Verbotene Leidenschaft
auch immer von ihm halten mögen, eine tolle Gelegenheit ist es allemal.«
»Es wird andere Gelegenheiten geben«, entgegnet Marc.
»Vielleicht haben Sie das inzwischen vergessen, aber das Leben als Jungschauspieler ist nicht gerade ein Sonntagsspaziergang«, wendet Arabella ein. »Sind Sie sicher, dass Sie Sophia nicht den falschen Rat geben, nur weil Ihnen Ihre eigenen Interessen wichtiger sind?«
Marc wirft ihr einen finsteren Blick zu. »Meine eigenen Interessen? Ich tue das, um sie zu beschützen.«
»Ich bitte Sie, Marc. Sie muss ihre eigenen Erfahrungen mit der Branche machen. In all ihrer Hässlichkeit. Sie können sie nicht wie einen Vogel im Käfig halten.«
Ich schlucke und straffe die Schultern. Arabella hat völlig recht. Die meisten Schauspielerinnen wären über ein solches Rollenangebot komplett aus dem Häuschen. Ich sollte es nicht ablehnen, nur weil Marc es gern so haben will.
»Also?« Arabella sieht mich an. »Nehmen Sie die Rolle nun oder nicht?«
Ich kaue an meinem Daumennagel. »Das würde ich gern, aber ich muss es mir zuerst überlegen.«
Ich spüre, wie Marc sich neben mir versteift.
»Und Sie können Ihre Entscheidung nicht jetzt gleich treffen?« Ich glaube einen Anflug von Verärgerung in ihrer Stimme zu hören, was ich auch verstehen kann. Schließlich bringe ich mit meinem Zögern ihren Artikel ins Stocken.
»Ich wünschte, ich könnte Ja sagen, aber ich kann die Entscheidung nicht übers Knie brechen.«
»Die Regisseurin wird sehr bald an Sie herantreten. Wie auch immer Sie sich entscheiden, rufen Sie mich an, okay?«
»Das werde ich.«
»Oh, noch etwas«, fügt sie hinzu. »Die Presse hat Wind davon bekommen, dass Sie im Carlo abgestiegen sind. Eine ganze Horde Paparazzi hat schon vor dem Hotel Posten bezogen.«
»Wie ist das möglich?«, fragt Marc.
Arabella zuckt die Achseln. »Irgendjemand muss es ihnen erzählt haben.«
❧ 30
W enig später verlassen wir das Studio und gehen, jeder tief in seine Gedanken versunken, Hand in Hand die Korridore des Verlagsgebäudes entlang. Irgendwann lockert sich Marcs Griff um meine Finger.
»Marc? Bist du wütend auf mich, weil ich darüber nachdenke, die Rolle anzunehmen?«
Er sieht mich nur flüchtig an. »Ich kann nicht wütend auf dich sein, selbst wenn ich es wollte. Das solltest du inzwischen wissen. Aber ich mache mir Sorgen.«
»Sorgen?«
Er nickt. »Dass ich dich nicht beschützen kann, falls du meinen Ratschlag nicht annimmst.«
»Ich muss meine eigenen Erfahrungen machen, Marc. Ich muss selbst Entscheidungen treffen, selbst wenn sie falsch sind.«
Marc entzieht mir vollends seine Hand.
Im Erdgeschoss entdecke ich eine Toilette.
»Ich muss kurz zur Toilette.« Das stimmt zwar nicht, aber ich brauche einen Moment für mich allein. Außerdem muss ich dringend Jen anrufen.
Marc nickt knapp. »Ich warte im Wagen auf dich. Es ist ohnehin besser, wenn wir das Gebäude nicht gemeinsam verlassen.«
Da ist sie wieder, diese eisige Kälte.
Ich trete vor den Spiegel, streiche mir das Haar glatt und betrachte mein Gesicht. Meine Nase und meine Lippen sind gerötet. Ich bin den Tränen nahe.
Es ist alles in Ordnung , sage ich mir. Wir stehen noch ganz am Anfang. Natürlich gibt es da die eine oder andere Hürde. Aber nur gemeinsam genommene Hürden machen ein Paar erst stark, das hat meine Mutter immer gesagt. Allerdings hatte sie vermutlich nie mit einem Menschen vom Kaliber eines Marc Blackwell zu tun.
Unglücklicherweise habe ich kein Handysignal, deshalb bleibe ich einen Moment lang vor dem Spiegel stehen. Mein Verstand arbeitet auf Hochtouren. In diesem Moment tritt jemand aus einer der Kabinen.
Ich erstarre.
O Gott. Es ist Cecile.
Sie trägt weiße Jeans, hochhackige Reitstiefel und eine blaue Bluse. Sie sieht umwerfend aus.
Ich nehme all meine Würde zusammen und drehe mich zu ihr um. »Was machst du denn hier?«
Ihre Augen weiten sich bei meinem Anblick, wenn auch nur für den Bruchteil einer Sekunde, dann tänzelt sie wortlos zum Waschbecken und dreht den Hahn auf.
»Also?«
»Dasselbe wie du«, antwortet sie schließlich. »Ein Zeitungsinterview geben.«
»Und noch mehr Lügen über mich verbreiten?«
Sie schüttelt ihre nassen Hände und zieht ein Papiertuch aus dem Spender. »Die Wahrheit kann man so oder so sehen. Alles eine Frage der Perspektive.«
Ich spüre Wut in mir hochkochen. »Du weißt ganz genau, dass das, was du über mich erzählt hast, nicht stimmt. Wieso ziehst du so über mich her?
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