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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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Handwerker fand, der ihr das Haus in Ordnung hielt, glaubte er nicht. Und dass sie ihn mochte, ebenso wenig.
    Nein, sie hatte einen anderen Grund, ihn hier zu behalten. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass niemand etwas umsonst tat. Er hatte bloß noch nicht herausgefunden, was Lily bezweckte.
    Stirnrunzelnd überlegte er, dass sie, nach Haus und Auto zu urteilen, reich sein musste. Aber reiche Leute hatten keine Verwendung für Arme, außer als Dienstboten oder um anderweitig ihren Zwecken zu dienen. Allerdings behandelte Lily ihn nicht herablassend. Sie behandelte ihn als ebenbürtig und mit Respekt. Sie wollte nicht, dass er aus einem Pflichtgefühl heraus etwas tat, sondern zahlte ihm für jede erledigte Aufgabe einen angemessenen Betrag. Sie gab ihm Freiraum, bedrängte ihn weder mit Fragen über sich und seine Vergangenheit, noch erstickte sie ihn mit falschem Mitleid und Verständnis.
    Auf was ist sie aus?
    Santos blickte zum dunkler werdenden Himmel empor. Er spürte in Lily eine tiefe Sehnsucht nach Liebe und Zusammengehörigkeit. Er konnte ihre Einsamkeit fast fühlen. Und trotz der großen Unterschiede zwischen ihnen spürte er, dass sie ihn verstand wie seit langer Zeit niemand mehr. Und so ungern er es zugab, er mochte sie.
    Verstand ihn? Mochte sie? Er wunderte sich über seine Gedanken. Lächerlich. Er wurde weich und zu vertrauensselig. Lily Pierron war wie alle anderen und bezweckte etwas. Er wusste nur nicht, was. Er wäre jedoch ein Narr, es außer Acht zu lassen.
    Santos blickte auf das Muschelstück und warf es, so weit er konnte. Weder mochte er Lily noch vertraute er ihr. Er verabscheute, dass er so lange auf sie angewiesen war, und verachtete sich, weil er ihre Hilfe annahm.
    Es war Zeit für ihn zu gehen.
    Lily kam hinter ihm auf die Veranda. Sie ging leise, wie es ihre Art war. Er hatte sich daran gewöhnt, dass sie wie aus dem Nichts auftauchte. Sie war der selbstgenügsamste Mensch, der ihm je begegnet war. Sie schien genau zu wissen, wer sie war. Obwohl man vielleicht nicht sagen konnte, dass sie in Frieden mit sich lebte, so konnte man auch nicht behaupten, dass sie mit sich auf Kriegsfuß stand. Sie hatte sich ihrem Leben ergeben.
    Unwillkürlich spürte er einen Kloß im Hals und schluckte trocken. Ihr Leben war ihre verdammte Angelegenheit, es ging ihn nichts an.
    Lily kam zu ihm. „Ein schöner Abend“, sagte sie leise und blickte zum Uferdamm und dem Fluss dahinter. „Ich habe diese Tageszeit immer sehr geliebt: die Farben, die Gerüche, das Gedämpfte.“
    Santos ballte die Hände zu Fäusten und wünschte, sie würde verschwinden und ihn in Ruhe lassen. Doch insgeheim hoffte er, sie würde sich neben ihn setzen.
    Ich brauche ihre Gesellschaft nicht. Ich brauche niemand!
    Lily seufzte, anscheinend unbeeindruckt durch sein Schweigen. „Ich erinnere mich, dass ich als Mädchen genau das getan habe, was du jetzt machst.“
    „Und was ist das?“ fragte er scharf und ärgerte sich, weil er hier auf der Veranda saß und den Gedanken verabscheute, gehen zu müssen. Noch mehr ärgerte ihn, dass Lily ihn an das Leben mit seiner Mutter erinnerte und daran, welch großen Verlust er erlitten hatte.
    Sie ließ sich auf der Stufe neben ihm nieder. „Auf den Fluss blicken und an all die Orte denken, wo ich jetzt lieber wäre.“ Sie lachte leise. „Seltsam, wie sehr sich manche Dinge verändern und wie wenig andere.“
    Wieso kannte sie ihn so gut? Wie war es ihr in drei kurzen Monaten gelungen, seine Gedanken zu lesen?
    Er wandte sich ihr ruckartig zu, bereit, es mit dem ganzen verdammten Universum aufzunehmen, beginnend mit ihr. „Warum sind Sie so verdammt nett zu mir?“
    „Sollte ich das nicht sein?“
    „Nein.“ Santos sprang auf, ging zum anderen Ende der Veranda und drehte sich wieder zu ihr um. „Nein!“ wiederholte er. „Sie haben keinen Grund, nett zu mir zu sein. Es sei denn, Sie wollen etwas. Sagen Sie es mir, Lily. Sagen Sie mir einfach, was Sie von mir wollen.“
    „Ich will gar nichts von dir, Todd.“
    „Bockmist!“ Er kam frustriert einige Schritte auf sie zu und ballte seitlich die Hände. „Sie benutzen mich, ich weiß bloß nicht, wozu.“
    Sie stand langsam auf und stützte sich am Treppengeländer ab. Sie trat vor ihn hin und sah ihm ruhig in die Augen. „Warum gehst du dann nicht?“
    Ich sollte gehen, auf der Stelle, ohne zurückzublicken.
    Er wandte sich ab und ging zum Geländer. Alles in ihm wehrte sich gegen die Vorstellung zu gehen. Die Hände um

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