Verbotene Geschichte
Ausschmückungen lassen sich schwer unterbinden.
Für mich scheinen sich hier Halbwahrheiten, Gerüchte, Aberglauben, Hysterie und Fehldeutungen zu einem modernen Mythos zu verdichten. Einem Mythos, der – Internetmeldungen (!) im Frühjahr 2006 zufolge – nun auch weit ab von Amerika kursiert, in Russland nämlich. Doch seriös dokumentierte Berichte existieren bis heute auch von dort nicht.
Damit handelt es sich vermutlich in den Worten des erfahrenen Kryptozoologen Michael Schneider, der den Ziegensauger-Gerüchten
2005 in Mittelamerika auf die Spur ging, um »ein Medienphänomen, welches zu einer wahren Massenhysterie heranwuchs«. In seiner aufschlussreichen Analyse » El Chupacabras« – Geburt eines Mythos schreibt er weiter:
» D en Rest des Mythos haben wir den modernen Medien, dem Internet und einer Unmenge an Fake-Fotos zu verdanken, welche von Witzbolden erstellt und verbreitetwurden.«
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SELTSAME »ALIENLEICHEN« UND EIN BISSCHEN »AKTE X«
Am 1. Oktober 2002 fand der damals zehnjährige Armando Eniquez am Ufer eines Bergsees bei Los Galindos in Chile eine etwa zehn Zentimeter große humanoide Gestalt mit einem ausladenden Hinterkopf und rosaroter Haut (siehe Bildteil). Als Armando das Wesen fand, soll es noch gelebt und sich sehr warm angefühlt haben.
Der Junge nahm seine Entdeckung mit nach Hause und versteckte sie in einem Karton. Eine Zeit lang soll das merkwürdige Wesen noch hin und wieder die Augen geöffnet haben, doch nach ungefähr einer Woche schloss es sie für immer. Und erst dann brachte Armando den Mut auf, es seinen Eltern zu zeigen. Inzwischen wirkte die kleine Gestalt wie mumifiziert. Auch schien es so, als sei ihr Körper irgendwie verbrannt.
Am 21. Oktober 2002 wurde die sonderbare Entdeckung dem Mega News Service und dem Journalisten Rodrigo Ugarte gemeldet, der die Geschichte landesweit verbreitete. Der Fund machte Schlagzeilen und das ganze Land diskutierte angeregt über den »Alien«.
Ärzte und Biologen der Universität von Chile, denen die Leiche vorgelegt wurde, schlossen definitiv aus, dass es sich um den Fötus irgendeines Tieres handeln könne.
Dann traten die UFOlogen auf den Plan und versuchten ihrerseits, die Entdeckung irgendwie einzuordnen. Handelte es sich dabei vielleicht um eine Alien-Leiche? Um den schon so lange herbeigesehnten Beweis für die Existenz von Außerirdischen?
Oder war das alles purer Mumpitz?
Am 26. Oktober meldete das Institute of Hispanic UFOLOGY, Professor Arturo Mann, Veterinärmediziner der Universität von Santo Tomäs, wolle das Wesen als neugeborenes Baby der kleinen Bergaffenart »Marsupial« identifiziert haben.
Im Rahmen der Ausstellung »Unsolved Mysteries« wurde der seltsame Zwerg unter anderem auch in Berlin gezeigt. Klaus Dona, einer ihrer Initiatoren, berichtete bei dieser Gelegenheit dem Prä-Astronautik-Forscher André Kramer gegenüber, dass ein Experte für Anatomie das Wesen nicht für eine Fälschung hält. »Weiterhin sagte dieser, er vermute, dass es sich um ein zweijähriges Individuum handle«, so Kramer im Juni 2010 zu mir.
Wie mir Reinhard Habeck, ein weiterer Mitinitiator der Mystery-Wanderausstellung, Anfang Mai 2010 mitteilte, befindet sich das Fundstück des kleinen Armando Eniquez heute im Besitz eines gewissen Ramon de Navia in Barcelona und die Untersuchungen seien noch nicht abgeschlossen. Dona schrieb mir am 11. Mai 2010:
» W ir haben diesbezüglich noch keine Beweise. Untersuchungen hat es schon einige gegeben, aber du wirst verstehen, dass wir mit einer Veröffentlichung warten, bis das Ganze ein Bild ergibt und wir wirkliche Tatsachen belegen können.«
Das Thema bleibt also spannend.
In den Grenzwissenschaften kommen seit Jahrzehnten immer mal wieder Gerüchte über den Fund angeblicher Leichen von Außerirdischen auf.
So zum Beispiel eine kleine Gestalt, die in Puerto Rico gefunden wurde – angeblich von einem Mann erschlagen. Oder das sogenannte Cliff Dwelling Baby, das im Million Dollar Museum in White’s City, New Mexico ausgestellt wird und in Deutschland vor allem durch RTL (Extra, 30. Juni 1997) bekannt wurde. Dabei handelt es sich jedoch nur um einen mumifizierten menschlichen Fötus indianischer Herkunft.
Auch in Deutschland wird, so der Autor Hartwig Hausdorf, ein angebliches »Alienwesen« ausgestellt, und zwar der »Hühnermensch« aus dem Jahre 1735 im Waldenburger Heimatmuseum und Naturkabinett (siehe Bildteil). Eine DNA-Untersuchung, die 1997 in
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