Verbotene Leidenschaft
einzigen Ort, wo du sicher bist«, antwortet er. »Mein Haus.«
»Aber sagtest du nicht, dass du Besuch hast?«
»Darum werden wir uns kümmern, wenn wir dort sind.«
Den Rest der Fahrt sitzt Marc schweigend da und starrt aus dem Fenster.
❧ 33
A uf dem Bürgersteig vor Marcs Haus rangeln die Fotografen um die besten Plätze. Bei ihrem Anblick rutsche ich ein Stück tiefer in meinen Sitz. Trotz der getönten Scheiben habe ich das Gefühl, dass sie mich sehen können.
Als sie die Limousine erspähen, stürzen sie darauf zu, rammen ihre Kameras gegen die Fenster und hämmern mit den Fäusten darauf ein.
»Marc! Marc, ist Sophia bei Ihnen?«
»Stimmt es, dass sie nur mit Ihnen zusammen ist, um berühmt zu werden, Marc?«
Arabellas Worte kommen mir wieder in den Sinn. »Wie ein Vogel im Käfig« – genauso komme ich mir vor. Ein völlig verängstigter Vogel.
Mit sorgenvoll gerunzelter Stirn setzt Marc sich neben mich und legt den Arm um meine bebenden Schultern. Ich berge das Gesicht an seiner Brust und versuche, das Klopfen und Rufen auszublenden.
Wir passieren die Tore, doch die Fotografen machen keine Anstalten, uns zu folgen. Vermutlich wissen sie, was ihnen blüht, falls sie es versuchen sollten. Durchs Rückfenster sehe ich sie mit ihren Kameras dastehen.
Wir fahren in die Garage, und mit einem Mal bin ich von Dunkelheit und Beton umgeben.
»Wie lange muss ich hierbleiben und mich verstecken?«
»Ein paar Wochen, vielleicht auch Monate. Das kommt darauf an.«
»Monate?«
»Ich will doch nur, dass du in Sicherheit bist, Sophia«, flüstert Marc in mein Haar. »Hier kann ich mich um dich kümmern. Ich habe jahrelang an der Sicherheitsüberwachung getüftelt.«
Nickend steige ich aus dem Wagen. Eigentlich sollten seine Worte tröstlich sein, aber ich will nicht in einem Haus wochen- oder gar monatelang eingesperrt sein, auch wenn es noch so sicher ist. Ich brauche die Sonne, das Licht, das Leben.
Marcs Autos stehen überall herum, auf Hochglanz poliert und sündhaft teuer. Ich höre förmlich ihre Motoren schnurren.
Sein Ford Mustang steht in der Ecke. Mein Blick bleibt an dem knallgelben Sportwagen hängen. Der so gar nicht zu Marc passen will.
»Du hast mir immer noch nicht erzählt, weshalb du das Auto deines Vaters behalten hast.«
»Halt deine Feinde nahe bei dir, heißt es doch immer so schön, oder?«
»Das hast du getan, aber das erklärt nicht viel.«
»Ich rede nicht gern über meine Vergangenheit.«
»Marc, ich will alles über dich wissen. Wenn dir all das hier ernst ist, musst du dich daran gewöhnen, dich ein Stück weit zu öffnen.«
»Du lässt nicht locker, was?« Er geht zur Treppe.
»Vermutlich nicht.« Ich nehme seine Hand. »Erzähl mir von deinem Vater. Woran ist er gestorben?«
»An Krebs«, antwortet Marc knapp. »Es war eine lange und sehr schwere Krankheit.«
»Und … hast du es je bereut, nicht dort gewesen zu sein? Bei seiner Beerdigung, meine ich?«
»Nein. Was meinen Vater angeht, bereue ich nur eines: Dass ich meine Schwester nicht besser beschützt habe.«
»Aber du warst doch noch ein Junge.«
»Das ändert nichts daran.« Er presst die Lippen aufeinander.
»Und was ist mit dem Wagen?«
»Ich behalte ihn, weil er ihn von meinem Verdienst als Kinderstar gekauft hat. Ist das Erklärung genug?«
»Ein bisschen, aber nicht hundertprozentig.«
Marc stößt den Atem aus. »Woran erinnerst du dich noch aus deiner Kindheit?«
»An alles Mögliche. Mit Jen spielen. Mit meinem Großvater zu Fußballspielen gehen. Schulaufführungen. Weihnachten. Zelten im Wald. Und an schlimme Dinge. An den Tod meiner Mutter und wie mein Vater beinahe daran zerbrochen ist. Aber ich versuche, nicht nur an diese schrecklichen Ereignisse zu denken.«
»Ich weiß nur noch, wie ich gearbeitet habe. Und von diesem Geld wurde der Wagen bezahlt. Vermutlich könnte man sagen, der Wagen ist meine Kindheit.«
»Das ist traurig, aber irgendwie auch schön.« Ich drücke seine Hand. »Behältst du ihn deshalb? Weil du deine Kindheit nicht loslassen willst?«
»Nein. Ich behalte ihn, weil ich nie vergessen will, was mein Vater mir angetan hat. Der Wagen soll mich immer daran erinnern.«
»Ist das wirklich gut für dich?«
Marc zuckt die Achseln. »Wahrscheinlich nicht, aber so bin ich nun einmal.«
»Und ich liebe dich so, wie du bist.«
Am oberen Treppenabsatz bleibt Marc stehen, wendet sich mir zu und legt seine Hände auf mein Hinterteil. Und dann küsst er mich – ein
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