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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Blick und hob ihn wieder, beschämt. „Ich heiße nicht Todd Smith“, gestand er leise, „sondern Victor Santos. Alle haben mich immer nur Santos genannt außer meiner Mutter, und die ist tot.“ Er holte noch einmal tief Luft, um sich Mut zu machen. „Ich wollte Ihnen wehtun … um Sie zurückzuweisen. Weil ich … gern hier bin. Weil ich … Sie mag. Und das …“ Rührung übermannte ihn, und er wandte den Blick ab.
    Lily kam zu ihm, doch er konnte sich nicht überwinden, sie anzusehen. Sie berührte sacht seine Wange. „Ist schon gut, Victor, ich verstehe das.“
    Endlich hob er den Blick und las in ihren Augen Verständnis, echtes Mitgefühl und eine Weisheit, geboren aus einem Leben voller harter Schläge. In ihren Augen sah er sich.
    Wie hat ihre Tochter sie nur verlassen können?
    Als könnte sie seine Gedanken lesen, füllten sich ihre Augen mit neuen Tränen. „Meine Tochter wünschte sich ein neues und anständiges Leben. Eines, das mit der Vergangenheit der Pierrons nichts zu tun hatte. In ihrem Leben ist für mich kein Platz.“ Lily holte zittrig Atem. „Sie hat mich allein gelassen.“
    „Das ist der Gipfel!“ empörte Santos sich. Lily hatte ihre Tochter genauso geliebt wie seine Mutter ihn. Und er hätte ihr niemals so etwas angetan. Nie.
    „Ich verstehe das schon“, sagte Lily mit leichtem Kopfschütteln. „Ich weiß, was ich bin.“
    Santos war verblüfft. Lily tat, als verdiene sie es, verletzt und verlassen zu werden. Stirnrunzelnd dachte er daran, was er zu ihr gesagt hatte, und hasste sich dafür.
    „Du musst dir keine Sorgen machen“, fügte sie leise hinzu. „Ich will nichts von dir. Und ich werde dich nicht im Stich lassen.“ Sie räusperte sich. „Aber ich habe dich gern bei mir. Vielleicht ist das selbstsüchtig, doch ich war so einsam.“
    Santos nahm ihre Hand und spürte zum ersten Mal seit dem Tod seiner Mutter, dass er nicht allein war. Da war jemand, der sich um ihn sorgte, an den er sich wenden konnte. Irgendwo nagte noch Misstrauen an ihm und warnte, vorsichtig zu sein, doch er ignorierte das.
    Dann erzählte er ihr alles. Von seinem Vater und seiner Mutter, von ihrer Ermordung, von den Pflegeeltern, bei denen er gewesen war, von seiner Flucht. Er erzählte von seinen Ängsten und Enttäuschungen und den Versprechen, die er seiner Mutter und sich selbst gegeben hatte.
    Er öffnete sein Herz, und sie hörte zu und tröstete. Santos redete bis tief in die Nacht, bis er völlig erschöpft war. Doch seine Offenheit nahm ihm einen Teil der Last seiner Vergangenheit und seines Kummers.
    Und als sie später einander eine gute Nacht wünschten, seine Augen brennend vor Müdigkeit, die Kehle rau, wussten beide in stillschweigender gegenseitiger Übereinkunft, dass Santos für immer blieb.

TEIL 5
    Liebende

 
18. KAPITEL
    New Orleans, Louisiana, 1984
    Mit sechzehn hatte Glory die Tatsache akzeptiert, dass ihre Mutter sie nie lieben würde. Sie wusste nicht, welche unverzeihliche Sünde sie begangen hatte, und es war ihr auch gleichgültig. Es tat ihr nicht mehr weh, dass sie weder die Liebe noch die Zustimmung ihrer Mutter gewinnen konnte. Dafür waren ihr Zorn und ihr Trotz zu groß geworden.
    Zwischen dem achten und dem sechzehnten Lebensjahr hatte Glory sich nicht nur körperlich verändert. Ihr scharfer Verstand befähigte sie zu beißendem Sarkasmus, und ihre Energie und Begeisterungsfähigkeit zu unermüdlichem Trotz.
    Trotzreaktionen zogen natürlich Bestrafungen nach sich, das verstand Glory nur zu gut. Sie begriff auch, dass sie immer eine Wahl hatte. Doch lieber ertrug sie die heftigsten Strafen ihrer Mutter, als sich ihrem Willen zu beugen.
    Es war ein Spiel für sie geworden, die unerträglichen Regeln ihrer Mutter zu brechen. Ein gefährlicher, Schwindel erregender Kampf der Willenskraft und des Verstandes. Sie kannte die Reizthemen ihrer Mutter ganz genau: alles, was mit Jungen, ihrem Körper oder Sex zu tun hatte. Und sie wusste genau, wie weit sei bei ihr gehen durfte. Es machte ihr Spaß, ihre Mutter auszutricksen. Und nichts war so befriedigend, als es direkt unter ihrer Nase zu tun.
    Wenn sie ertappt wurde, war die Strafe stets heftig, abhängig von der Schwere ihres Vergehens. Einmal war sie eingeschlossen worden, bis sie das gesamte Buch der Richter auswendig gelernt hatte. Ein anderes Mal hatte sie alle Böden im Haus mit einer Zahnbürste schrubben müssen. Dann wieder, als sie auf dem Parkplatz hinter der Kirche beim Knutschen mit einem Jungen

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