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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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vorbei. Gelbgrünes Licht fiel auf den Gehweg und färbte seine Haut unheimlich. Die Uhr zeigte vier Uhr morgens.
    Ich bin so gut wie tot.
    Im Gegensatz zum Hinweg legte er nun keinen Wert mehr auf Unauffälligkeit. Er nahm den schnellsten und geradesten Weg nach Hause und wechselte zwischen Joggen und Sprinten. Sogar die normalerweise sehr belebten Straßen waren inzwischen menschenleer.
    Während er lief, dachte er an den Zorn seiner Mutter und wie er sie trotz seines Fehlverhaltens überreden konnte, Tina eine Weile bei sich aufzunehmen. Er dachte an Tinas Lippen auf seinen, an ihre Angst und ihr Flehen, er möge bei ihr bleiben. Frustriert spreizte er die Finger und konnte sich nicht entscheiden, ob er richtig gehandelt hatte.
    Er hätte Tina mit nach Hause nehmen und darauf beharren sollen, dass sie bei ihnen blieb. Hätte das nicht geklappt, hätte er immer noch betteln können. Seine Mutter hatte ein weiches Herz. Ein Blick in Tinas verzweifelte, ängstliche Augen, und sie hätte gestattet, dass sie blieb.
    Er verlangsamte seine Schritte und erwog zurückzugehen, entschied sich jedoch dagegen. Die Morgendämmerung brach fast an. In der Schule war Tina sicher. Er wollte erst die Sache mit seiner Mutter ausstehen und die Wogen glätten. Am Morgen konnte er dann zu Tina zurückgehen.
    Er bog in eine Gasse seitlich der Dauphine Street ab. Die Abkürzung brachte ihn zur Ursuline, zwei Blocks von seinem Haus entfernt. Vor ihm erhellten Polizeilichter die Dunkelheit. Drei Einsatzwagen und eine Ambulanz standen mit blinkenden Lichtern vor einem Gebäude des übernächsten Blocks. Einer neben seinem Haus.
    Santos verlangsamte seine Schritte und sah genauer hin. Der Wagen stand nicht neben seinem Haus, sondern davor. Vor seinem Zuhause!
    Santos begann zu laufen.
    Die Polizei hatte das Gebiet abgesperrt. Trotz der unchristlichen Stunde hatte sich eine kleine Menschenmenge versammelt. Er entdeckte die alte Frau aus dem Erdgeschoss. „Was ist hier los?“ fragte er atemlos, mit heftig pochendem Herzen.
    „Keine Ahnung.“ Sie sah ihn argwöhnisch an. „Jemand ist tot. Ermordet, glaube ich.“
    „Wer?“ Einer Panik nahe, schnappte er nach Luft und wollte sein Herz zwingen, langsamer zu schlagen.
    Achselzuckend zündete sie sich eine Zigarette an und blinzelte gegen den Rauch. „Keine Ahnung. Vielleicht niemand.“
    Santos wandte sich von der Frau ab und suchte in der Menge nach seiner Mutter. Sie war nicht da. Seine Panik wuchs.
    Das hat nichts zu bedeuten, sagte er sich, bemüht, Ruhe zu bewahren und die bedrückende Angst nicht siegen zu lassen. Auch andere Nachbarn waren nicht da, vermutlich schliefen sie in ihren Wohnungen.
    Mom hatte vielleicht einen Freund mit heimgebracht. Vielleicht suchte sie auch nach ihm.
    Merry hat ihr Kind verloren. Der Sozialdienst fand heraus, dass sie es nachts allein ließ.
    Vielleicht dreht sich das ganze Theater um mich. Mom hat vielleicht die Cops gerufen und mich als vermisst gemeldet.
    Warum dann die Ambulanz?
    Santos schüttelte den Kopf, ihm war plötzlich schwindelig, und er fürchtete, sich zu übergeben. Er musste seine Mutter finden, sich überzeugen, dass es ihr gut ging. Während er sich einzureden versuchte, dass sie okay war, drängte er sich durch die Menge, duckte sich unter dem Arm eines Polizisten hindurch und ging auf die Haustür zu.
    „He, Junge!“
    Santos drehte sich um. Ein Beamter kam auf ihn zu. Santos erkannte an seiner Miene – und an der Art, wie seine rechte Hand über dem Revolver schwebte –, dass er es ernst meinte. Jemand ist tot, hat die alte Frau gesagt, vielleicht ermordet.
    „Ja, du.“ Der Cop deutete auf ihn. „Wohin willst du?“
    „Ins Haus.“ Santos’ Mund war so trocken, als hätte er Staub gegessen. „Ich lebe hier.“
    „Tatsächlich?“ Der Polizist betrachtete ihn von Kopf bis Fuß.
    „Yeah.“ Santos wischte sich die feuchten Hände an der Jeans ab. „Meine Mom wartet. Ich bin spät dran, und sie macht sich vermutlich … große Sorgen.“
    Ein zweiter Polizist kam herbei und stellte sich neben den ersten. Er wirkte zu jung, ein Abzeichen zu tragen, geschweige denn eine Waffe. Aus seinem Gesicht war der Babyspeck nie ganz gewichen, und seine blauen Augen blickten freundlich.
    „Hast du einen Namen?“ fragte der erste.
    Santos sah von einem zum anderen. „Victor Santos.“
    Die Polizisten tauschten einen Blick. „Santos?“
    Er nickte. Sein Magen drehte sich fast um.
    „Wo warst du heute Nacht, Victor?“
    „Hab mit

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