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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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saugten und besudelten sich wie die Ferkel mit den gestohlenen Leckerbissen.
    Rasiermesser, der Älteste der Gruppe, entdeckte Santos als Erster und winkte ihn heran. Er trug seinen Spitznamen aus offenkundigen Gründen und lebte am längsten von allen auf der Straße. Er war in Ordnung, aber er ließ sich nichts gefallen, von niemandem. Wenn man auf der Straße lebte, wurde man so. Santos glaubte nicht, dass er noch lange bei ihnen blieb. Mit sechzehn wurde es Zeit für ihn weiterzuziehen.
    „Nette Beute, Tish, Lenny.“ Santos begrüßte die beiden Teenager durch Abklatschen der Hände, dann setzte er sich auf den Boden.
    Um ihn herum floss die Unterhaltung. Der Sozialdienst hatte Ben wieder aufgegriffen und ihn zu seinen Pflegeeltern zurückgebracht. Ein Lude hatte Claire gestellt und sie einzuschüchtern versucht, damit sie für ihn anschaffen ging. Doreen hatte Sam und Leah beim Knutschen erwischt. Und Tiger und Rick hatten New Orleans verlassen, um sich per Anhalter zum guten Leben in Südkalifornien durchzuschlagen.
    Nach einer Weile bemerkte Santos, dass heute Nacht ein neues Mädchen bei ihnen war. Sie saß außerhalb ihres Kreises, beteiligte sich weder am Gespräch noch am Essen und hatte die Arme fest um sich geschlungen. Santos stieß Scout an, der zu ihnen gekommen war und neben ihm saß. Er deutete zu der Neuen hinüber. „Wer ist das?“
    „Tina“, erklärte Scout. „Claire hat sie mitgebracht. Seit sie hier ist, hat sie kaum zwei Worte gesprochen.“
    „Ist sie neu auf der Straße? Weggelaufen?“
    „Yeah, glaub schon.“
    Da braucht man nichts zu glauben, dachte Santos, als er sie mit leicht schief gelegtem Kopf betrachtete. Verloren, allein und Todesangst standen ihr geradezu ins Gesicht geschrieben. Sie hielt den Blick gesenkt und biss sich gelegentlich auf die Unterlippe, um sie am Beben zu hindern. Vor was sie auch weggelaufen war, er wettete seine kargen Ersparnisse, es war etwas Schlimmes gewesen.
    Er fühlte mit ihr wie mit all seinen Freunden. Im Laufe der Jahre hatten sie ihm Geschichten erzählt, wogegen sich die Prügeleien seines Vaters geradezu harmlos ausnahmen. Santos knackte einen Krebs und schob sich das Schwanzstück in den Mund. Kopf und Schalen warf er zu den anderen auf einen Haufen und griff nach einem neuen. Bei jeder schlimmen Geschichte, die er von einem Kind hörte, war er dankbar für sein Leben und seine Mutter.
    Er dachte an die Diskussion, die er vorhin mit ihr gehabt hatte, und an ihre Scham, weil er wusste, dass sie sich manchmal verkaufte. Er verstand das nicht. Sie war vielleicht nicht gerade eine Vorzeigemutter, aber sie liebte ihn. Sie hatten vielleicht nicht viel, aber sie hatten einander. Und die Geschichten seiner Freunde machten ihm klar, dass es in dieser meist verkommenen Welt etwas Besonderes war, jemanden zu haben, den man liebte, und dass es sich lohnte, diese Liebe zu bewahren.
    Nachdem die Krebse verzehrt waren, begann sich der Kreis aufzulösen. Es bildeten sich kleinere Gruppen. Einige gingen wieder auf die Straße, andere legten sich pennen. Tina regte sich nicht. Sie saß wie festgefroren, zweifellos vor Angst und Unsicherheit.
    Santos stand auf und ging zu ihr. „Hi“, murmelte er und lächelte sie unbefangen an. „Ich bin Santos.“
    Sie sah ihn kurz an und senkte sofort wieder den Blick. „Hi.“
    Ihre Stimme war sanft und süß … und ängstlich. Zu sanft und zu süß für ein Mädchen von der Straße. Die Stimme würde rasch härter werden, genau wie sie selbst. Sofern Tina überleben will. Er setzte sich neben sie und achtete darauf, genügend Abstand zu halten. „Du heißt Tina, richtig?“
    Sie nickte und schwieg.
    „Scout sagte, Claire hat dich mitgebracht.“ Sie nickte wieder. „Das Erste, was du über uns lernen musst, ist: Scout weiß alles“, fügte er lächelnd hinzu. „Das Zweite ist, wir sind eine gute Gruppe und passen aufeinander auf.“ Da sie immer noch nicht aufsah, glaubte er, sie wolle lieber allein sein, und machte Anstalten, sich zu erheben. „Wenn du in Schwierigkeiten steckst, lass es mich wissen. Ich werde versuchen, dir zu helfen.“
    Sie hob das Gesicht, und er sah, dass ihre Augen und Wangen feucht waren. Er sah auch, dass sie hübsch war, mit hellbraunem Haar und großen blauen Augen. Vermutlich war sie etwa in seinem Alter, vielleicht etwas älter.
    „D…danke“, stammelte sie.
    „Kein Problem!“ Er lächelte wieder. „Wir sehen uns dann.“
    „Warte!“
    „Ich …“ Ihre Stimme brach, und

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