Es war eine große Summe. Ich habe Mutters Version nie in Frage gestellt, weil ich in dem Glauben aufgewachsen bin, ihre Familie sei sehr wohlhabend gewesen.“
„Aber deine Mutter hatte doch nur Lily.“
„Eben.“ Mit schief gelegtem Kopf fügte sie nachdenklich hinzu: „Also, woher hatte Mutter das Geld?“
„Was ist für dich eine große Summe?“
„Wenn du es genau wissen willst, müsste ich die Bücher prüfen. Aber ich weiß, es waren etliche hunderttausend Dollar, vier, nicht mehr als fünf.“
Fünfhunderttausend Dollar. Allein von den Zinsen konnte eine alte Dame bequem leben. Ohne das Geld wurde es allerdings knapp.
„Wann war das, Glory? Erinnerst du dich?“
„Es war das Jahr, in dem wir …“ Sie senkte verlegen den Blick. „Das Jahr, in dem Daddy starb.“
Das Jahr, in dem er Glory kennen gelernt hatte, in dem er erfahren hatte, dass Lily Hopes Mutter war. Damals hatte Lily sich plötzlich Gedanken um Geld gemacht.
Bis zu ihrem Ende hatte Lily sich selbst um ihre Finanzen gekümmert. Ihre Vermögensverhältnisse hatten ihn nie interessiert. Seltsam war allerdings, dass Lily bis zu diesem Zeitpunkt ziemlich wohlhabend zu sein schien. Sie hatte nie Geldsorgen gehabt und sich im vernünftigen Rahmen alles gegönnt.
Das hatte sich plötzlich geändert. Zum ersten Mal war ihm das einige Monate nach dem Bruch mit Glory aufgefallen. Lily hatte sich über ihre Ausgaben beklagt, hatte nicht mehr für wohltätige Zwecke gespendet und sich sogar kleine Freuden wie zum Essen ausgehen, Maniküren und Kinobesuche versagt.
Das ergab Sinn. Lily hätte alles für ihre Tochter getan, sogar sich finanziell ruiniert. Er hatte Hope St. Germaine drei Mal einen Umschlag gebracht. Sollte darin Geld gewesen sein? Und wenn ja, was hatte er im Gegenzug mitgenommen? Ein Dankschreiben oder etwas mehr?
„Was ist los, Santos? Du machst so ein komisches Gesicht.“
Er blinzelte und merkte, dass er ins Leere gestarrt hatte. „Ich bin nur in Gedanken.“ Er lächelte gezwungen. „Es war ein anstrengender Morgen.“
Santos hielt ihr eine der Glastüren auf und folgte Glory hinaus. Es hatte zu regnen begonnen, und Santos schlug den Mantelkragen hoch. „Wo steht dein Wagen?“
„Am Ende des Blocks.“
„Meiner steht gleich hier. Soll ich dich hinfahren?“
Glory zögerte. „Nein danke. Es ist nicht sehr weit.“
„Wie du willst. Ich muss los.“
„Klar.“
Er ging los, blieb jedoch stehen und blickte zurück, als sie seinen Namen rief.
„Woher, glaubst du, hatte meine Mutter das Geld?“
Er wusste es nicht, aber er wollte es herausfinden. „Keine Ahnung, Glory“, erwiderte er achselzuckend, um seine Gedanken nicht zu verraten. „Warum fragst du sie nicht selbst?“
54. KAPITEL
Hope sah Victor Santos mit spürbarer Abneigung an. Sie ließ den Blick kühl über ihn wandern, lächelte dünn und verbarg ihre Gefühle keineswegs. „Was kann ich für Sie tun, Detective? Wie ich höre, sind Sie in einer polizeilichen Angelegenheit hier.“
Er zog schmunzelnd eine Braue hoch. „Hat Ihre Haushälterin das gesagt? Ich weiß nicht, wie sie auf den Gedanken kommt. Tut mir Leid, aber ich bin gänzlich in eigener Angelegenheit hier.“
Gereizt durch seine amüsiert überlegene Haltung, wies sie ihm die Tür. „Dann muss ich Sie bitten zu gehen.“
„Ich glaube kaum, dass Sie das möchten.“ Ohne Einladung kam er ins Foyer und sah sich ungeniert um. „Nette kleine Hütte, die Sie hier haben.“ Das klang wieder belustigt.
Hope ballte die Hände. Es missfiel ihr, dass sie ihn gewähren lassen musste, weil er Polizist war. Andernfalls hätte sie ihn gar nicht erst hereingelassen. „Ich habe Ihnen nichts zu sagen.“
„Das bleibt
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