Verbotene Geschichte
Freunde unbekannter Flugobjekte meinen? Oder doch eher ein Menschenkind, das möglicherweise unter einem Gendefekt litt?
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LIEBLING DER MEDIEN: DER ALIEN VON METEPEC
BILD war natürlich nicht dabei, als auf einer Farm im mexikanischen Metepec der Alien in die Rattenfalle tappte. Allein schon deshalb nicht, weil das rätselhafte Wesen zu diesem Zeitpunkt bereits knapp zwei Jahre tot war – aus Angst ertränkt von Marao Lopez, dem Betreiber des Hofes.
Allerdings kommt der BILD-Zeitung das zweifelhafte Verdienst zu, die Story für den deutschsprachigen Raum aus der Mottenkiste vermeintlicher Sensationen hervorgekramt zu haben. Denn am 24. August 2009 titelte das Blatt: »Rätsel in Mexiko: Alien-Baby in Tierfalle gefangen? Es lebte noch.«
Nicht nur in der Printausgabe, sondern auch online wurde eine nur etwa zehn Zentimeter große seltsame Kreatur präsentiert, die ansonsten allen Vorstellungen entsprach, die man so von einem Außerirdischen hat. Nur eben ein bisschen kleiner (siehe Bildteil). Verbunden mit der Frage »Ist dieses Wesen aus einer anderen Welt zu uns gekommen?«
Dabei berief sich BILD auf den mexikanischen UFOlogen und Star-Moderator Jaime Maussan, der immer wieder
sonntags eine Sendung über unerklärliche Phänomene präsentiert und offenbar keinen Zweifel an der Authentizität des Aliens erkennen ließ. Weiter war zu erfahren, dass das infrage stehende Wesen sehr klein gewesen sei und bitterlich geschrien habe, nachdem die Rattenfalle zugeschnappt war. Auch müsse es sehr intelligent gewesen sein – worauf wohl der im Vergleich zum Körper große Kopf hinweisen sollte, in dem viel Platz für viel Gehirn war. Wissenschaftliche Tests, die angeblich seit Sommer 2007 an dem Kadaver durchgeführt wurden, hätten ergeben, dass kein solches Lebewesen bekannt sei. Andererseits bezeugten Bauern aus der Gegend um Metepec, sie hätten ein zweites seiner Art gesehen.
Ein Alien-Baby – was denn sonst! Diese Meinung äußerte zum Beispiel Augustin E. Martinez, ein Mitarbeiter der Farm, auf der der kleine Kerl gefunden wurde, in einem Interview, das für MonsterQuestauf dem History Channel mit ihm geführt wurde.
In dieser Sendung kamen auch Wissenschaftler zu Wort, die über die Anatomie des Wesens rätselten und davon sprachen, dass Gen-Tests keine brauchbaren Resultate ergeben hätten.
Und BILD ? Ließ sich die Gelegenheit, ein weiteres Mal mit der Metepec-Story Auflage zu machen, nicht durch die Lappen gehen. Am 25. August – einen Tag nach der Erstmeldung – schlagzeilte es im Blätterwald: »Mann, der das mysteriöse Wesen tötete, verbrannte im Auto. War es die Rache der Aliens?« Marao Lopez sei, wie es hieß, einige Monate nach dem Zwischenfall mit der Rattenfalle auf »geheimnisvolle Weise« ums Leben gekommen. Von einer
»unbekannten Spezialwaffe« der Aliens war da die Rede – und Jaime Maussan soll von einem Mord durch Außerirdische gesprochen haben.
Das Thema schien sich zu bewähren – es wurde nicht nur von anderen Presseorganen und privaten Fernsehanstalten schnell aufgegriffen, sondern stand offenbar auch in der Gunst des Publikums ganz weit oben, vor allem im Internet -, also legte BILD am folgenden Tag noch einmal nach. Jetzt war von Genproben die Rede, die dem fremdartigen Wesen angeblich entnommen wurden. Sie seien, so wurde Maussan zitiert, »zu verwest, um schlüssige DNA zu liefern«. Wenige Zeilen darunter allerdings war zu lesen, die Tests seien gescheitert, »da diese DNA nicht bekannt ist«. Was ja nun eigentlich ein nicht zu übersehender Widerspruch ist. Auf den zum Beispiel der umstrittene UFOLOGE Roland Gerhard in seinem Blog hinwies. Außerdem schrieb er:
» U nd wo sind die aussagekräftigen Analysen, von denen immer nur gesprochen wird, die aber keiner vorlegt? Nach welchen Methoden wurde gearbeitet? Wo sind die Statements der Labore? Fragen, die sich jeder Journalist eigentlich stellen sollte. Tun die aber nicht, weil die ja die Story kaputt machen könnten.«
Auf die Debatten, die der Fall des »Metepec-Aliens« im Internet auslöste, komme ich später noch einmal zurück. Hier jedoch erst einmal der weitere Verlauf der Berichterstattung in der BILD -Gruppe.
Denn nach der Tageszeitung trat nun auch das Schwesterblatt Bild am Sonntag auf den Plan. Die Redaktion schickte ihren Reporter Michael Remke nach Mexiko, der am 30. August 2009 berichtete, Maussan habe die vermeintliche Alien-Leiche bereits Ende 2008 käuflich erworben. Die Witwe Lopez
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