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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Tina reckte das Kinn vor. „Sie hat mir nicht geglaubt. Sie nannte mich eine Lügnerin … und eine Schlampe.“
    Santos fluchte. Er war nicht überrascht, er hatte solche Geschichten schon häufiger gehört. „Und was war mit Lehrern, einer Nachbarin oder so?“
    „Er ist ein Cop, vergiss das nicht? Ein richtiger Spitzencop noch dazu.“ Sie biss sich hart auf die Unterlippe. „Wer hätte mir geglaubt? Meine eigene Mutter hat es nicht.“
    Santos drückte ihr die Hand. „Tut mir Leid.“
    „Ja, mir auch.“ Sie wandte den Blick ab. „Ich bedaure, dass ich nicht den Mut hatte, diese Pillen zu nehmen. Ich hatte sie in der Hand, aber ich konnte es nicht.“
    „Sag das nicht. Ich bin froh, dass du sie nicht genommen hast.“ Sie sah ihm in die Augen, und er zwang sich zu einem Lächeln. „Es wird alles wieder gut, Tina.“
    „Ja natürlich. Es wird alles wieder gut. Ich habe kein Geld und keinen Platz, wo ich hingehen kann.“ Sie begann wieder zu weinen und schlug die Hände vors Gesicht. „Ich habe solche Angst. Ich weiß nicht, was ich machen soll.“ Sie wandte ihm ihr tränennasses Gesicht zu. „Was soll ich nur tun?“
    Santos wusste es nicht, also tröstete er sie auf die einzige ihm mögliche Weise: Er legte den Arm um sie und hielt sie, bis sie sich ausgeweint hatte, bis der Raum still wurde und einer nach dem anderen aus der Gruppe an den Ort ging, den er Zuhause nannte. Und Santos hielt sie weiter, obwohl er sich der verrinnenden Zeit bewusst wurde. Seine Mutter würde bald heimkommen. Wenn sie entdeckte, dass er weg war, war er erledigt.
    Bedauernd zog er sich schließlich von ihr zurück. „Tina, ich muss gehen. Ich …“
    „Lass mich nicht allein!“ Sie klammerte sich an ihn. „Ich habe solche Angst. Bleib noch ein bisschen. Bitte, Santos!“ Sie presste ihr Gesicht an seine Brust. „Geh noch nicht!“
    Santos seufzte. Er konnte sie nicht verlassen. Sie hatte niemanden und konnte nirgendwohin. Seine Mutter würde es verstehen müssen. Und das würde sie auch – nachdem sie ihn umgebracht hatte.
    Sie redeten. Santos erzählte ihr aus seinem Leben, von Mutter und Vater, der Schule und dem Leben im Quarter. Sie erzählte ihm von ihrem leiblichen Vater, wie sehr sie ihn geliebt habe und wie er gestorben war.
    Santos hörte ihrer Stimme den durchlittenen Schmerz und die Sehnsucht an. Zum ersten Mal dachte er darüber nach, wie schwer es war, einen geliebten Menschen zu verlieren, wie weh das tun musste.
    Er war so froh gewesen über das Wegbleiben seines Vaters, dass er nie einen Gedanken daran verschwendet hatte, wie es gewesen wäre, wenn man ihm die Mutter genommen hätte.
    Es wäre die Hölle gewesen. Ich bezweifle, dass ich das überstanden hätte.
    Sie redeten weiter über ihre Träume und Hoffnungen für die Zukunft. Als sie schließlich beide ganz erschöpft waren, zog Santos sich zurück und betrachtete forschend ihr Gesicht. „Ich muss gehen, Tina. Meine Mutter bringt mich um.“
    Tina wurde blass vor Angst, nickte jedoch tapfer. „Ich weiß, du musst gehen.“
    „Ich erzähle ihr von dir“, sagte er und nahm Tinas Hand. „Ich frage sie, ob du eine Weile bei uns unterkriechen kannst, das verspreche ich.“
    Sie schluchzte auf, und er nahm ihr Gesicht zwischen beide Hände. „Warte hier. Ich komme morgen zurück.“ Er griff fester zu. „Ich verspreche, ich sehe morgen nach dir.“
    Er beugte sich vor und küsste sie. Sie stieß einen leisen Laut des Erstaunens aus, und Santos war selbst ganz verblüfft über sein Tun. Er wich kurz zurück, sah ihr tief in die blauen Augen und küsste sie wieder, tiefer, inniger. Die Brust wurde ihm eng und der Atem knapp vor Erregung.
    Tina schlang ihm die Arme um den Hals und presste sich an ihn. „Bleib bei mir. Bitte! Lass mich nicht allein!“
    Santos erwog einen Moment, ihr nachzugeben. Er kam schon zu spät heim und steckte bereits in den größten Schwierigkeiten seines Lebens.
    Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren , hörte er noch die Worte seiner Mutter. Sie würde glauben, dass er geschnappt worden war. Vielleicht hatte sie schon die Bullen angerufen und sich selbst auf die Suche nach ihm gemacht.
    „Ich kann nicht“, flüsterte er. „Ich möchte bleiben, aber es geht nicht.“
    Er presste seine Lippen auf ihre, befreite sich dann von ihren Armen und stand auf. „Ich komme morgen zurück. Ich verspreche es, Tina. Morgen bin ich wieder da.“

 
6. KAPITEL
    Santos kam an einem Laden mit einer Neonuhr im Schaufenster

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