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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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zusammen, legte den Kopf leicht in den Nacken. Ihre Zähne blitzten, als wollte sie nach ihm beißen.
    Er schüttelte verwirrt den Kopf. »Ich bin müde.«
    Dabei war sie hergefahren. Und so weit war’s nichtgewesen – nach zweihundert Kilometern Fahrt hatte sie das Navigationsgerät sicher ans Ziel geführt. Manchmal erlaubte André sich noch, über solche Dinge zu staunen. Über Geräte, die so genau ans Ziel führten, die so entlegene Orte kannten. Manchmal staunte er auch darüber, was die moderne Medizin vermochte.
    Und manchmal musste er dennoch kapitulieren.
    André wandte sich von der Aussicht ab. Etwas weckte seine Aufmerksamkeit – ein schwarzer Fetzen weiter unten. Er kniff die Augen zusammen.
    »Was ist?«, fragte Sonja.
    »Nichts, ich dachte …« Sein Hirn war völlig übermüdet. Er sollte sich hinlegen und schlafen. Aber er sollte auch mit Sonja reden. Dr. Wittgenstein hatte recht. Es war gut, wenn er ein paar Wochen nicht arbeitete.
    Aber es war ganz und gar nicht gut, wenn ihm die Worte fehlten, Sonja endlich zu erzählen, warum er tatsächlich Urlaub hatte …
    »Ich dachte, ich hätte etwas gesehen.« Er zuckte mit den Schultern. Schaute noch mal hin. Der schwarze Fleck war verschwunden.
    Vielleicht eine Plastiktüte, die der Wind über den Strand trieb.
    »Hast du was dagegen, wenn ich mich hinlege?«
    »Nein, wieso? Warte, ich komm mit nach oben und bezieh unsere Betten.«
    Sie folgte ihm die Treppe hinauf. Oben gab es drei Schlafzimmer und zwei Bäder. Er fröstelte. Kam es ihm nur so vor, oder zog es durch alle Ritzen? Ihm war so kalt …
    »Wenn du mich fragst, sieht das Haus eher aus, alshätte es jemand von Cape Cod an die deutsche Ostseeküste versetzt.«
    »Cape Cod?«, fragte er nur verwirrt.
    »Oh, komm. Erinnerst du dich nicht mehr an unseren Urlaub vor zwei Jahren? Massachusetts? Dieses hübsche Hotel da oben am Meer? Wir sind zwei Nächte länger geblieben, weil es uns so gut gefiel.«
    Ja, jetzt erinnerte er sich wieder. Das Hotel war auch ein mit hellen Holzschindeln verkleidetes Gebäude gewesen, mit Schieferdach und einer verglasten Veranda, auf der sie gefrühstückt hatten.
    Nachts hatten sie sich im Rauschen der Wellen geliebt, die über sie hinwegbrandeten, und danach hatte Sonja ihn wochenlang geneckt, weil er sich über den Sand beklagt hatte, der überall war …
    Sein Lächeln war gequält, obwohl die Erinnerung … ja, die Erinnerung ließ in ihm den Wunsch erwachen, die Hand nach ihr auszustrecken.
    Aber erst schlafen …
    »Komm, leg dich hin.«
    Sie hatte das Bett bezogen, mit wenigen, effizienten Bewegungen. Sie schlug die Bettdecke zurück, schob ihn aufs Bett. Er ließ es mit sich geschehen. Sie küsste ihn auf die Stirn, ehe sie das Zimmer verließ. André ließ sich zur Seite fallen, grub die Hände unters Kissen. Sie war so gut zu ihm. Sie zeigte ihm ihre Liebe so unaufdringlich und zärtlich, dass es beinahe weh tat.
    Wie konnte sie ihn bloß lieben, wenn sie erst erfuhr, was er getan hatte?
    Könnte sie ihm das je verzeihen?
    * * *
    Sonja wusste nicht genau, was mit André los war. Seit Tagen, seit … ja, seit Isabels Hochzeit war er so.
    Sie hatte ein schlechtes Gewissen.
    Dabei waren sie sich in dieser Sache doch immer einig gewesen. Erlaubt war, was gefiel – und wenn der andere nicht da war, um Einspruch einzulegen, waren Abenteuer abseits der Ehe doch ebenso legitim wie gemeinsame Erlebnisse mit Dritten?
    Sie hatten das geklärt. Er hatte es akzeptiert, wie sie sein Abenteuer im Club Delight akzeptiert hatte. Und jetzt gab es ihren Pakt.
    Es fiel ihr nicht so schwer, wie sie anfangs gedacht hatte. Und im Strandhaus fehlte es eindeutig an Gelegenheiten.
    Sonja ging wieder nach unten. Sie stellte die Koffer und Reisetaschen beiseite, die sie im Flur einfach hatten fallen lassen. Auspacken konnte sie später. Jetzt war ihr erst mal nach einem Kaffee. Und dann wollte sie ihr Notebook auspacken, ihrer Lektorin eine Mail schreiben und danach arbeiten.
    Erstaunlicherweise ängstigte sie sich nicht vor der Arbeit. Sie freute sich darauf.
    André hatte recht – es sah nicht aus wie das Haus eines Verlegers. Oder doch? Während sie den Kaffee trank, spazierte sie durch die unteren Räume und inspizierte alles. Die Küche war eigentlich nur ein schlauchförmiger Raum, in dem sich gegenüber der Tür eine lange Küchenzeile erstreckte – und darüber waren Fenster. Wie praktisch, dachte sie amüsiert. Die Hausfrau durfte auch beim Spülen hinüber zum Meer

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