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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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die dich nicht erwischen, dann der Staat. Merry unten vom Club hat auf diese Weise ihr Kind verloren. Der Sozialdienst hat es ihr weggenommen, als die herausfanden, dass sie es nachts allein ließ.“
    „Yeah, aber Merry ist drogensüchtig, und ihr Kind ist erst sechs.“ Er schwang die langen Beine über die Bettkante und stand auf. „Es wird nichts passieren, Mom. Du machst dir einfach zu viele Sorgen.“
    „Ist das so, Mr Allwissend-mit-fünfzehn?“ Die Hände auf den Hüften, beugte sie sich zu ihm vor. „Als ich in deinem Alter war, war ich auch ganz schön kess. Ich hätte mir nie träumen lassen, dass ich meinen Lebensunterhalt mal damit verdienen muss, vor einem Saal voller Fremder mit Titten und Hintern zu wackeln. Ich wusste nicht mal, dass es Frauen wie mich überhaupt gibt.“ Plötzlich traurig und resigniert, fuhr sie fort: „Eine falsche Entscheidung, und dein Leben ist ruiniert, Darling. Diese Lektion lehrt dich das Schicksal. Denk daran, wenn du das nächste Mal glaubst, alles zu wissen.“
    Santos wusste, auf welche Entscheidung sie sich bezog: Dass sie sich mit Willy Smith eingelassen hatte und schwanger von ihm geworden war. Ihre Familie hatte sie verstoßen, und Willy benutzte sie bald als Punchingball. Eine schlechte Entscheidung allerdings. Ein echter Reinfall. „Ich werde vorsichtig sein, Mom.“
    „Okay.“ Liebevoll strich sie ihm leicht mit den Fingerspitzen über die Wange. „Ich könnte es nicht ertragen, dich zu verlieren, Victor.“
    Er öffnete den Mund, um dasselbe zu ihr zu sagen, kam sich jedoch töricht vor und schwieg. „Du verlierst mich nicht“, erwiderte er stattdessen, nahm ihre Hand und drückte sie. „Du hast mich am Hals.“
    Lächelnd deutete sie mit dem Kopf zur Eingangstür. „Ich muss los. Du weißt, wie Milton ist, wenn ich mich verspäte.“
    Santos nickte, folgte ihr zur Wohnungstür und sah ihr nach, als sie den Flur hinunterging. An der Treppe drehte sie sich noch einmal um und winkte lächelnd. Er spürte einen Kloß im Hals, winkte zurück und schloss die Tür. Als er nach der Sicherungskette griff, hielt er inne und verspürte plötzlich den heftigen Drang, ihr nachzulaufen und ihr die Umarmung und den Kuss zu geben, den sie vorhin erbeten hatte. Er wollte sie drücken, wie er es seit langem nicht getan hatte, und ihr sagen, dass er sie liebte.
    Was soll ich tun, falls ich sie verliere?
    Er öffnete die Tür, trat in den Flur, blieb jedoch stehen und kam sich albern vor. Er war zu alt, um sich an seine Mutter zu klammern wie ein Baby, das gewiegt und getröstet werden musste. Er lachte vor sich hin. Ihr Gerede, ihn zu verlieren, ihre Sorgen und Warnungen hatten ihn vorübergehend nervös gemacht. Er lachte wieder. Als Nächstes redete sie ihm noch ein, an den Butzemann und Kinder fressende Monster im Schrank zu glauben.
    Mit einem verächtlich amüsierten Schnauben legte Santos die Sicherungskette vor und ging direkt ins Schlafzimmer. Er holte seine Schuhe unter dem Bett hervor, zog sie an, setzte sich und wartete.
    Er sah auf seine Uhr. Zehn Minuten Vorsprung würde er seiner Mutter geben, ehe er die Wohnung verließ, um sich mit seinen Kumpels zu treffen. Er traf sich jeden Abend mit ihnen in der leer stehenden Grundschule an der Ecke Esplanade und Burgundy, am Nordrand des Quarters.
    Die Warnungen seiner Mutter vor dem Sozialdienst und ihre Furcht, ihn zu verlieren, gingen ihm noch einmal durch den Kopf, doch er verdrängte das. Seine Mutter machte sich zu viele Sorgen. Sie behandelte ihn wie ein Baby. Er hatte sich den ganzen Sommer über abends mit seinen Freunden getroffen. Er sah zu, dass er immer vor seiner Mutter wieder zu Hause war. Außerdem hielten er und die anderen sich von den Bullen und allem Ärger fern. Wie er seiner Mutter versprochen hatte, war er immer vorsichtig. Er war nicht mal andeutungsweise in Gefahr geraten, geschnappt zu werden.
    Nach genau zehn Minuten schloss Santos die Tür wieder auf und trat in den Flur. Augenblicke später umfing ihn die schwüle Nacht von New Orleans. Er fluchte leise. Halb zehn Uhr abends, und es war immer noch heiß.
    Er fuhr sich mit einer Hand über den bereits feuchten Nacken. Das war es, was die Leute hier im Sommer fertig und die langen Monate unerträglich machte: Es kühlte sich einfach nie ab. Sicher, andernorts wurde es im Sommer auch heiß, oft sogar heißer, doch die Kühle nach Sonnenuntergang brachte dort wenigstens Erfrischung.
    New Orleans blieb von Mai bis September am Kochen. Im

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