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Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte

Titel: Verbotene Früchte - Spindler, E: Verbotene Früchte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erica Spindler
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warnen.
    Ohne einen weiteren Gedanken an den Kopierauftrag oder die Schwierigkeiten zu verschwenden, in die sie selbst geraten konnte, lief Liz los zu den Toiletten gegenüber dem Kunstatelier. Es war die am wenigsten frequentierte und von Glory bevorzugte. Liz vermutete, dass sie dort war. Und hatte Recht.
    Sie fand Glory in der letzten Kabine, wo sie gemütlich eine Zigarette rauchte. Liz kam schlitternd zum Stehen und keuchte: „Glory! Du musst sofort hier raus und zurück in deine Klasse!“
    Glory lächelte, traf jedoch keine Anstalten, sich zu erheben. „He, Mädchen, was ist los?“
    „Ich habe Bebe und Missy reden hören“, japste Liz. „Bebe verpetzt dich, weil du die Stunde verlassen hast. Sie ist gerade in Schwester Marguerites Büro.“
    „Na und?“ Glory blies eine lange Rauchfahne aus.
    „Na und?“ wiederholte Liz verblüfft. „Sie könnte jeden Moment hier sein. Du könntest fliegen! Und bitte mach das Ding aus. Wenn die Schwester den Rauch riecht …“
    „Ich fliege nicht“, erklärte Glory, stand jedoch auf und warf die Zigarette in die Toilettenschüssel. Sie spülte und wedelte mit der Hand, um den Rauch zu vertreiben. „Ich werde nicht mal suspendiert. Meine Familie ist viel zu wichtig, sitzt in zu vielen Aufsichtsräten und spendet diesem Verein hier zu viel Geld. Komm, ich will mir die Hände waschen.“
    Liz folgte ihr, völlig perplex über Glorys Gelassenheit, die im völligen Gegensatz zu ihrer eigenen Aufregung stand. „Aber was ist mit deinen Eltern? Ich meine, hast du keine Angst, Schwierigkeiten mit ihnen zu bekommen?“
    Glory spülte sich die Hände ab. „Du kennst meine Familie nicht.“
    „Was soll das heißen?“ fragte Liz stirnrunzelnd. „Ist es ihnen gleichgültig, was du tust?“
    „Ganz im Gegenteil.“ Glory lachte, angespannt und unglücklich, wie Liz fand. „Meine Mutter kümmert sich um alles, was ich tue. Und was ich tue, ist falsch. So war es immer. Meine Mutter hält mich für den Leibhaftigen persönlich. Also ist es schon gleich, was ich tue.“
    Liz war schockiert. „Ich … ich kann das nicht glauben.“
    „Glaub’s nur. Aber es ist nicht schlimm.“ Glory holte ihren Lipgloss aus der Tasche und legte eine Lage Rosa auf.
    Natürlich ist es schlimm, dachte Liz und beobachtete Glory, die sich völlig ungerührt gab. Wie sie Liz’ Blick auswich, verriet allerdings, dass sie es nicht war. Etwas an der Rolle des toughen Mädchens wirkte plötzlich aufgesetzt.
    „Also, das macht mich richtig wütend“, empörte Liz sich. „Ich meine, du bist das netteste, mutigste Mädchen, das ich kenne!“
    „Ich?“ fragte Glory spöttisch. „Nett und mutig? Meine Mutter würde sich kranklachen.“
    „Es stimmt aber. Du bist für mich eingetreten, und ich bin ein Niemand. Du hättest das nicht tun müssen. Du hättest mich einfach ignorieren können. Du bist die Erste hier, die mich nicht behandelt hat, als hätte ich eine ansteckende Krankheit, obwohl dich das bei den anderen nicht gerade beliebt gemacht hat.“
    Glory hob kurz die Schultern. „Wer braucht die schon.“
    „Genau das meine ich ja. Es braucht Mut, um sich nichts aus der Meinung anderer zu machen.“
    „Nicht wirklich.“ Glory lockerte sich das Haar. „Mir gefällt ihr Verhalten nicht, und es sind nicht meine Freundinnen.“
    „Wer sind deine Freundinnen?“ Die Frage war heraus, ehe Liz sie zurückhalten konnte. Sie errötete. „Ich meine, hast du welche …“ Liz legte verlegen eine Hand an den Mund. „Entschuldige, so war das nicht gemeint. Ich meinte …“
    „Schon gut.“ Glory sah sie leicht trotzig an. „Nein, ich habe keine Freundinnen, keine echten jedenfalls. So war es immer. Und das passt mir gut.“
    „Wirklich?“
    „Ja.“ Glory reckte das Kinn vor. „Hast du ein Problem damit?“
    Ihre Heftigkeit überraschte Liz so, dass sie einen Schritt zurückwich. „Nein, natürlich nicht. Ich dachte …“ Liz verstummte, weil sie sich töricht vorkam. „Egal, ich muss ins Büro zurück.“
    „Warte.“ Glory berührte sie am Ärmel. „Tut mir Leid, dass ich so giftig war. Was wolltest du sagen?“
    Liz errötete und holte tief Luft. „Ich wollte dich nicht kritisieren. Es ist nur … ich meine, ich wäre gern deine Freundin. Ich mag dich wirklich, Glory.“
    Glory sah Liz schweigend einen Moment an, räusperte sich und wandte sich ab. Sie hantierte mit dem Riegel ihrer Handtasche und öffnete und schloss mehrmals den Verschluss.
    Wahrscheinlich, um nicht laut

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