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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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beiden.
    „Habt ihr gesehen, was unser Sozialfall heute trägt?“ fragte eine. „Die Bluse sieht aus, als wäre sie zehn Jahre alt.“ Das Mädchen zog die Nase kraus. „Und selbst als sie neu war, war sie hässlich. Sie ist aus Polyester.“
    Glory wandte sich angewidert ab. Obwohl die meisten Mädchen hier aus den wohlhabendsten Familien der Stadt stammten, gewährte die Akademie Stipendien an besonders Begabte. Wie an das Mädchen, über das man sich gerade lustig machte. Glory hatte gehört, sie sei sehr intelligent.
    „Bemitleidenswert“, sagte Bebe Charbonnet und drehte sich zur Spiegelwand, um sich bewundernd zu betrachten. „Ich kann nicht glauben, dass man Mädchen wie die in die Akademie aufnimmt. Ich meine, meine Eltern müssen zahlen. Das sollten alle.“
    „Schließlich müssen wir unseren Standard aufrechterhalten“, erwiderte Glory sarkastisch. „Nur weil sie einen brillanten Verstand hat, heißt das noch nicht, dass sie auf die Akademie gehen darf.“
    Ihr Sarkasmus war an Bebe völlig verschwendet. „Genau“, bestätigte die. „Die gehört nicht hierher. Ich jedenfalls werde sie nicht willkommen heißen.“
    Die Tür ging auf, und das betreffende Mädchen trat ein. Die Unterhaltung verstummte, und man sah überallhin, nur nicht zu dem Mädchen. Glory hatte Mitleid mit ihr. Sie schien sich sehr elend zu fühlen, hielt jedoch den Kopf erhoben.
    Sie ging auf die Toilettenkabinen zu, aber Bebe und ihre Gruppe versperrten ihr den Weg. Sie blieb an dieser Barrikade stehen und wollte um sie herumgehen. Doch sobald sie auswich, stellte sich die Gruppe wieder vor sie. „Entschuldigt bitte“, sagte das Mädchen schließlich errötend.
    Bebe bemerkte mit aufgesetzter Unschuldsmiene: „Oh, tut uns Leid, wolltest du etwa vorbei?“
    „Ja.“ Sie machten nicht Platz, und das Mädchen errötete noch mehr. „Bitte!“
    Bebe trat beiseite, und das Mädchen ging vorbei. Hinter ihr schlossen sich die Reihen wieder, und Glory ahnte, was sie als Nächstes vorhatten.
    Als das Mädchen aus der Toilettenkabine kam, war ihm der Weg zum Waschbecken versperrt. „Entschuldigt bitte“, bat sie die anderen erneut.
    Und wieder wandte Bebe sich in geheucheltem Erstaunen an sie. „Oh, tut uns Leid, wolltest du vorbei?“
    Glory hatte genug. Tatenlos dabeizustehen, wenn andere grausam behandelt wurden, war schwach und feige, und sie verabscheute beides. Sie hatte sich nie ihre Feigheit verziehen, als sie vor vielen Jahren dem kleinen Danny die Schuld an dem Vorfall in der Bibliothek in die Schuhe geschoben hatte. Damals hatte sie sich geschworen, Verantwortung zu übernehmen und nie wieder schwach und feige zu sein.
    „Ja, Bebe“, mischte sie sich ein, „ich glaube, sie will vorbei. Im Gegensatz zu dir wäscht sie sich nach dem Pinkeln die Hände.“ Bebe wurde rot, trat jedoch beiseite. Glory lächelte das neue Mädchen an. „Das ist eine Frage der guten Erziehung. Unsere Bebe hier glaubt, sie hätte schon Klasse, weil sie Geld besitzt. Natürlich irrt sie sich.“
    Mehrere Mädchen tauschten unsichere Blicke, da Glory Bebes wunden Punkt berührte. Bebes Familie war, im Gegensatz zu Glorys und der vieler anderer Mädchen der Akademie, neu – neu in der Stadt und neureich. Trotzdem war Bebe die beliebteste und mächtigste in der Sophomore-Klasse, dem 2. Jahrgang, und die anderen ordneten sich ihr stets unter.
    Wie Glory das sah, war Bebe zu ihrer Position gelangt, weil sie die gemeinste und arroganteste in der Klasse war. Und ihr war es völlig gleichgültig, ob Bebe sie schnitt.
    „Das wird dir noch Leid tun, Glory!“ drohte Bebe wütend. Sie rauschte zur Tür, blieb noch einmal stehen und sah zurück. „Ich verspreche dir, das tut dir noch Leid!“
    Glory schauderte spöttisch. „Ich habe schon jetzt schreckliche Angst.“
    Gleich darauf war der Waschraum leer bis auf Glory und das neue Mädchen. Glory nahm eine Zigarette aus der Tasche und spürte den Blick des Mädchens. „Das hättest du nicht zu tun brauchen“, sagte die Neue leise.
    Glory zuckte die Achseln, zündete sich die Zigarette an und blies eine lange Rauchwolke aus. „Nun ja, ich habe es aber getan.“
    „Danke.“
    Glory zuckte wieder die Achseln. „Nichts zu danken. Die Mädchen sind nicht meine Freundinnen.“
    „Aber ich …“ Die Neue verkniff sich, was sie hatte sagen wollen. „Trotzdem danke.“
    Glory neigte den Kopf zur Seite und sah das Mädchen forschend an. „Was wolltest du sagen?“
    „Es geht mich nichts

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