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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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sie ihn verpfiff. Ausgerechnet!
    Vorher hatte er pflichtschuldigst nach der Patientin geschaut, aber darum hatte sich inzwischen eine andere Schwester gekümmert. Wegen so einer Lappalie störte sie ihn!
    Dr. Wittgenstein kam ihm entgegen. »Kommen Sie mal kurz mit in mein Büro?« Er klang nicht unfreundlich, und kurz glaubte André, er hätte noch gar nichts erfahren.
    Aber Dr. Wittgenstein kam sofort zur Sache, nachdem er André einen Platz angeboten hatte. Er sank in den bequemen Ledersessel hinter seinem Schreibtisch, legte die Handflächen aneinander, betrachtete ihn kurz und sagte dann nur: »Dumm gelaufen, Herr Kollege?«
    Er breitete in einer hilflosen Geste die Arme aus. »Es tut mir leid. Das hätte mir nicht passieren dürfen.«
    »Hm«, machte Dr. Wittgenstein. Er stand auf und trat zu dem Kaffeevollautomaten, der auf einem Beistelltischchen stand. »Cappuccino gefällig? Espresso?«
    »Espresso, bitte.« André presste seine schweißnassen Hände zwischen die Oberschenkel. Er glaubte, noch immer Sonjas Geruch an den Fingern zu riechen, obwohl er sich zwischendurch gründlich die Hände gewaschen hatte.
    »Ich weiß ja, dass es Ihnen grad nicht besonders gutgeht. Zucker?«
    Er nickte.
    »Aber genau darum habe ich Ihnen ja gesagt, dass Sie sich Urlaub nehmen sollen.«
    »Ich hab meinen Urlaub ja eingereicht. Ich wollte … die Diktate wollte ich gerade noch fertigmachen, und Sie hatten mich doch um den Bericht gebeten, und …« Er verstummte. Es hörte sich alles nach Rechtfertigung an. Er fühlte sich mies.
    »Nun bleiben Sie mal ganz ruhig.« Dr. Wittgenstein stellte einen doppelten Espresso vor André auf den Schreibtisch. »Was Sie in den letzten Tagen durchgemachthaben, war nicht gerade leicht. Darum habe ich Ihnen ja geraten, Urlaub zu nehmen. Aber dass Sie den sofort in Ihrem Büro anfangen mussten, herrje …«
    Andrés Finger umschlossen die warme Tasse. »Es tut mir wahnsinnig, wirklich wahnsinnig leid«, sagte er leise. »Es kommt nie wieder vor.«
    »Das will ich wohl meinen.«
    Sein Blick ruckte hoch, doch Dr. Wittgenstein hob beruhigend die Hand. »Keine Sorge. Ich schmeiße Sie nicht raus. Wie gesagt … da ist in den letzten Tagen einiges ganz und gar nicht gut gelaufen. Darum möchte ich, dass Sie sich jetzt wirklich ein paar Wochen erholen. Und wenn Sie merken, dass Sie mehr Zeit brauchen, dann scheuen Sie sich nicht, darum zu bitten. Hier bricht schon nicht alles zusammen, wenn Sie nicht da sind.«
    Einen Augenblick lang war André sprachlos.
    »Danke«, flüsterte er schließlich.
    Das Gespräch war beendet. André trank den Espresso aus und stand auf.
    »Haben Sie mit Ihrer Frau schon darüber geredet? Über die … Angelegenheit?«
    Stumm schüttelte er den Kopf. Nein, es fehlten nicht nur die Worte. Er hatte das Gefühl, sie würde es nicht verstehen. Und vermutlich hatte sie auch keinen Kopf für seine Probleme. Später vielleicht, wenn sie in diesem Wunderhaus saßen, wenn sie wieder schrieb und glücklich war. Vielleicht konnte er ihr dann erzählen, warum ihn im Moment jeder Schritt durch die stillen Krankenhausflure innerlich schmerzte.
    Vielleicht konnte er ihr dann erzählen, welche große Dummheit er begangen hatte.
    »Wir boxen Sie da raus«, versprach Dr. Wittgenstein. Er begleitete André zur Tür.
    Irgendwie ließ ihn das Gefühl nicht los, dass es letztlich auch darum ging, wenn er jetzt Urlaub machte. Es war keine richtige Beurlaubung , aber sie schafften ihn aus der Schusslinie, damit er nicht noch mehr Unheil anrichten konnte.
    Gerade heute hatte er wieder eindrucksvoll bewiesen, wie unzurechnungsfähig er war.

5. Kapitel
    »Und? Wie findest du’s?«
    André drehte sich um. Er schüttelte den Kopf und versuchte, die Gedanken zu vertreiben, die unablässig in seinem Verstand kreisten. »Es ist … interessant.«
    Sie lachte.
    Manchmal fand er ihr Lachen unerträglich.
    »So kann man’s auch nennen …«
    »Ich meine … das ist das Haus deines Verlegers, ja?«
    Sie stellte sich neben ihn und blickte nach draußen. Direkt hinter der Veranda führten zwei Stufen hinab zu einem schmalen Pfad, der zwischen den Dünen direkt zum Strand führte. »So wurde es mir zumindest erzählt, ja.«
    Er betrachtete ihr Spiegelbild in der Scheibe der Fenstertür. »Ich hatte es mir anders vorgestellt. Mehr … dunkles Holz, Samtplüschsessel, deckenhohe Bücherregale …«
    Sie lachte wieder. Er ließ sie nicht aus den Augen, spürte sie dicht neben sich stehen. Sie kniff die Augen

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