Verbotene Küsse in der Halbzeit (German Edition)
keine Prinzessinnen. Um Daddy nicht traurig zu machen, hatte sie aber ihr Zimmer toll gefunden. Als Mami sie gefragt hatte, ob sie Henry mochte, hatte Zoey ja gesagt, weil sie Mami nicht traurig machen wollte. Mami mochte Henry sehr. Zoey mochte Henry gar nicht. Er roch wie eine stinkige Blume und wollte nicht mit ihr spielen, wenn er bei ihnen zuhause war. Einmal hatte sie sogar gehört, wie er zu Mami gesagt hatte: „Kannst du Zoey nicht endlich ins Bett bringen? Sie ist ja süß, nervt mich aber mit ihrer ständigen Fragerei und stört mich beim Lesen.“ Mami hatte gekichert und Zoey ins Bett gesteckt, obwohl sie ihr versprochen hatte, das Sandmännchen schauen zu dürfen. Das hatte Zoey traurig gemacht, weil Mami nicht mehr viel Zeit mit ihr verbrachte, sondern mit Henry ausging. Dann passte ein Babysitter auf Zoey auf.
Ihren Babysitter zuhause mochte sie gerne. Sie mochte auch Miss Tia, ihre Kindergärtnerin, und sie mochte Erin gerne. Erin war ein bisschen wie Miss Tia. Beide knuddelten gerne mit ihr, strichen ihr über das Haar und konnten tolle Frisuren machen. Und sie schimpften nie mit ihr. Auch gestern hatte Erin nicht mit ihr geschimpft, obwohl Zoey auf ihre Hose und ihren Pullover gebrochen hatte. Sie hatte auch nicht geschimpft, als Zoey immer wieder geweint hatte, wenn sie von den bösen Robotern geträumt hatte.
Später hatte Daddy bei ihr geschlafen. Er hatte auch nicht geschimpft, als sie vor lauter Angst Pipi in sein Bett gemacht hatte und deshalb weinen musste. Zuhause machte sie nie, niemals, Pipi ins Bett, schließlich war sie ein großes Mädchen, aber bei Daddy war ihr das schon zweimal passiert. Sie wollte nicht, dass Daddy mit ihr schimpfte. Sie wollte, dass Daddy sie immer Knöpfchen nannte und mit ihr schmuste, wie er es heute Morgen kurz getan hatte, als sie weinen musste.
Zum Glück ging es ihrem Bauch wied er besser. Sie hatte sogar eine Waffel mit Sirup gegessen, die Daddy gemacht hatte. Leider war Daddy etwas traurig. Zoey vermutete, dass Daddy traurig war, weil Erin nicht mehr da war. Sie hatte ihm beim Frühstück gesagt, dass Erin morgen wiederkommen würde, wenn sie sich neue Hosen angezogen hätte, aber Daddy hatte ihr nur den Kopf getätschelt und war mit ihr nach dem Frühstück zu einem Freund gefahren.
Sein Freund hieß Julian und war genauso groß wie Daddy. Er hatte ein schönes Haus mit einem Garten, eine sehr hübsche Frau und ein kleines Mädchen, das einen komischen Namen hatte. Zoey durfte sogar im Garten spielen und saß nun mit dem kleinen Mädchen im Sandkasten, um eine Burg zu bauen. Daddys Freund saß neben dem Sandkasten und half ihnen. Immer wieder lachte das kleine Mädchen und gab Daddys Freund einen Kuss auf die Wange.
Zoey wollte nicht hinsehen, aber sie beobachtete trotzdem, wie Daddys Freund und seine Tochter ab und zu kuschelten oder wie Daddys Freund das Mädchen auf seinen Schoß nahm und ihr die kleinen Söckchen auszog. Zoey fragte sich, warum sie und Daddy niemals kuschelten und warum Daddy sie niemals auf seinen Schoß nahm. Außerdem spielten sie nie etwas zusammen, obwohl Daddy ihr so viel Spielzeug gekauft hatte. Heimlich schaute sie immer wieder hin, wie Daddys Freund mit seiner kleinen Tochter sprach und ihr eine Mütze über die braunen Locken setzte, bevor er ihr einen Kuss auf den Kopf gab und dabei lächelte.
Zoey wünschte sie sich, dass ihr Daddy das auch einmal tat.
8. Kapitel
„Ich verstehe das nicht“, murmelte Tom und nahm dankend eine Tasse Kaffee entgegen, die Liv ihm hinhielt. Sie standen am Fenster des Esszimmers im Hause Scott und beobachteten die beiden Mädchen, die zusammen mit Julian im Sandkasten saßen und eine Sandburg bauten.
„Julian hat einfach etwas Übung“, erklärte Liv halb mitleidig , halb amüsiert.
„Schau nur“, er wies mit einem Kopfnicken nach draußen. „Er kann sich völlig ungezwungen mit ihr unterhalten. Worüber reden sie bloß?“
„Du solltest dich nicht verrückt machen, Tom. Wenn du erst einmal etwas mit ihr warm geworden bist, wirst du keine Mühe mehr haben, dich mit ihr zu unterhalten.“
Frustriert runzelte er die Stirn und beobachtete Zoey, die ein wenig schüchtern im Sandkasten seines Kumpels saß und sich mit Julian zu unterhalten schien. Er drehte sich zu Liv um, die ihm ein kleines Lächeln schenkte und an ihrer Teetasse nippte. Sie und Julian mussten sofort erraten haben, dass Tom kurz vor einem Nervenzusammenbruch gestanden hatte, als er sie heute Morgen angerufen
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