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Verbotene Lust

Verbotene Lust

Titel: Verbotene Lust Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jule Winter
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Revier kommen, damit wir Ihre Aussagen aufnehmen können.«
    Er wünschte, sie ließen ihm wenigstens zwei Minuten mit Sonja. Wenigstens diese kurze Zeit, um ihr zu versprechen, dass er nichts hiermit zu tun hatte. In jedem ihrer Schritte spürte er ihre Verunsicherung, ihre Angst, dass er es war, der dieses Gemetzel angerichtet hatte.
    Wer sonst?
    Zwei Minuten, in denen er sie beschwor, ihm zu glauben, und nicht dem, was das Haus erzählte.
    »Kommen Sie.«
    Als er jetzt nach Sonjas Hand tastete, verschränkte sie die Arme vor der Brust. Ihr Blick ruhte auf ihm, als überlegte sie, ob er hierzu fähig war. Etwas Fremdes blitzte darin auf. Sie versuchte, nicht zu glauben, was sie sah.
    Aber er fürchtete, dass sie ihr Urteil über ihn längst gefällt hatte.
    »Sonja«, flüsterte er, doch sie wandte sich ab. Eine Polizeibeamtin führte sie die Treppe herunter. Er folgte ihnen, und als er auf die Veranda trat, sah er, wie sie in einen Streifenwagen stieg.
    Sie schaute nicht zurück.
    »Das Alibi Ihrer Frau hat sich inzwischen bestätigt«, sagte Kommissar Eichinger. Er trat neben André. »An Sie habe ich noch einige Fragen …«
    »Ja«, sagte er nur. »Ja, ich weiß.« Fast hätte er die Hände ausgestreckt, damit der Kommissar ihm Handschellen anlegen konnte.
    Habe ich ihr das angetan?, fragte er sich. Habe ich Marlene getötet?
    Aber wenn es so war – wo war dann ihre Leiche?
    * * *
    Es dauerte Stunden, bis die Befragung abgeschlossen war, und danach musste sie noch mal warten, bis Isabel aus Hamburg kam.
    Sie hatte Angst, sich in diesem Zustand hinters Steuer zu setzen, zumal die Beamten den Lexus ebenfallsbeschlagnahmt hatten. Und in ihre Wohnung könne sie auch nicht, erklärte man ihr – dort mussten ebenfalls Spuren gesichert werden.
    Ihr Kopf dröhnte. Sie wollte die Beamten anbrüllen. Seht ihr denn nicht, was wir euch erzählt haben? Versteht ihr nicht, was wir sagen? Dass Marlene zwar den Wagen einmal geliehen hat, aber auf keinen Fall in der Wohnung gewesen sein kann?
    Seht ihr nicht, dass André unschuldig ist?
    Aber wie konnte sie noch an seine Unschuld glauben, wenn alles gegen ihn sprach?
    »Es tut mir so leid, Liebes.« Isabel umarmte sie, hielt sie einfach fest. Sonja erlaubte sich kurz, ihr Gewicht an Isabel anzulehnen, aber dann straffte sie sich.
    Keine Tränen.
    Sie hatte sich geschworen, nicht zu heulen. Nicht, bis das hier vorbei war.
    »Was ist mit André?«, fragte Isabel, als sie im Auto saßen. Sonja hielt ihr Notebook umklammert. Sie hatte es mit Zähnen und Klauen gegen den Zugriff der Polizei verteidigt, hatte sogar mit ihrem Anwalt gedroht – bis man nachgab und es ihr ließ. Vermutlich war sie ohnehin aus dem Schneider, weil sie über Nacht bei Gregor gewesen war.
    Gregor. Auch ihn musste sie anrufen, sich bei ihm entschuldigen.
    Aber eins nach dem anderen.
    Zuerst wollte sie André aus der Sache rausholen.
    »Sie hatten noch Fragen an ihn. Ich weiß nicht, was mit ihm ist.«
    Zehn Minuten fuhren sie schweigend. Es wurde langsam dunkel, und Isabel konzentrierte sich auf dieStraße. Es begann zu schneien, winzige Flocken, die wie Hagelkörner auf die Windschutzscheibe prasselten und in Wellen über die Straße fegten.
    »Glaubst du …«
    »Nein«, unterbrach Sonja sie, ehe Isabel weitersprechen konnte. »Um Himmels willen, nein, das glaube ich nicht.« Und nach kurzem Schweigen fügte sie müde hinzu: »Ich weiß es nicht.«
    Isabel nickte stumm. Wieder fuhren sie durch die Nacht, ohne ein Wort zu sagen. Sonjas Finger strichen über den Markenschriftzug auf dem Notebook. Sie wusste nicht, wie sie erklären sollte, dass sie an Andrés Unschuld glaubte.
    Sie war doch nicht seit vier Jahren mit einem Monster verheiratet!
    »Daniel ist an der Sache dran. Er hat telefoniert, als ich wegfuhr. Vielleicht weiß er inzwischen mehr.«
    Sonja nickte erschöpft.
    »Möchtest du erst mal bei uns bleiben?«
    »Nein.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich nehme mir ein Hotelzimmer.«
    Sie wollte allein sein. Aber zugleich hatte sie Angst vor dem Alleinsein. Sie fürchtete, dass sie dann erst recht begann, an André zu zweifeln.
    »Also gut. Aber nur für eine Nacht«, flüsterte sie.
    Isabel nickte. Ihr Lächeln war zaghaft.
    * * *
    »Findest du nicht, du solltest langsam auch ins Bett kommen?«
    Isabel konnte das Gähnen kaum unterdrücken. Sielehnte sich, nur mit einem kurzen Nachthemd bekleidet – von dem sie wusste, dass Daniel es liebte –, an den Schreibtisch.
    Er hob die Hand und bedeutete

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