Verbotene Lust
Verfügung. Sie verstand schon, was er ihr unterschwellig zu sagen versuchte.
Vor wenigen Monaten hätte sie sich mit dem Champagner gar nicht aufgehalten. Sie hätte sich ihm genähert, hätte ihm kleine Sauereien ins Ohr geflüstert und ihn ins Schlafzimmer geführt. Vor ein paar Monaten hätte sie jetzt schon mit gespreizten Schenkeln auf dem Rücken gelegen und ihn in sich gespürt.
Die Zeiten hatten sich geändert.
»Manchmal finde ich, meiner Wohnung fehlt was.«
Sie lächelte. Oh, sie wusste zu gut, was jetzt käme. In diesem Spiel aus Worten war sie Meisterin. Und sie musste sich nur darauf einlassen. Einfach die Kontrolle abgeben und sich ganz seinen Worten und Gesten ergeben …
Seine Finger streichelten ihre nackte Schulter. Sonja erschauderte, und das schien Gregor zu ermutigen, näher zu rücken.
»Ich habe in den letzten beiden Wochen ständig an dich denken müssen«, murmelte er, beugte sich vor und küsste sie dort, wo ihre Haut noch von seiner Berührung brannte. Seine Lippen fuhren über ihr Schlüsselbein, verharrten kurz an ihrer Kehle, ehe sie sich auf ihren Hals legten.
Sie zuckte zusammen. Champagner kippte auf ihren Schoß, und sie fluchte leise. Gregor zog sich zurück; als sie aufblickte, betrachtete er sie nachdenklich.
»So geht das nicht«, flüsterte sie. »Entschuldige, aber …«
Sie brauchte nicht weiterzusprechen. Gregor stellte seine Champagnerflöte auf den Tisch. Er ging in die angrenzende Küche und kam mit einem Lappen zurück. Notdürftig tupfte er die Champagnerflecken von ihrem Schoß, während Sonja die Hände nach oben hielt.Tropfen der perlenden Flüssigkeit rannen an ihrem rechten Handgelenk herunter. Es kitzelte. Und es war alles andere als erotisch.
»Tut mir leid«, wiederholte sie. Gregor kniete vor ihr und blickte auf; in seinem Blick las sie etwas Schmerzliches, Verletztes. Sie wandte den Kopf ab, weil sie es nicht ertrug.
»Mache ich etwas falsch?«
Sie schüttelte stumm den Kopf. »Nein«, flüsterte sie mit erstickter Stimme.
Nein, er machte alles richtig. Das war ja das Schlimme.
Als er sie jetzt an der Schulter berührte, war es keine erotische Geste, keine Verführung. Es war ein Trost, und sie gab sich diesem Trost hin, legte die Wange gegen seine Hand und schloss müde die Augen.
»Du musst es mir nicht erzählen«, sagte er leise. »Nur … bleib bei mir heute Nacht. Ich will nicht, dass du allein heimfährst.«
»Aber was soll ich hier?«, widersprach sie.
Er lächelte. Sie war ihm so dankbar, dass er sie nicht einfach vor die Tür setzte, weil sie seinen Erwartungen nicht entsprach. Halt, das war falsch. Sie entsprach nicht den Erwartungen, von denen sie glaubte, dass er diese an sie hatte.
»Vielleicht sollst du einfach heute Nacht nicht allein sein.«
Wie sehr er damit recht hatte, wurde ihr erst bewusst, als sie begann zu weinen.
Gregor nahm sie in die Arme. Er streichelte ihren Rücken, drückte ihr Gesicht gegen seine Brust. Wiegte sie, summte leise. So wenig war nötig, sie zu trösten.
Sie hob ihm das Gesicht entgegen. Wollte ihn küssen, obwohl ihre Tränen salzig schmeckten.
Er legte einen Finger auf ihre Lippen. »Nicht«, flüsterte er. »Es ist besser so.«
Und danach sagten sie nichts mehr. Er war für sie da, und sie fühlte sich sicher.
Es war tatsächlich besser so.
Wenn bloß André auch so vernünftig blieb, dachte sie erschöpft.
12. Kapitel
Marlene schlich die Treppe nach oben. Sie schaltete das Licht in ihrem Schlafzimmer ein. Ehe sie sich entkleidete und aufs Bett legte, stellte sie die schwarze Reisetasche mit den Utensilien ans Fußende. Sie öffnete die Tasche und begann, die verschiedenen Gerätschaften herauszunehmen.
Manches war eher harmloser Natur. Ein Rosshaarpaddle. (Sicher sehr schmerzhaft, aber sie wollte es nicht anders.) Ein Analplug. Es gab aber auch härtere Sachen: ein Stück Ingwer zum Beispiel. Sie lächelte, als sie es aus der Plastiktüte befreite. Den Ingwer hatte sie schon am Nachmittag vorbereitet und in Form geschnitten. Das Ingwerstück legte sie neben den Analplug.
Sie hoffte, André wusste etwas damit anzufangen. Sonst würde sie es ihm schon sagen.
Sie zog sich aus, legte ihre Sachen sorgfältig auf den Korbsessel, schlug die Bettdecke zurück und legte sich aufs Bett. Es war kühl im Schlafzimmer; sie wusste, dass auch das schon zu ihrem Spiel gehörte.
Bald wurden ihre Füße kalt, und sie war versucht, ihre Hände unter den Po zu schieben. Sie schloss die Augen und
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