Verbotene Lust
erregte ihn über die Maßen.
Wie hatte er auch nur einen Augenblick glauben können, dass er ihr widerstehen konnte?
* * *
»Du siehst nachdenklich aus.«
Fast hätte Sonja gelacht. O ja, bestimmt sah sie nachdenklich aus.
Vielleicht war sie auch einfach nur müde.
Das Essen war hervorragend gewesen, der Wein, den auszusuchen sie Gregor überlassen hatte, vorzüglich. Sie hatten die erste Flasche vollständig geleert, und darauf hatte er sogleich eine zweite geordert. Sie merkte den Wein. Sie versank in seinen unergründlichen Augen, und sie hätte sich allzu gerne in seinen Worten verstrickt.
Als er sich zwischen Hauptspeise und Nachtisch kurz entschuldigte, hatte sie versucht, André zu erreichen. Nach dem vierten Klingeln sprang die Mailbox an, und sie legte auf. Egal.
Sie wollte sich amüsieren.
Mit Gregor ging das. Er konnte bezaubernd erzählen, obwohl sie ihm nur die Hälfte dessen, was er sagte, glaubte. Nach der Geschichte mit dem Love Hotel hatte sie Zweifel, ob er überhaupt Gregor hieß. Vielleicht war auch das nicht wichtig. Vielleicht war er einfach ein Fremder, der ihr vertraut genug war, dass sie über Nacht mit zu ihm fahren wollte.
»Und was macht dein Mann heute Abend? Warum ist er nicht in Hamburg?«, fragte er plötzlich.
Sie war verblüfft. »Ich wusste nicht, dass du von André weißt.«
Er lächelte. Wieder war da dieses Wehmütige in seinem Blick, von dem sie fürchtete, es könnte ihrer ungezwungenen Liebschaft die Leichtigkeit nehmen.
»Du hast nicht von ihm erzählt, aber du trägst den Ring. Wenn du ihn nicht trägst, um dich interessant zumachen – und ich halte dich nicht für eine Frau, die es nötig hätte, sich interessant zu machen –, musst du wohl verheiratet sein. Und ich frage mich, wo Mr Sonja wohl steckt.«
Sie umschloss ihre Rechte. Den Ring vergaß sie tatsächlich, weil er in den vergangenen vier Jahren zu einem Teil von ihr geworden war. Sie legte ihn nie ab.
»Ich mag dich trotzdem«, sagte er leise. »Weißt du, es passiert selten, dass man Menschen begegnet, denen man sich von Anfang an so … verbunden fühlt.« Er griff über den Tisch. Seine Finger umschlossen ihre Hand, und sie entzog sich ihm nicht. »Ich habe nichts dagegen, dass du verheiratet bist. Lass uns einfach zu mir fahren, und dann …«
Er sprach nicht weiter.
Und dann ficken wir, bis morgen früh die Sonne aufgeht, dachte sie. Und es erstaunte sie, wie sehr ihr der Gedanke gefiel.
»Bezahlst du?«, fragte sie sanft und lächelte.
Er winkte dem Kellner und bat um die Rechnung.
Hundert Meter weiter war ein Taxistand. Sie stiegen in das einzige wartende Taxi. Sonja strich über ihren Oberschenkel. Ihre Hand traf seine, und sie lächelte, ohne ihn anzusehen. Es war so einfach.
Gregor wohnte in einem möblierten Apartment. »Mach es dir bequem, ich schau mal, ob ich einen Wein habe, den ich einer Klassefrau anbieten kann«, sagte er, nachdem er ihr den Mantel abgenommen hatte. Sie spürte seine Hand, die eine Sekunde in ihrem Kreuz ruhte. Sonja lächelte.
O ja, so einfach war das.
Und er hatte Stil! Wie oft hatte sie es schon erlebt,dass die Männer, kaum dass sie die Wohnung (oder das Hotelzimmer) betreten hatten, jedes gute Benehmen vergaßen, das sie vorher vielleicht an den Tag gelegt hatten. Manchmal schätzte Sonja es, wenn man schnell zur Sache kam. Aber heute war es ihr lieber, wenn er das Spiel ein wenig hinauszögerte. Dass er ihr Zeit gab, darüber nachzudenken, was sie tat.
Auch wenn es nicht gerade gut war, darüber nachzudenken.
Sie stand im Wohnzimmer am Fenster. Ein riesiges Panoramafenster, das bis zum Boden reichte und ihr das Gefühl gab, über der Hamburger Nacht zu schweben. Sie stützte sich mit einer Hand an der Scheibe ab. Mehr trennte sie nicht von der eisigen Nacht. Sie sah ihr Spiegelbild, das sich vor der Schwärze der Nacht abzeichnete. Ihr wurde plötzlich schlecht.
»Hier.« Gregor reichte ihr ein Glas und schenkte Champagner ein. »Ich hoffe, der ist nach deinem Geschmack.«
Sie war sicher, dass er eine gute Wahl getroffen hatte.
»Wollen wir uns nicht setzen?«
Sie ging zum Sofa und setzte sich. Ein teures Designersofa – wie alles in diesem Apartment nur vom Feinsten. Gregor hatte ihr inzwischen ein bisschen von sich erzählt – dass er sein Geld als Fondmanager verdiente, dass er oft in Hamburg war, aber nur wenige Tage blieb. Vom Love Hotel sprach er nicht.
Er war reich, sexy – und stünde ihr immer, wenn ihr der Sinn danach stand, zur
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