Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte
abzuwarten. Ich habe da etwas, das Sie interessieren könnte.“
„Ich bezweifle, dass ich an irgendetwas interessiert sein könnte, was Sie sagen.“ Sie verschränkte die Arme, war jedoch insgeheim neugierig geworden. „Wenn Sie allerdings auf diesem lächerlichen kleinen Spiel beharren, werde ich Ihnen eine Minute opfern.“
„Ich beharre“, bestätigte er lächelnd. „Sie haben gehört, dass Ihre Mutter gestorben ist?“
„Natürlich“, erwiderte sie in einem Tonfall, der besagte, wie wenig sie das interessierte. Das hatte den gewünschten Effekt. Sie sah, wie seine Lippen schmal wurden.
„Sie hat Glory das Haus hinterlassen. Das Haus Ihrer Kindheit. Wussten Sie das auch?“
Sie wusste es. Als Glory es ihr gesagt hatte, hätte sie Victor Santos am liebsten umgebracht. Das wollte sie immer noch. Ein Leben lang hatte sie versucht, Glory vor dem Erbe der Pierrons zu schützen, doch wegen ihm und seiner Einmischung war Glory nun im Besitz des Hauses der Sünde.
„Alles andere hinterließ Lily mir.“
„Ich hörte es. Sie erzählen mir nichts Neues, Detective, wenn also sonst nichts ist …“ Sie sah ungeduldig auf ihre Uhr. „Ihre Zeit ist abgelaufen, wie ich erfreut feststelle.“ Sie ging auf die Eingangstür zu und ärgerte sich, als er ihr nicht folgte. Sie schwang die Tür auf und drehte sich zu Santos um. „Guten Tag, Detective“, sagte sie mit Nachdruck und hätte ihm gern das zufriedene Grinsen vom Gesicht gekratzt.
„Haben Sie fünfhunderttausend Dollar zur Hand, Mrs St. Germaine?“
Hope erstarrte, der Teufelsjunge lachte.
Das Böse hat viele Gesichter.
„Sehr richtig, ein Geist aus Ihrer Vergangenheit ist gekommen, Sie zu erschrecken“, spottete er.
Sie gab sich gelassen. „Ich weiß nicht, wovon Sie reden.“
„Nein?“ Er machte einen Schritt auf sie zu, und sie unterdrückte den Impuls zurückzuweichen. Er bewegte sich wie eine Schlange, langsam, aber zielstrebig. „Ich rede von drei Quittungen mit dem Versprechen, auf Verlangen die Summe von fünfhunderttausend Dollar zu zahlen. Ist Ihr Gedächtnis genügend aufgefrischt, Mrs St. Germaine?“
Er kam noch einen Schritt näher, und diesmal wich sie ängstlich zurück. Sonnenlicht fiel ihr grell und heiß auf den Rücken.
„Damals half Lily Ihnen aus einer kostspieligen Klemme, nicht wahr? Das Hotel war hoch verschuldet. Lily lieh Ihnen fast alles, was sie besaß. Ich habe das Geld in drei Lieferungen überbracht, und Sie gaben mir drei Schuldscheine.“ Vorwurfsvoll fügte er hinzu: „Sie wussten, dass sie das Geld nie einfordern würde. Sie wussten, sie wollte nur ein wenig Zeit mit Ihnen. Es macht mich krank, wenn ich daran denke, wie sehr Lily Sie geliebt hat und wie schlecht Sie sie behandelt haben.“
„Richtig.“ Hope hob stolz den Kopf. „Sie hat es nicht zurückverlangt, und damit ist es erledigt. Sie ist tot.“
„Tut mir Leid, Süße, aber so funktioniert das nicht. Schuldscheine sind wie Aktien oder andere Wertpapiere jederzeit einlösbar.“
Hope begann zu schwitzen. Die Sonne auf ihrem Rücken war unerträglich heiß. Der eigene Blutstrom dröhnte ihr geradezu in den Ohren.
„Ich habe meine Schuld an ihr erfüllt“, erwiderte sie mit zittriger Stimme, um Fassung bemüht.
„Sie haben ihr nichts gegeben“, widersprach er zornig. „Sie ging ins Grab, ohne die Vergebung ihrer Tochter erhalten zu haben. Nicht mal das konnten Sie ihr gewähren, nicht mal einen kurzen Besuch im Krankenhaus.“
„Sie können nicht beweisen, dass ich das Geld nicht …“
„Ich besitze die Schuldscheine. Lily hat sie mir vererbt.“ Er beugte sich wütend zu ihr vor. „Wenn Sie Ihre Schulden bezahlt hätten, hätten Sie die Schuldscheine verlangen sollen.“
Hope legte eine Hand an die Kehle. „Was wollen Sie von mir?“
Er zog verblüfft die Brauen hoch. „Na ja, Hope, Darling, ich will mein Geld.“
Sie machte noch einen Schritt zurück, und helles Sonnenlicht blendete ihre Augen. „Sie Bastard!“
Er lachte: „In letzter Zeit werde ich oft so genannt, und immer von einer St. Germaine.“
Sie ertrug die Hitze und die Sonne nicht mehr und drängte sich an Santos vorbei ins kühle, dunkle Foyer. Panikartig dachte sie immer wieder. Ich habe keine fünfhunderttausend Dollar. Ich habe sie einfach nicht. Plötzlich fröstelnd, rieb sie sich die Arme. „Woher soll ich wissen, dass die Schuldscheine echt sind und dass Sie sie haben?“
„Sie sind echt.“ Er schob die Hände in die Hosentaschen. „Mein
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